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Digitalisierung lässt Branchengrenzen verschwimmen – Plattformanbieter sind die Sieger

Künftig arbeiten erfolgreiche Unternehmen nicht mehr als isolierte Organisationen, sondern als Teil einer digitalen „Wir-Ökonomie“. Diese neue Wirtschaftsform basiert auf digitalen Plattformen und vernetzten Systemen, die die bisherigen Grenzen unterschiedlicher Industriezweige verschwimmen lassen. Accenture spricht in ihrer „Technology Vision 2015“ von einer 180-Grad-Wendung in der Art wie wir arbeiten und leben.

 „Zuletzt konnten wir noch beobachten, wie große Unternehmen durch Digitalisierung Prozesse und Transaktionen beschleunigten und enger an Geschäftspartner und Kunden herangerückt sind“, sagt Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture Deutschland. „Nun aber gilt: Every business is a digital business. Mit digitaler DNA ausgestattet, geht es jetzt darum, sich in größere digitale Ökosysteme zu bewegen und die nächste Generation an Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen zu entwickeln.“

Eine Accenture-Studie unter mehr als 2.000 IT- und Business-Entscheidern untermauert diese Einschätzung. Vier von fünf Befragten sehen demnach im Zuge der rasant fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung bisherige Branchengrenzen verschwimmen. Während 60 Prozent mit neuen Partnern der eigenen Branche zusammenarbeiten wollen, suchen 40 Prozent digital kompetente Partner außerhalb ihrer Industrie. Knapp jeder zweite Befragte zählt bei digitalen Technologieplattformen künftig auf die Zusammenarbeit mit etablierten Kompetenzführern.

Ein Beispiel dafür liefert der Medizintechnik-Hersteller Philips. Gemeinsam mit einem Technologiepartner entwickelt das Unternehmen eine Cloud-basierte Plattform für eine vernetzte Gesundheitsversorgung, die die Interoperabilität von Geräten und Daten unterstützt. Die Plattform ermöglicht eine enge Kooperation zwischen behandelnden Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern mit den Patienten. Diese können über ihre Handhelds eine aktivere Rolle bei ihrem eigenen Gesundheits-Management übernehmen. Dadurch generiert Philips neues Umsatzpotenzial, das im Alleingang nicht möglich wäre.

Grafik: Accenture

Grafik: Accenture

Die Accenture Technology Vision 2015  definiert fünf Trends:

Das „Internet of Me“: Leben in einer hochgradig personalisierten Welt. Vernetzte Autos, vernetzte Fernseher und vernetzte Wearables liefern Daten über die persönliche Erlebniswelt der Nutzer. Daraus können Unternehmen hochgradig personalisierte Angebote entwickeln – immer vorausgesetzt, sie missbrauchen das Vertrauen ihrer Kunden nicht. Für 60 Prozent der Teilnehmer an der Accenture-Studie zahlen sich Investitionen in Personalisierungs-Lösungen aus.

Die neue Ergebnis-Orientierung: Hardware bringt harte Fakten. Intelligente Hardware schließt die letzte Lücke zwischen dem digitalen Business und der physischen Welt. Das Internet der Dinge ermöglicht bereits das Zusammenspiel von Sensoren und Produkten. Künftig geht es nicht mehr darum, Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen, sondern die Ergebnisse, die das Zusammenspiel von Hard- und Software möglich machen. „Digital Disrupters“ haben das verstanden. 84 Prozent der Befragten geben an, zunehmend besser zu analysieren, was ihre Kunden mit der Nutzung vernetzter Produkte und Services erreichen wollen.

Die Plattform (R)evolution: Wirtschaftssysteme definieren, Industrien neu definieren. Digitale Industrieplattformen schaffen die Grundlage für Innovationen und disruptives Wachstum. Plattform-basierte Unternehmen profitieren stärker von der Digitalisierung als andere, wobei der Schlüssel auch hier wieder in der Integration digitaler Business-Partner liegt. Cloud und mobile IT eröffnen neue Möglichkeiten für Industrie-übergreifende Kooperationen. Kurz gesagt: Plattform-basierte Systeme bestimmen die Konkurrenzfähigkeit. 75 Prozent der Studienteilnehmer gehen davon aus, dass die nächste Generation an Plattformen nicht von den großen Tech-Unternehmen herausgebracht wird, sondern von Vorreitern aus der Industrie.

Intelligente Unternehmen: Riesige Datenmengen + smartere Systeme = besseres Business. Bisher unterstützen intelligente Software-Lösungen Menschen dabei, schneller bessere Entscheidungen zu treffen. Big Data und Fortschritte bei Rechenleistung, Data Science und kognitiven Technologien werden es künftig Maschinen ermöglichen, bessere Entscheidungen zu finden. 80 Prozent der Befragten sprechen von der Ära einer Software-Intelligenz, in der Anwendungen und Tools der menschlichen Denkweise immer ähnlicher werden.

Belegschaft der Zukunft: Zusammenarbeit an der Mensch-Maschine-Schnittstelle. Schon jetzt befähigt die Technologie immer mehr Sachbearbeiter zu Aufgaben, die vormals IT-Fachleute ausgeführt haben. Wearables, smarte Maschinen und natürliche Schnittstellen eröffnen nun ganz neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Für 78 Prozent der Befragten zeichnet sich die erfolgreiche Führungskraft der Zukunft durch ihre Fähigkeit aus, diese Art von Collaboration zu managen.

„Erfolgreiche Entscheider konzentrieren sich künftig nicht mehr allein auf das interne Potenzial ihres Unternehmens. Sie richten den Blick auch nach außen, um Teil eines digitalen Ökosystems mit den richtigen Partnern zu werden“, prognostoziert Riemensperger. „Es entstehen neue, digitale Kontrollpunkte, die wir nicht den Internetgiganten überlassen sollten. Für Unternehmen ist es jetzt an der Zeit, ihren Platz im neuen Ökosystem zu finden. Nur so wird die deutsche Industrie ihre starke Position im globalen Wettbewerb behaupten, wenn nicht sogar ausbauen können.“

In der Technology Vision benennt Accenture seit rund 15 Jahren die wichtigsten IT-Trends. Die aktuelle Ausgabe bezieht Input des Technology Vision External Advisory Board mit ein. Dieses Board versammelt mehr als 20 Entscheider und Entrepreneure aus Privatwirtschaft und öffentlicher Hand, Wissenschaft, Venture Kapitalisten und Start-Ups. Das Technology Vision-Team hat fast 100 Experten-Interviews durchgeführt. Zudem hat Accenture weltweit rund 2.000 Business- und IT-Entscheider befragt.

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