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Banken in der Digitalisierungsfalle – Start-ups stehlen ihnen die Show

Die Innovationskultur in klassischen Bankhäusern muss dringend vorangetrieben werden, damit die Weichen für ein nachhaltiges und steuerbares Geschäftsmodell gestellt werden können. Banken dürften den Anschluss an aufstrebende Start-ups nicht verlieren, sonst landen sie in der Digitalisierungsfalle, erklärt die Managementberatung Horváth & Partners Österreich.

„Digitale Innovationen und Digitalisierung sind keine Empfehlung mehr für die Zukunft, sondern bereits heute eine existenzielle Voraussetzung für das wirtschaftliche Überleben“, sagt Michael Hilbert von Horváth & Partners Österreich.

Technologischer Fortschritt, die anhaltende Niedringzinsphase sowie strenge Regulatorien stellen den gesamten Finanzsektor vor große Herausforderungen. Banken müssten deshalb rasch umdenken, um weiterhin erfolgreich zu sein. „Eine kreative Idee alleine reicht noch lange nicht aus. Vielmehr muss das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines stetigen Innovationsprozesses in der DNA einer Bank fest verankert werden. Banken müssen Innovation leben“, fordert  Hilbert.

Start-ups stehlen den Großen die Show

Die Banken in Europa stöhnen derzeit unter den dauerhaft niedrigen Zinsen und dem zunehmenden regulatorischen Druck. Neuartige Finanzdienstleister nutzen das aus und punkten mit hoher Benutzerfreundlichkeit und Kundenorientierung. „Innovative Fintechs sind klein und wendig wie Schnellboote, und dabei äußerst attraktiv für den Kunden. Aufgrund ihrer simplen Struktur genießen sie Kostenvorteile und können regulatorische Vorgaben noch leichter erfüllen als der traditionelle Bankensektor“, erklärt Hilbert.

"Eine kreative Idee alleine reicht noch lange nicht aus. Vielmehr muss das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines stetigen Innovationsprozesses in der DNA einer Bank fest verankert werden. Banken müssen Innovation leben", fordert Michael Hilbert, Head of Financial Industries bei Horváth & Partners Österreich.

Michael Hilbert, Head of Financial Industries bei Horváth & Partners Österreich.

Die Start-ups suchten sich gezielte Produkte entlang der Wertschöpfungskette und minimieren damit ihre regulatorischen Verpflcihtungen. Es sei heutzutage problemlos möglich, aus der eigenen Wohnung am Sonntagabend ein Girokonto innerhalb von 15 Minuten zu eröffnen. Insbesondere für die junge, Internet-affine Generation seien Angebote dieser Art eine willkommene Alternative.

„Finanz-Start-ups sprießen derzeit wie Pilze aus dem Boden“, sagt der Berater. „Viele von ihnen werden allerdings in einigen Jahren wieder von der Bildfläche verschwunden sein. Ausschlaggebend für eine nachhaltige Etablierung auf dem Markt ist es, einen gesunden, kostenschonenden Wachstumspfad zu finden.“

Datenauswertung zum Vorteil des Kunden

Einige Bankhäuser haben bereits mit Digitalisierungsoffensiven begonnen. Das ist jedoch erst der Anfang: „Aufgabe jeder Bank muss es sein, ihr Innovationsmanagement zu intensivieren, zielgerichtet zu steuern und laufend in neue Entwicklungen zu investieren – hier muss für die Banken der Blick über den eigenen Tellerrand in andere Industrien, die seit Jahrzehnten erfolgreich diesen Weg verfolgen, hinausgehen. Nach einem gelungenen Projekt stehen zu bleiben und abzuwarten, wäre fatal“, warnt Hilbert.

Auch die immer größer werdende Menge an Daten spielt eine gewichtige Rolle. Die nutzenorientierte Auswertung und Analyse von Daten zum Vorteil der Kunden stellt für Banken ein in der Zukunft potentiell attraktives Geschäftsfeld dar.

„Für geringe Pauschalen könnten Banken ihren Kunden einen exzellenten Service anbieten, indem sie ihnen mithilfe großer Datenmengen einen handfesten Mehrwert liefern. Zahle ich für meine vier Wände eine höhere Miete als andere Bewohner in meinem Grätzl? Oder: Entspricht die monatliche Stromrechnung meinen aktuellen Lebensverhältnissen? All das sind Fragen, die – vorausgesetzt der Kunde ist damit einverstanden – innovative Bankhäuser mit einer modernen IT-Abteilung problemlos beantworten und somit eine Win-Win-Situation erzeugen könnten.“

 

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