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PAC: Das sind die Herausforderungen für die IT in 2016

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Bild: Pixabay

Für die Analysten von PAC steht das Jahr 2016 für die IT-Abteilung ganz im Zeichen der Digitalisierung. Dabei geht es weniger um disruptive Technologien oder völlig neue Themen, sondern um die pragmatische Umsetzung – und das Zusammenwachsen – der Trends der vergangenen Jahre.

Die Digitalisierung verfolgt aus PAC-Sicht zwei hauptsächliche Trends: Das sind zum einen Aktivitäten etwa im Marketing und Vertrieb unter dem Schlagwort „Customer Experience“. Zum anderen ist es das entstehende Internet of Things (IoT; deutsch: das Internet der Dinge/Internet der Dienste) mit seinen unterschiedlichen Ausprägungen wie Industrie 4.0, Connected Car, Smart Health, Smart Energy und Smart Cities. Durch den Einsatz mittlerweile gereifter Technologien wie Big Data/Analytics, Social Media, Mobility/Connectivity und Cloud Computing entstehen neue Produkte und Dienstleistungen, aber auch Geschäftsmodelle, Prozesse und Wertschöpfungsketten. Vorreiter wie Amazon, eBay, Booking.com, Uber oder Spotify setzen bestehende Unternehmen (und ihre IT-Abteilungen) unter Druck, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken.

IT wird immer wichtiger – die IT-Abteilung aber (potenziell) unwichtiger

„IT wird gerade vor dem Hintergrund neuer Geschäftschancen durch Digitalisierung und Industrie 4.0 immer wichtiger, die IT-Abteilung hingegen (potenziell) unwichtiger“ – so ließe sich die Entwicklung der letzten Jahre beschreiben. Im Gegensatz zum Stellenwert der IT sagt man in den meisten Unternehmen der IT-Abteilung nach, sie sei „zu schlecht, zu langsam, zu teuer“. Zwar konnte sie ihren Ruf zuletzt wieder verbessern, doch droht sie mit dem aktuellen Paradigmenwechsel hin zur Cloud neuerlich an Einfluss zu verlieren.

Zugleich muss der IT laut den PAC-Analysten Andreas Zilch und Christoph Chalons, die Autoren der Prognose, ein sehr schwieriger Spagat gelingen: Sie muss die laufenden IT-Services für das Unternehmen solide, sicher und kostengünstig anbieten und zugleich wichtige IT-Innovationen schnell und dynamisch einsetzen und integrieren können. Für die Zukunft muss sie sich also in zwei Richtungen entwickeln: zu einem internen Dienstleister, der die bestehenden IT-Services und Kernsysteme („Legacy“) solide und kostenbewusst betreibt, und zum anderen zu einem wichtigen Business Innovation Enabler für zukünftige Innovationen durch und mit IT.

Oft wird erwartet, dass Effizienzsteigerungen im Legacy-Betrieb (finanzielle wie personelle) Freiräume für Investitionen in neue Themen schaffen. Ermöglichen sollen dies die Standardisierung und Konsolidierung der IT-Landschaft, die Migration zu Cloud-Computing-Modellen (ob SaaS, PaaS oder IaaS) und Offshoring. Letzteres fand lange Zeit in Deutschland keinen Anklang, doch hat sich dies zuletzt geändert. Ebenso stehen Anbieter von Automatisierung und kognitiver Intelligenz in den Startlöchern, den nächsten Quantensprung in der Optimierung des IT-Betriebs einzuläuten.

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PAC-Analyst Andreas Zilch

Unklar bleibt, welche IT-Organisation angesichts der sehr unterschiedlichen Aufgabenstellungen die größte Effizienz und Erfolgswahrscheinlichkeit verspricht. Oft versucht die bestehende IT-Organisation Innovationen und neue technologische Ansätze quasi „neben dem Tagesgeschäft“ zu integrieren und die neuen Systeme dann in den normalen Betrieb zu übernehmen. In der Praxis scheitert dieser Vorsatz indes häufig, da dem IT-Betrieb eine wesentlich höhere Priorität eingeräumt wird. Treiber von IT-Innovationen sind daher oft die Fachabteilungen, die dazu üblicherweise auf SaaS-Lösungen zurückgreifen. Das funktioniert auch vielfach gut, solange keine Integration oder End-to-End-SLAs notwendig sind. Langfristig führt dieses Vorgehen aber zu sehr heterogenen und „zersplitterten“ IT-Services, die später in einem aufwändigen Projekt wieder konsolidiert und in einen effizienten Betrieb überführt werden müssen.

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PAC-Analyst Christop Chalons

Darüber hinaus können die neuen Frontoffice-Anwendungen die Kundenerwartungen nur erfüllen, wenn sie perfekt mit dem Backoffice integriert sind und die Backend-Prozesse (wie Logistik oder Rechnungswesen) neu gestaltet werden. Moderne Anwendungsschnittstellen (APIs) erleichtern heute die Anbindung, können aber nicht alle Integrationsaufgaben lösen. Innerhalb der digitalen Welle stellt REST (Representational State Transfer) die beliebtesten Programmierparadigmen dar, um Verbindungen zwischen Systemen und Anwendungen zu schaffen. Einfach zu bedienen, nicht aufdringlich und geschätzt sowohl von den Geschäftsbereichen als auch von den Entwicklern und der IT-Abteilung wird REST als Katalysator für die Schaffung und Stimulierung digitaler Ökosysteme gesehen.

Ein eher neues, durchaus erfolgversprechendes Organisationskonzept ist die Herauslösung eines „Innovationsteams“ aus der klassischen IT. Dieser Ansatz soll primär Projekte mit einem hohen disruptiven Innovationspotenzial fördern, indem ein Innovationsteam neue Applikationen und Systeme zusammen mit externen Dienstleistern und internen Know-how-Trägern entwickelt und dann in den Regelbetrieb übergibt. Dieses Konzept, das insbesondere im Zusammenhang mit der Analyse von Big Data derzeit erprobt wird, erscheint erfolgversprechend, allerdings werden neue Profile wie der „Data Scientist“ und „Business Analyst“ sowie ein Skills-Mix aus Informatik, Mathematik und Statistik benötigt, um es zu bewerkstelligen.

Innovationen im Dienste der Kunden und Mitarbeiter

Zur Innnovation im Bereich Software zählt unter anderem die stärkere Fokussierung auf Menschen, seien es die Nutzer von Softwareprodukten, die Kunden oder die eigenen Mitarbeiter. Die Entwicklung von neuen Benutzerkonzepten geht in Richtung „any device“. Ferner soll Software den individuellen Anwender in seiner Rolle nicht nur effizient, sondern proaktiv unterstützen. Immer mehr spielen dabei auch selbstlernende Systeme („Machine Learning“ und „Cognitive Analytics“) eine Rolle, welche zum Beispiel Aktionen vorschlagen, Angebote unterbreiten oder Entscheidungsalternativen darlegen.

Der Kunde wird über mobile Geräte, Portale und intelligente Web-Services Teil der Software-gesteuerten Unternehmensprozesse. Für immer mehr Unternehmen ist die Vernetzung mit dem Kunden bereits ein zentraler Differenzierungsfaktor. Dementsprechend hoch ist die Bereitschaft der Firmen, für entsprechende Software bzw. Cloud-Services Geld auszugeben. „Customer Experience Management“, „Customer Journey“, „empathisches CRM“ sind nur einige der derzeit diskutierten Begriffe, die für moderne Ansätze im Kundenbeziehungsmanagement stehen.

Dabei ist dieses nicht mehr nur eine Domäne von Marketing, Vertrieb oder Kundenservice, sondern auch eine Aufgabe der IT. Letztere muss die technischen Grundlagen für optimale Kundenerlebnisse schaffen, etwa durch die Integration von Backend- und Frontend-Systemen. Denn die Erwartungen, die an der Schnittstelle zum Kunden geweckt werden, müssen sich auch im Backend erfüllen lassen. Dem CIO kommt hierbei die Rolle zu, die Vielzahl an Digitalisierungsprojekten zu koordinieren sowie Frontend- und Backend-Prozesse intelligent miteinander zu integrieren, um eine optimale Customer Experience zu gewährleisten.

Den Menschen mehr in den Mittelpunkt stellen soll künftig auch ein innovatives Personalmanagement. Getrieben vom Fachkräftemangel, aber auch die Möglichkeiten im Bereich Social Collaboration, Webanwendungen, Mobilität sowie die damit verbundenen Datenanalysen nutzend, wenden sich immer mehr Unternehmen neuen Ansätzen der Mitarbeiterförderung und -qualifikation zu. Innovatives Personalmanagement wird zum Wettbewerbsfaktor.

Cloud Computing, Big Data/Analytics und Internet of Things werden Realität

Cloud Computing ist jetzt auch bei den mittelständischen Unternehmen angekommen, und die Anpassung geht mit großen Schritten voran. Fast jedes Unternehmen nutzt mittlerweile irgendeine Form von Cloud Services, allerdings sind sich viele Organisationen der Herausforderungen im Betrieb dieses Service-Modells noch nicht bewusst. Die standardisierten und sehr dynamischen Cloud-Plattformen brauchen ein komplett anderes Betriebskonzept im Vergleich zu eigenen Rechenzentrumsleistungen oder einem individuellen Outsourcing-Vertrag. Dies wird in den Jahren 2016 bis 2020 eine große Aufgabe für das Infrastructure Management und Application Management in den Unternehmen sein.

Big Data/Analytics scheint aus der öffentlichen Wahrnehmung etwas zurückgedrängt worden zu sein, in der praktischen Umsetzung ist das Gegenteil der Fall. Gerade die neuen Business/IT-Treiber Digitalisierung und IoT fördern den Einsatz von Big Data/Analytics. Durch die (teilweise) zeitnahe Analyse größerer Mengen an strukturierten wie unstrukturierten Daten aus unterschiedlichen Quellen entstehen neue, datenbasierte Geschäftsmodelle und -strategien. Zudem hält die Datenanalyse immer mehr Einzug in Anwendungssoftware, um Auswertungen sowie Prognosen für den Prozesskontext bereitzustellen.

Eine weitere, neue Entwicklung ist das Aufkommen von Internet-of-Things (IoT)-Plattformen. So wurden 2015 zahlreiche herstellerspezifische wie -unabhängige Angebote vorgestellt. Diese Plattformen bilden die Brücke zwischen mit Sensorik ausgestatteten Endgeräten und Embedded-Systemen und der klassischen Unternehmens-IT. Wurden solche Angebote bislang vor allem einem Proof of Concept unterzogen, sind für 2016 mehr IoT-Projekte zu erwarten, die auf der Basis solcher IoT-Plattformen branchenspezifische Use Cases umsetzen. Der langfristige Trend geht in Richtung „Self-Service-IoT“, also die Möglichkeit, aus dem Fachbereich heraus auf Basis von IoT-Plattformen schnell und einfach neue Geschäftsideen und -modelle zu entwickeln, zu testen und umzusetzen. Erste Anbieter werden sich bereits im kommenden Jahr entsprechend positionieren.

Weitere Themen gewinnen im IoT-Umfeld an Bedeutung: Artificial Intelligence, Open Source und Cyber Security. Bei Artificial Intelligence sind wir zwar noch am Anfang, jedoch wird dieses Konzept für immer mehr (vor allem) künftige Use Cases verwendet, insbesondere im Rahmen von Industrie 4.0 und Connected Car. Im Vergleich ist die Durchdringung von Open Source viel weiter vorangeschritten: Infrastruktur (Linux), Cloud Computing (OpenStack), Softwareentwicklungsumgebungen (Java), Integrationsplattformen (Application Server, API), Big Data (Hadoop). Cyber Security spielt in der kommerziellen und administrativen IT eine immer größere Rolle, wobei die Anforderungen sich ständig verändern. Ging es früher schlicht um die Sicherheit der Infrastruktur ist jetzt ein ganzheitlicher Ansatz gefragt, der Datensicherheit, Governance und Themen wie Security Operation Centers (SOCs) adressiert; Auch in diesem Umfeld werden Big Data/Analytics und Artificial Intelligence eingesetzt, um aus bestehenden Attacken mögliche, künftige Drohungen vorherzusehen und darauf zu reagieren. Andererseits gewinnt Cyber Security auch in der technischen IT an Bedeutung, gerade im IoT-Umfeld.

Konvergenz von Legacy und Digitalisierung

Agilität, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Reaktivität, Skalierbarkeit, Schnelligkeit, Einfachheit, aber auch Sicherheit und Effizienz – groß sind also die Anforderungen und Erwartungen an einezukunftsfähige IT-Strategie. Sie muss kurzfristig dabei unterstützen, den notwendigen Freiraum für Innovation zu schaffen, jedoch auch vorhandene Systeme und neue digitale Plattformen und Prozesse langfristig zusammenführen. Diese Strategie kann nur vom CIO kommen, der somit schon heute vor einer hochkomplexen Aufgabenstellung steht. Allein schon die Frage nach den passenden Technologien und der künftigen Plattform ist alles andere als trivial. Soll man beispielsweise auf SAP mit HANA und S/4HANA, AWS, Microsoft mit Azure, IBM mit SoftLayer und BlueMix, Salesforce.com, T-Systems mit Dynamic Services oder Open Telekom Cloud oder Google setzen? Und ist die Wahl getroffen, sind richtigen Modelle für Implementierung/Migration, Integration, Betrieb und Orchestrierung zu definieren.

Bei künftigen Softwareentwicklungs-Projekten zumindest versprechen agile Verfahren, wie sie sich beispielsweise mit Hilfe des Scrum-Frameworks umsetzen lassen, große Vorteile gegenüber bisherigen Ansätzen, da sich Projekte wesentlich schneller und mit besserer Qualität abschließen lassen. Zugleich gewinnt DevOps unter CIOs an Bedeutung, um die Softwareentwicklung schon in einer frühen Phase des Entstehungsprozesses in die Belange des IT-Betriebs einzubinden. Die Anforderung lautet, Effizienz und Tempo von Entwicklung, Test, Inbetriebnahme und Betrieb mit Hilfe eines durchgängigen und abgestimmten Prozesses zu erhöhen. Aber auch diese sehr positive Veränderung erfordert signifikante Anpassungen der IT-Betriebsprozesse und -Skills, die erst relativ langsam in den nächsten Jahren umgesetzt werden (können).

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