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VOICE fordert stärkere Berücksichtigung von Anwenderinteressen und schnellere Standardisierung

VOICE Bundesverband der IT-Anwender e. V. nimmt Stellung zu folgenden aktuellen Themen: Sicherheit, Industrie 4.0, e-Health und autonomes Fahren. Grundtenor der von VOCIE entwickelten Positionen: Es braucht eine bessere Balance zwischen Anbietern und Anwendern sowie ein Mehr an Standardisierung, um in den genannten Feldern innovativ voranzukommen.

Dr. Thomas Endres, Voristzender des Präsidiums der VOICE - Verband der IT-Anwender e.V.

Dr. Thomas Endres, Voristzender des Präsidiums der VOICE – Verband der IT-Anwender e.V.

 „Mit unserer Stellungnahme zu diesen aktuellen Themen wollen wir vor allem erreichen, dass die Interessen der Anwenderunternehmen stärker berücksichtigt werden und die IKT-Industrie deutlich stärker Richtung Standards gedrängt wird. Die großen Aufgaben, denen sich  praktisch alle Unternehmen im Zuge der Digitalisierung gegenübersehen, lassen sich viel effektiver bewältigen, wenn in möglichst vielen Bereichen möglichst schnell internationale Standards geschaffen werden“, erklärt Dr. Thomas Endres, Vorsitzender des VOICE-Präsidiums. VOICE tritt auch deshalb für eine stärkere und frühere Berücksichtigung der Anwenderinteressen ein, weil ein frühzeitiger intensiverer Austausch die tatsächlichen Bedürfnisse der Anwender verdeutlichen und so nutzbare Innovationen beschleunigen würde.

Sicherheit – VOICE plädiert für Paradigmenwechsel

 

Heute wird der Grad an erreichbarer Sicherheit (safety und security) im Wesentlichen durch die Produkte und Services der IKT-Industrie bestimmt. Doch gewährleisten müssen den sicheren Geschäftsbetrieb gegen Störungen, Sabotage, Datendiebstahl usw. allein die IKT anwendenden Unternehmen. Sie haften  nicht nur gegenüber dem Gesetzgeber, sondern auch gegenüber ihren Kunden. Das hat zur Folge, dass allein die Anwenderunternehmen gerade angesichts der neuen IKT-Trends Digitalisierung, Web- und Cloud-Computing ihre Ausgaben für IT-Sicherheitslösungen immer weiter erhöhen müssen.

VOICE tritt für einen Paradigmenwechsel ein: Künftig legen die IT-Anwenderunternehmen fest, welche Anforderungen sie in Bezug auf ihren sicheren, digitalisierten und vernetzten Geschäftsbetrieb, die Kundendaten und bezüglich ihrer Produkte/Services haben. Die einschlägigen Behörden des Bundes unterstützen diese Anforderungen und die IKT-Industrie stellt entsprechende Lösungen bereit

VOICE schlägt vor:

  • Verbindliche Sicherheitsstandards für wesentliche Bestandteile der digitalisierten und vernetzten Produktion sowie für digitale Produkte und Service zu schaffen.
  • Eine eigenständige, regulierte und sichere Netzumgebung als Grundlage für die vernetzte Produktion, Produkte und Service mit hohen Sicherheitsstandards aufzubauen, in der u.a. eine eindeutige urheberbezogene Identifizierung der gesamten technischen Kommunikation sichergestellt ist.
  • Die private Nutzung des Internets und die Nutzung durch IT-Anwenderunternehmen sowie den Gebrauch der von ihnen angebotenen digitalen Produkte und Services ist rechtlich differenziert zu behandeln.
  • Verbindliche Sicherheits­standards und ‑kriterien in Bezug auf technische Laufzeitumge­bungen, Softwarekomponenten und Schnittstellen zu definieren.

VOICE hält gesetzgeberische Initiativen in Deutschland und in der EU für notwendig, die diese Anliegen unterstützen. Die Internationalität der VOICE Mitgliedsunternehmen und der IKT-Anbieter sowie die verschiedenen bi- und multinationalen Handelsabkommen lassen entsprechende Verein­ba­rungen unverzichtbar erscheinen.

Industrie 4.0 – Balance zwischen Anbietern und –Anwendern 

 

 Die Potentiale von Industrie 4.0 lassen sich dann realisieren, wenn Anwender und Anbieter eng zusammenarbeiten. Vernetzte Produkt- und Produktionssysteme müssen gemeinsam entwickelt und entsprechende Plattformen geschaffen werden. Einzelne Kooperationsbeispiele zwischen IT-Anbietern, Forschungseinrichtungen und Industrie-Unternehmen zeigen deutlich, was solche „Arbeitsgemeinschaften“ bewirken können. Doch wie im Bereich Sicherheit herrscht auch hier noch eine hohe Dominanz der IKT-Anbieter, die sich auf ihre eigenen bestehenden Produkte und Lösungen konzentrieren. Die not­wen­digen Integrationsaufwände, um diese Lösungen in den neuen vernetzten Produktionsumgebungen tatsächlich einsetzen zu können, leisten die IT-Anwender­unter­nehmen. Sie tragen so erheblich zur Innovation beitragen. Deshalb fordert VOICE, im Bereich Industrie 4.0 ebenfalls die Interessen der Anwender früher und stärker zu berücksichtigen.

Der Bundesregierung empfiehlt VOICE, organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen und Maßnahmen und Projekte zu fördern, die das Ökosystem von Anbieter- und Anwenderschaft in der Digitalisierung fördern, um so eine größere Ausgeglichenheit herzustellen. Auch in diesem Innovationssektor tritt VOICE für stärkere Standardisierungs- und Normungsbemühungen ein. Dabei sollten die Schwerpunkte in den Bereichen IT-Sicherheit, Kommunikation und Schnittstellen liegen.

E-Health Gesetz – bei der Interoperabilität nachbessern

 

Um die sektorübergreifende Interoperabilität im Gesundheitswesen zu verbessern, empfiehlt VOICE, in dem Entwurf des Gesetzes für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz) enthaltenen Maßnahmen die Nutzung von IT-Standards zu fördern.

Interoperabilität im Gesundheitswesen kann nur sichergestellt werden, wenn die verschiedenen Sektoren zukünftig über Ihren Bereich hinaus gemeinsame Vorgaben festlegen. Die Definition offener Schnittstellen reicht dafür allein nicht aus. VOICE tritt dafür ein, die Nutzung international anerkannter Standards vorzuschreiben und definierte Schnittstellen ebenfalls an den internationalen Standards auszurichten. Außerdem plädiert der Anwenderverband dafür, die Standardisierungsarbeit in diesem Bereich insgesamt zu stärken und auf eine breitere Basis zu stellen. Dafür schlägt VOICE unter anderem einen erweiterten Expertenrat vor.

Außerdem fordert VOICE, die medizinischen Forschungseinrichtungen und den öffentlichen Gesundheitsdienst im E-Health-Gesetz zu berücksichtigen. Es ergebe weder aus qualitativen noch aus wirtschaftlichen Gründen Sinn, parallele Strukturen aufzubauen. Deshalb müsse die Sekundärdatennutzung künftig durch eine sichere interoperable Anwendung innerhalb der Telematikinfrastruktur ermöglicht werden.

Automatisiertes Fahren – sichere Datenübertragung unabdingbar

 

Um nationale Alleingänge von Anfang an zu vermeiden, plädiert VOICE dafür, für diesen Bereich einen europäischen Rechtsrahmen zu schaffen. Es gilt Investitionssicherheit für die Industrien herzustellen und eine Konsolidierung auch der staatlichen Aufwendungen im internationalen Kontext zu erreichen. Der Verband betont die Notwendigkeit einer sicheren Datenübertragung zwischen den Fahrzeugen und Infrastrukturkomponenten einerseits und der Car-to-Car-Kommunikation andererseits. Eine durch die Bundesregierung unterstützte grenzüberschreitenden Public Key Infrastruktur mit entsprechenden Zertifizierungsstellen , wie sie zum Beispiel im Energiesektor bei Smart Metering umgesetzt wurde, ist einer der Erfolgsfaktoren. Die europaweite Standardisierung eines Datenformats, um Verkehrsinfrastrukturdaten (zum Beispiel die Stati von Ampeln) schnell und sicher an die Fahrzeuge übertragen zu können, sieht VOICE als weiteres Handlungsfeld beim automatisierten Fahren an.

Chance ergreifen

 

„Die Themen Sicherheit, E-Health, autonomes Fahren und Industrie 4.0 können nur gemeinsam erfolgreich von IKT-Industrie und Anwenderschaft vorangetrieben werden. Investitionen und Förderungen – auch von Seite des Staates – in eine solche Zusammenarbeit und die entsprechenden Plattformen, erscheinen uns deutlich erfolgsträchtiger als der Fokus auf einzelne Lösungen. Eine enge Kooperation zwischen den Anwendern und Anbietern könnte uns sogar im internationalen Wettbewerb einen entscheidenden Vorteil verschaffen. Es wäre also fahrlässig, die Chance der engeren Zusammenarbeit nicht zu ergreifen, die sich durch diese neuen Themen bietet. Dies sind Positionen, die wir mit Nachdruck gegenüber der Bundesregierung vertreten,“ betont Endres.

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About Christoph Witte

Christoph Witte arbeitet als IT-Publizist und Kommunikationsberater in München. Seit langem ist er fester Bestandteil der IT-, TK und Online-Community in Deutschland.

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