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Flüchtlingskrise verdeutlicht Notwendigkeit zur stärkeren Digitalisierung der Verwaltung

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Bildquelle: BearingPoint

Trotz zahlreich angestoßener positiver Maßnahmen der Bundesregierung wird durch die aktuelle Flüchtlingskrise erneut deutlich, dass der öffentlichen Verwaltung noch immer die Agilität und digitale Reife fehlt, um auf solche Großereignisse möglichst schnell und effizient zu reagieren. Denn noch immer gibt es keine durchgängige IT-Unterstützung in Deutschland, die alle Behörden, einschließlich der Ausländerbehörden, miteinander vernetzt und Daten auf einer Plattform für eine zentrale Projektsteuerung zugänglich macht.

Darüber diskutierten auch die Teilnehmer des 20. Ministerialkongresses der Management- und Technologieberatung BearingPoint am 10. und 11. September in Berlin. Vereinzelt verfügen Behörden zwar bereits über modernste IT-Systeme, allerdings sehr fragmentarisch und ohne weiterführende Vernetzung, so der Tenor auf dem Kongress. Die meist veraltete IT entspricht noch nicht den Anforderungen einer leistungsfähigen Gesellschaft, in der Prozesse nicht bei Zuständigkeitsgrenzen aufhören.

Ebenso zeige die Flüchtlingskrise, dass die Verwaltung trotz ihrer umfassenden Personalstärke große Schwierigkeiten hat, Mitarbeiter für dringliche Aufgaben – in diesem Fall im Bundesamt für Migration und in den Ausländerbehörden – zur Verfügung zu stellen. Deshalb werden nun mehrere Tausend Stellen ausgeschrieben.

Digitale Agenda wird nicht hinreichend umgesetzt

Weiteres großes Thema des Kongresses war die Umsetzung der Digitalen Agenda. Tenor: tolle Agenda, aber de facto passiert kaum etwas. Das zeige sich zum Beispiel am definierten Vorhaben die 100 wichtigsten Dienstleistungen zu digitalisieren und online für alle Bürger verfügbar zu machen. Bislang bestehe lediglich ein Flickenteppich an digitalen Dienstleitungen ohne homogene Prozesse und IT-Systeme. Die Online-Dienstleistungen sollten aber in Cottbus genauso wie in München angeboten werden, so ein Kongressteilnehmer.

Als Beispiel eines wichtigen Großprojekts im Bereich Verwaltungsmodernisierung wurde vielfach die Bundesrechenzentrumskonsolidierung genannt. Zum 1. Januar 2016 werden auf Druck der Politik die drei großen IT-Dienstleister des Bundes fusionieren – eine einmalige Chance, ressortübergreifend IT-Systeme zusammenzubringen.

Dazu ein Statement von Jon Abele, Partner bei BearingPoint:

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Jon Abele, Partner bei BearingPoint

„Die Digitalisierung der Verwaltung ist keine Revolution, sondern eine Evolution. Es geht nicht um den Big Bang, sondern darum, in vielen kleinen bundesweit abgestimmten Schritten und Teilprojekten die Verwaltung insgesamt handlungsfähiger und effizienter zu machen. Dies gelingt nur durch eine stärkere bundesweite Vernetzung und Zentralisierung von Dienstleistungen, bessere IT-Lösungen und Plattformen sowie weniger Barrieren. In anderen Bereichen der Wirtschaft wurde im Zusammenhang der Digitalisierung häufig der Begriff Disruption verwendet – technologische Innovationen, die die Regeln der Branche radikal verändern. Die Verwaltung tut sich schwer, disruptive Innovationen zu erzeugen oder zu nutzen. Es fehlt oft an wirklichem Veränderungsdruck oder -anreiz. Bei Krisen oder größeren Herausforderungen wie der Wiedervereinigung, der Finanz- und Eurokrise – und hoffentlich jetzt in der Flüchtlingskrise – haben Politik und Verwaltung jedoch bewiesen, dass sie schnelle Entscheidungen treffen können. Der Zeitpunkt für eine Beschleunigung der Digitalisierung ist günstig. Viele Verfahren stehen heute einer höheren Effizienz und Agilität der Verwaltung entgegen. Behörden dürfen nicht dauerhaft an allen traditionellen Aufgaben und Prozessen kleben.“

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