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Hemmnisse für Industrie 4.0 im Mittelstand müssen beseitigt werden

key-1060042_1280Während Industrie 4.0 in großen Unternehmen längst ein Thema ist, stehen kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland vor zunehmenden Herausforderungen durch die Digitalisierung ihrer Prozesse. Der Verband der Ingenieure für Kommunikation (IfKom e. V.) hält den noch unzureichenden Breitbandausbau, fehlende Standards sowie den Umgang mit der IT-Sicherheit für die größten Hemmnisse in der Umsetzung. Hinzu kommen die rechtlichen Rahmenbedingungen, die vom Datenschutz bis zu Haftungsfragen ebenfalls in der digitalen Welt gelten müssen.

In dem Maße wie insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen die digitale Transformation beherrschen, sichert diese Entwicklung die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes und damit Arbeitsplätze in Deutschland, selbst wenn diese Arbeitsplätze durch die Digitalisierung einem Wandel unterzogen sind. Hier die Forderungen im Einzelnen.

1. Breitbandnetze als Grundlage

Schnelle und sichere Datenverbindungen sind eine Grundvoraussetzung für Industrie 4.0. Der Ausbau des Breitbandnetzes kommt in Deutschland zwar voran, das Ziel der Bundesregierung von flächendeckend mindestens 50 Megabit pro Sekunde im Download bis zum Jahr 2018 ist jedoch sehr ambitioniert. Trotz Netzallianz und Bundesförderprogramm wird dieses Ziel nach Einschätzung der IfKom nur erreicht werden, wenn das Ausbautempo deutlich erhöht wird.

Die Flächendeckung ist aber nicht nur für Privathaushalte wichtig. Kleine und mittelständische Unternehmen, insbesondere des produzierenden Gewerbes, sind oftmals in ländlichen Regionen angesiedelt. Während sich große Unternehmen teure Datenanschlüsse legen lassen können, ist der Mittelstand auf die kostengünstigeren Massenprodukte angewiesen. Die IfKom fordern daher eine deutlich höhere Anstrengung von Politik und Netzbetreibern, um Breitbandanschlüsse schneller in die Fläche zu bekommen.

2. Auf Standards einigen

Fehlende Standards und Normen sind ein weiterer Grund für die Zurückhaltung mittelständischer Unternehmen, auf neue Industrie 4.0-Technologien umzustellen und die Integration der verschiedenen IT-Systeme voranzutreiben. Normierte Schnittstellen und Standards sind aber die Voraussetzung für Investitionen in zukunftssichere Technologien. Die DKE, die „Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE“, hat mit dem Normierungsprozess begonnen. Ein aktuelles Thema dieser Normierung ist die intensive Nutzung offener Kommunikationssysteme, das heißt nicht nur des Internets, sondern auch Funk-Schnittstellen. Die „Deutsche Normungs-Roadmap Industrie 4.0“ spricht Empfehlungen zu Fragen der weltweiten Interoperabilität aller Kommunikationspartner und der Verfügbarkeit der Datennetze sowie zur Informationssicherheit aus. Aus Sicht der IfKom muss die Normierungsarbeit sowohl national als auch in den internationalen Gremien den Weg für offene internationale Standards ebnen. Gelinge dies nicht, und würden sich Konzerne mit geschlossenen Standards durchsetzen, besteht für die KMU nach Ansicht einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Januar 2016 die Gefahr, bedeutende Wertschöpfungsanteile zu verlieren, da die Verfügbarkeit von Daten einen erheblichen Anteil der zukünftigen Wertschöpfung ausmachen wird.

3. IT-Sicherheit stärken

Neben fehlenden Standards sind die Sicherheit der Daten vor unbefugtem Zugriff sowie die Sicherheit der IT-Systeme wesentliche Faktoren für den Weg in Richtung Industrie 4.0. Mit dem IT-Sicherheitsgesetz und der derzeit in Arbeit befindlichen Verordnung dazu versucht Deutschland, seine kritischen Infrastrukturen zu schützen. Wünschenswert wäre ein ähnlicher Ansatz auch für privaten ITK-Infrastrukturen, beispielsweise durch eine gesetzliche Vorgabe, bereits bei der Konzeption von Soft- und Hardwareprodukten ausreichende Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren, in Form von so genanntem „Security by Design“.

4. Rechtliche Herausforderungen

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat in einer aktuellen Studie im Februar 2016 festgehalten, dass die Wirtschaft für Entwicklung digitaler Innovationen und Geschäftsmodelle einen zukunftsfähigen europäischen Rechtsrahmen benötigt, also eine Harmonisierung insbesondere beim Daten- und IP-Recht. Nach Auffassung der IfKom sind die Fragen der Haftung, z. B. bei autonomen Systemen, des Datenschutzes und der IT-Sicherheit zügiger auf internationaler Ebene zu klären.

Dazu dient auch das geplante Abkommen „EU/US Privacy Shield“, das als Nachfolger zu dem vom Europäischen Gerichtshof für ungültig erklärten Safe Harbor Abkommen derzeit zwischen der EU und den USA verhandelt wird. Das Ergebnis muss aus Sicht der IfKom hinsichtlich der Verpflichtungen der US-Unternehmen und des Zugriffs der US-Sicherheitsbehörden rechtlich belastbar sein und einer erneuten Überprüfung durch den EuGH standhalten.

Schließlich muss der Grundsatz gelten, dass das Recht nicht nur in der analogen, sondern auch in der digitalen Welt Geltung hat. Anpassungen an innovative Entwicklungen, wie autonome Systeme, müssen zügig erfolgen, um kein Hemmnis für den technischen Fortschritt darzustellen aber dennoch die Rechte der Bürger ausreichend zu wahren.

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