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3 Archetypen für Finanzdienstleister der Zukunft: Sie müssen schlanker, schneller, agiler werden

Für traditionelle Finanzdienstleister stellt die Digitalisierung eine enorme Herausforderung dar. Zwar digitalisieren bereits viele Finanzdienstleister ihr Kerngeschäft, um die Betriebskosten zu senken und somit ihre Marktanteile, Gewinne und Bewertungen zu erhalten. Doch zukünftig wird es nicht mehr genügen, die Digitalisierung zur Steigerung der Effizienz zu nutzen. Finanzinstitute müssen neuen Wert für ihre Aktionäre schaffen. Es gilt, klare strategische Entscheidungen darüber zu treffen, wo und wie traditionelle Finanzdienstleister in einem veränderten digitalen Marktumfeld erfolgreich konkurrieren können. Als Leitbild für diese strategische Neuausrichtung können drei Archetypen dienen.

Zu diesem Ergebnis kommt die 20. Ausgabe der Studie „The State of the Financial Services Industry 2017 – Transforming for Future Value“ der Managementberatung Oliver Wyman, die auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt wurde.

Weltweit stehen Finanzdienstleister unter Druck. Hohe Kosten und sinkende Profitabilität machen den traditionellen Anbietern zu schaffen. Die Digitalisierung und neue Marktteilnehmer verschärfen den Wettbewerb zusätzlich. Um die eigene Position zu verteidigen und Profite sowie Unternehmenswerte nachhaltig zu steigern, müssen die etablierten Unternehmen radikal umsteuern. „Noch haben sehr wenige Finanzinstitute einen Plan entwickelt, wie sie mit ihren Investitionen in einem modularisierten, digitalen Finanzsektor zukünftig neuen Wert für ihre Aktionäre schaffen“, sagt Finja Carolin Kütz, Deutschlandchefin der Managementberatung Oliver Wyman.

Umbau entlang einer digitalen Vision

Voraussetzung für eine nachhaltige Wertsteigerung in der Zukunft ist dabei ein umfassender Umbau des etablierten Finanzsektors. Im Mittelpunkt muss eine digitale Vision stehen, die alle Aspekte einer Organisation umfasst. Hierzu zählen die Kultur und die Struktur des Unternehmens ebenso wie dessen Steuerung (Governance) und einzelne Prozesse. Kütz ist sicher: „Die Finanzdienstleister der Zukunft werden schlanker, schneller und agiler sein.“

Derzeit geht der digitale Wandel bei vielen Finanzinstituten jedoch nicht weit genug. „Bisherige digitale Initiativen haben noch zu wenig dazu beigetragen, den Unternehmenswert zu steigern“, sagt Kütz. Traditionelle Finanzdienstleister dominieren zwar nach wie vor die Finanzbranche, Fintechs und Technologieunternehmen überholen sie jedoch bereits bei den Wachstumsraten der Unternehmenswerte: Während weltweit die Top 50 der Banken und Versicherungen ihren Wert in den vergangenen fünf Jahren um 58 bzw. 79 Prozent erhöhen konnten, legten die Top 50 der Fintechs mit 169 Prozent fast dreimal so stark zu. Die größten Fintechs weisen somit Wachstumsraten auf, die mit den führenden Tech-Konzernen vergleichbar sind.

Klare Leitbilder für die strategische Neuausrichtung

Oliver Wyman hat klare Leitbilder entwickelt, entlang derer Finanzdienstleister ihre neue Strategie ausrichten können. Diese sogenannten Archetypen zeichnen die Konzepte erfolgreicher Technologieunternehmen wie Apple nach. Das Ziel ist, den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Doch statt wie bisher die gesamte Wertschöpfungskette zu bedienen, setzen die Archetypen für einzelne Geschäftseinheiten gezielte Schwerpunkte:

  1. Den auf den Endkunden ausgerichteten Nachfrage-Aggregator, der Lösungen für verwandte Kundenbedürfnisse bietet,
  2. den auf die Bereitstellung von Finanzprodukten spezialisierten Produkt- und Servicelieferanten sowie
  3. den Plattformanbieter, der nach dem Vorbild von Uber oder eBay eine Vielzahl von Marktteilnehmern aus unterschiedlichen digitalen Welten verbindet.

„Etablierte Finanzdienstleister sollten für jeden Geschäftsbereich ihres Portfolios einen Archetypen anwenden“, sagt Oliver Wyman-Deutschlandchefin Kütz. So geht beispielsweise Amazon vor. Das Unternehmen tritt einerseits als Produkt- und Servicelieferant auf mit der B2C-Einheit Amazon.com, andererseits ist man mit Amazon Web Services als Plattformanbieter im B2B-Geschäft tätig. Die großen Technologiekonzerne treffen klare Entscheidungen, wo und wie sie in einen Markt einsteigen wollen und bringen die Geschäftseinheiten konsequent mit dem gewählten Leitbild in Einklang.

Um die richtige Wahl zu treffen, müssen Finanzinstitute ihre Geschäftseinheiten nach diesem Vorbild kritisch betrachten und ermitteln, wo Chancen auf Marktführerschaft bestehen. „Die etablierten Banken und Versicherer müssen ihre Geschäftsmodelle neu denken“, erläutert Kütz. „In einer digitalen Welt ist ihr zentrales Zukunftsthema die nachhaltige Wertsteigerung: Wie können etablierte Finanzinstitute im Alltag ihrer Kunden mehr und verbesserten Nutzen stiften? Und wie können sie diesen Kundennutzen in Mehrwert für ihre Aktionäre übersetzen?“

 

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