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Industrie 4.0: Digitale Transformation ermöglicht zusätzlichen Wertbeitrag von 420 Milliarden Euro

Der Wandel der Industrie hin zu Industrie 4.0 ist mehr als ein reines Technologiethema, denn er wird sowohl die Strategie vieler Unternehmen, als auch die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik stark beeinflussen. Die Unternehmensberatung Roland Berger stellt deshalb in ihrer neuen Studie „The Industrie 4.0 transition quantified“ einen Ansatz vor, der die positiven Effekte des digitalen Wandels sichtbar macht. Schlüssel ist die Betrachtung der Kapitalrendite (Return on Capital Employed – ROCE) in der verarbeitenden Industrie. Das Ergebnis auf das eingesetzte Kapital soll zeigen, wie durch Industrie 4.0 Rentabilität und Kapitalnutzung gleichzeitig optimiert werden können und welche Effekte sich dabei für Unternehmen, Länder und Arbeitsmarkt ergeben.

Industrie 4.0: Digitale Transformation der westeuropäischen Industrie ermöglicht zusätzlichen Wertbeitrag von 420 Milliarden Euro / Selected effects of Industrie 4.0 Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/32053 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "obs/Roland Berger"

Quelle: obs/Roland Berger

„Industrie 4.0 darf nicht mit Automatisierung verwechselt werden. Denn durch die Automatisierung werden Produktionsprozesse nur durch eine höhere Kapitalbindung effizienter“, sagt Thomas Rinn, Partner von Roland Berger und Leiter des globalen Competence Centers Engineered Products & High Tech. „Ein effizienterer Einsatz des Kapitals wird erst durch Industrie 4.0 möglich.“

Ein Automobilzulieferer dient als Beispiel

Am Beispiel eines Automobilzulieferers haben die Roland Berger-Experten errechnet, dass durch die Umstellung der Produktion auf Industrie 4.0 der ROCE um 25 Prozentpunkte auf 40 Prozent verbessert werden könnte. Zudem wäre eine Verbesserung der Maschinenauslastung von 65 Prozent auf 90 Prozent möglich.

Um diese positiven Effekte gesamtwirtschaftlich zu nutzen, haben viele Länder politische Initiativen angestoßen, um ihre Fertigungsindustrie auf dem Weg in Richtung Industrie 4.0 zu unterstützen.

Deutschland: In Deutschland steht die Digitalisierung der Produktion ganz oben auf der politischen Agenda. Denn durch den konsequenten Ausbau von Industrie 4.0 konnte Deutschland als einziges Land weltweit in den vergangenen 15 Jahren seinen ROCE erheblich verbessern. Bei gleichbleibendem Kapitaleinsatz stieg die Kapitalrendite von 12 Prozent im Jahr 2000 auf über 30 Prozent im Jahr 2014.

Frankreich: Französische Industrieunternehmen kämpfen seit Jahren mit veralteten Maschinenparks, Arbeitsplatzverlusten und sinkender Profitabilität. 2014 gingen die Investitionen im Industriebereich um 40 Milliarden Euro zurück; entsprechend sank der nationale ROCE auf 8 Prozent. Im Jahr 2000 lag er noch bei 20 Prozent. Durch die Digitalisierung der Produktion könnte daher die französische Industrie wieder wachsen; Fertigung, die bisher im Ausland stattfand, könnte ins Land zurückgeholt werden. Neue Arbeitsplätze würden so entstehen; Industrieunternehmen könnten wieder zu attraktiven Arbeitergebern werden.

USA: Amerikanische Firmen haben schon vor Jahren ihre Produktionsstätten größtenteils in Billiglohnländer wie Mexiko und China verlagert und zwischen 2000 und 2014 über 5 Millionen Arbeitsplätze verloren. Im gleichen Zeitraum wurden die Investitionen zwar verdoppelt und durch höhere Automatisierung die Gewinne um 54 Prozent gesteigert. Doch wegen ineffizienter Maschinenauslastung hat sich der ROCE nicht verbessert. Mithilfe der Initiative „Advanced Manufacturing Partnership“ will nun die amerikanische Regierung dieser Entwicklung entgegenwirken und so wieder wettbewerbsfähiger werden.

Japan: Japanische Industriefirmen haben zwischen 2010 und 2014 rund 80 Prozent ihrer Gewinne eingebüßt und zwei Millionen Jobs verloren. Der starke Yen und die rückläufigen Exporte haben die Deindustrialisierung zusätzlich vorangetrieben. Ganz nach dem deutschen Vorbild setzt nun die Regierung auf Industrie 4.0, um den Industriesektor und den Arbeitsmarkt wieder anzukurbeln.

China: Das Land, das für günstige Massenprodukte bekannt ist, muss einen Paradigmenwechsel einleiten, wenn seine Industrie international wettbewerbsfähig bleiben soll. Denn die sinkende Nachfrage nach Billigprodukten sowie steigende Löhne und Energiekosten erschweren das Überleben vieler chinesischer Industrieunternehmen. Mit der Initiative „Intelligent Manufacturing 2025“ unterstützt deshalb die Regierung die Herstellung hochwertiger Produkte.

Potenzieller Wertbeitrag für Westeuropa: 420 Milliarden Euro

Die Umstellung der Produktion auf die digitale Fertigung, so die Roland Berger-Experten, hätte klare positive Effekte für Westeuropa. Denn intelligente, digital vernetzte Systeme und Prozessketten binden weniger Kapital und verbessern die Kapitalrendite. So gehen die Experten davon aus, dass der ROCE in Westeuropa durch den verstärkten Einsatz von Industrie 4.0 von heute 18 Prozent auf 28 Prozent in 2035 steigen wird. Dies kann zu einem zusätzlichen Wertbeitrag von 420 Milliarden Euro durch höhere Gewinne und weniger gebundenes Kapital führen.

„Durch Industrie 4.0 wird sich außerdem die Arbeitswelt deutlich verändern“, prognostiziert Roland Berger-Partner Max Blanchet. „Traditionelle Jobs in der Industrie werden verloren gehen, dafür können in Westeuropa bis zu 10 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen – vor allem im Bereich Dienstleistung und IT. Denn die neue Art und Weise, wie zukünftig produziert und gearbeitet wird, verändert die Geschäftsmodelle und somit viele Jobprofile.“

So schätzt Roland Berger, dass alleine im Bereich Dienstleistung und IT rund 7 Millionen Arbeitsplätze hinzukommen werden. Denn schließlich benötigen europäische Firmen gut qualifiziertes Personal, um ihre Entwicklung in Richtung Digitalisierung schnell voranzutreiben. „In Summe ergibt sich ein positiver Effekt: Industrie 4.0 kann mit neuen zusätzlichen Arbeitsplätzen Jobverluste überkompensieren“, fasst Rinn zusammen.

 

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