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Digitized Trucking: Vernetzte LKWs und integrierte Logistikkette krempeln Logistikbranche um

Der „Digitale LKW“ wird die Logistikbranche komplett verändern. Experten gehen davon aus, dass vor allem durch die stufenweise Implementierung autonomer Fahr- und Assistenzfunktionen und die damit einhergehende Entlastung des Fahrers, aber auch durch Einsparungen bei variablen Kosten wie Kraftstoff oder Wartung, die jährlichen Betriebskosten eines LKW schon bis 2020 um 5 Prozent gesenkt werden können.

Bis 2025 soll es bereits möglich sein, durch die vernetzten LKWs 15 Prozent der heutigen Betriebskosten einzusparen. In den Folgejahren bis 2030 kann das Einsparpotential sogar auf bis zu 28 Prozent steigen. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „The era of digitized trucking: Transforming the logistics value chain“ von Strategy&, der Strategieberatung von PwC.

Mit Blick auf die Logistikbranche in den größten Industrienationen analysierten die Experten die treibenden Kräfte im LKW-Transportwesen und untersuchten den Einfluss der Digitalisierung auf Hersteller, Fuhrunternehmer und Logistikdienstleister.

Keine Fahrer mehr auf Langstrecken

Die Studie geht davon aus, dass der Wandel im LKW-Transportwesen sowie in der Logistik innerhalb der nächsten zehn Jahre im Kern von sechs technologischen Innovationen getrieben wird:

  • der Kommunikation zwischen Fahrzeug und Infrastruktur,
  • der Kommunikation zwischen verschiedenen Fahrzeugen,
  • der Ferndiagnose bei technischen Problemen,
  • dem autonomen Fahren sowie
  • der integrierten Logistikkette
  • mit voll automatisierten Frachtenbörsen in Echtzeit.

Diese neuen technischen Möglichkeiten werden die Betriebskosten von LKWs deutlich senken. „Wenn der notwendige regulatorische Rahmen geschaffen wird, werden in zehn Jahren keine LKW-Fahrer mehr für Langstrecken benötigt werden. Stattdessen kommen die menschlichen Fahrer aber noch zum Einsatz, sobald die LKWs in urbanen Gebieten unterwegs sind oder wenn es um lokale Auslieferungen geht. Es wird weitere fünf Jahre dauern, bis in den Industrienationen flächendeckend, d. h. auch im Stadtverkehr, vollständig autonom fahrende LKWs eingesetzt werden können“, so Dr. Gerhard Nowak, Geschäftsführer bei Strategy& Deutschland und Co-Autor der Studie.

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Einsparpotentiale bis zu 33 000 Euro pro Jahr

Während die schrittweise Substitution des menschlichen Fahrers zunächst das größte Einsparpotential bei entsprechender Anpassung der Regularien darstellt, können Flottenbetreiber über Vernetzungs- und Automatisierungstechniken, wie z. B. Platooning, bei dem die LKWs autonom Kolonne fahren, auch bei den variablen Betriebskosten der LKWs bis zu 8 Prozent (ca. 6.000 €) jährlich sparen. Ausgehend von jährlichen Betriebskosten inklusive Fahrer von 115.600 Euro für einen traditionellen Durchschnitts-LKW im Fernverkehr, sehen die Experten in Summe Einsparpotentiale von bis zu ca. 33.000 Euro pro Jahr und LKW.

So wird es beispielsweise durch die Kommunikation zwischen verschiedenen LKWs während der Fahrt möglich sein, diese effizienter, d. h. mit weniger Leerfahrtanteil, einzusetzen. Dank des Informationsaustausches zwischen den Fahrzeugen ist ein gleichmäßigeres Fahren möglich, da Gefahren oder Hindernisse frühzeitig gemeldet und dadurch plötzliches Abbremsen und anschließendes Beschleunigen vermieden werden. Die bereits erfolgreich im Testbetrieb erprobte Platooning-Technologie kann im finalen Ausbaustadium Treibstoffkosteneinsparungen von bis zu 11 Prozent pro LKW ermöglichen, da durch das dichtere Auffahren der Luftwiderstand im Konvoi deutlich verringert wird.

Servicemitarbeiter können sofort reagieren

Auch durch die Ferndiagnose ergeben sich Möglichkeiten, Reparatur- und Wartungskosten zu reduzieren. Wenn die LKWs anstehende Wartungsintervalle oder aktuelle technische Probleme direkt an die Zentrale kommunizieren, können die Servicemitarbeiter umgehend reagieren und damit unnötigen Zeitverlust vermeiden. Die Instandhaltung wird effizienter geplant, es gibt weniger Fahrzeugausfälle und die Lebensdauer der LKWs verlängert sich.

Die Experten von Strategy& schätzen, dass allein die durchschnittlichen Wartungskosten für LKWs durch die Vernetzung um bis zu 5 Prozent sinken werden. „Hinzu kommt, dass es im LKW-Verkehr durch die vernetzten Sicherheits- und Assistenzsysteme zu immer weniger Unfällen kommen wird. Die Fuhrparkbetreiber sparen also langfristig sicherlich auch im Bereich der Versicherungskosten“, ergänzt Dr. Joachim Deinlein, Automotive-Spezialist bei Strategy& und Co-Autor der Studie.

Hub-and-Spoke-Verkehr wird in der Logistikkette dominieren

Durch den effizienteren Einsatz der LKWs sowie die Nutzung längerer Fahrzeuge kann ein signifikanter Beitrag zur Verkehrsreduzierung geleistet werden, wenngleich das Transportvolumen in Summe steigen wird. Ergänzend wird erwartet, dass die Bündelung von Verkehrsströmen durch eine sternförmige Anordnung der Transportwege auf bzw. von einem zentralen Knotenpunkt in alle Himmelsrichtungen (Hub-and-Spoke-Verkehr) die zukünftige Logistikkette dominieren wird.

Getrieben durch die verschärften Emissionsregelungen im städtischen Liefer- und Verteilerverkehr werden sich mittel- und langfristig batteriebetriebene oder mit Hybridantrieben ausgestattete Verteilerfahrzeuge für die Auslieferung zum Kunden (Last Mile Delivery) durchsetzen.

Anforderungen an Hersteller und Fuhrparkbetreiber

Vor allem für LKW-Hersteller und Fuhrparkbetreiber geht es nun darum, neue Wertschöpfungsmöglichkeiten innerhalb der Logistikkette auszumachen und diese rechtzeitig mit eigenen IT-basierten und vernetzten Angeboten und Dienstleistungen zu besetzen. „Bereits heute drängen Tech-Firmen wie Google in die Logistikbranche und haben das Potential, sich insbesondere über ihr digitales Know-how große Marktanteile zu sichern. Der einzig verbleibende traditionelle, physische Prozess ist in Zukunft der Transport der Waren von A nach B. Alle anderen Abläufe werden vollständig digital automatisiert. LKW-Hersteller und Fuhrparkbetreiber sowie Logistikdienstleister müssen erkennen, dass diese ‚Uberization‘ der Branche bereits in vollem Gange ist. Neben der Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells wird eine große Herausforderung auch darin bestehen, für die Übergangsphase hin zum autonomen Fahrzeug technisch versiertes Personal mit vertieften Digitalkenntnissen in allen Wertschöpfungsstufen zu finden. Hier geht es insbesondere um Fahrer, die die teilvernetzten LKWs steuern, sowie um Disponenten, die diese so effizient wie möglich einsetzen können. Diese digitalisierten Geschäftsmodelle werden jetzt entwickelt und eröffnen die Chance, sich einen deutlichen Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten“, so Nowa.

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