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Immer mehr Unternehmen zweifeln an eigener Digitalkompetenz

Im Zuge der digitalen Revolution fürchten immer mehr Unternehmen, den Anschluss an etablierte Konkurrenten und technologieaffine Newcomer zu verlieren. Wie eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter mehr als 2000 Topmanagern weltweit zeigt, stufen nur noch 52 Prozent die Digitalkompetenz ihres Unternehmens als hoch ein. Das ist deutlich weniger als bei den beiden bis dato letzten PwC-Umfragen 2014 und 2015. Damals waren es noch 67 bzw. 66 Prozent.

„Angesichts der überragenden Bedeutung des Themas investieren Unternehmen seit Jahren vergleichsweise hohe Summen in digitale Projekte. Darum sollte man eigentlich davon ausgehen, dass das Vertrauen in die eigenen digitalen Fähigkeiten eher zunimmt als abnimmt. Stattdessen ist das Gegenteil der Fall: Manche Topmanager müssen offenbar erkennen, dass die digitale Transformation des eigenen Unternehmens schwieriger ist als erwartet – eine alarmierende Entwicklung“, sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC in Deutschland.

Die Unternehmen wollen investieren – wissen aber nicht, in was

Tatsächlich fördert die PwC-Studie einige bedenkliche Resultate zutage. So meinten gerade einmal 55 Prozent der befragten Entscheidungsträger, dass Digitalprojekte in ihrem Unternehmen im Regelfall erfolgreich umgesetzt würden. Sogar 63 Prozent beklagten einen Mangel an ausreichend qualifizierten Mitarbeitern, während 61 Prozent zu Protokoll gaben, ihr Unternehmen sei technologisch nicht mehr auf dem neuesten Stand. 59 Prozent berichteten von Problemen bei der Integration neuer digitaler Anwendungen in das bestehende IT-System. Und 42 Prozent bemängelten langsame oder unflexible Prozesse in ihrem Unternehmen.

Erstaunlicherweise stecken die befragten Unternehmen im Schnitt gerade mal 17,9 Prozent ihres Digitalbudgets in aufstrebende Technologien – ein nur unwesentlich höherer Anteil als bei der identischen PwC-Umfrage vor zehn Jahren. Damals waren es 16,8 Prozent.

Aus Sicht von Olaf Acker, Leiter Digital Services bei PwC, liegt das allerdings nicht an einer fehlenden generellen Bereitschaft zu investieren. „Vielmehr ist es so, dass sich die Entscheidungsträger einer immer größeren Auswahl innovativer Technologien gegenübersehen. Welche davon sich aber letztlich durchsetzen werden, ist aus heutiger Sicht schwierig zu prognostizieren. Dementsprechend sind viele Investitionen mit einer hohen Unsicherheit verbunden.“

Unternehmen, die den Digitalbegriff weit definieren, erzielen bessere Ergebnisse

Zu den bemerkenswertesten Ergebnissen der Studie gehört, dass vor allem jene Konzerne den technologischen Wandel meistern, die den Digitalbegriff besonders weit definieren. So meinten unter den Top-Performern gerade einmal 16 Prozent, die Begriffe „IT“ und „Digital“ würden in ihrem Unternehmen noch immer synonym verwendet; dagegen waren es unter den schwächeren Unternehmen rund 30 Prozent.

„Digitale Kompetenz ist für Unternehmen heutzutage grundlegender als es das vor zehn Jahren war“, sagt PwC-Experte Werner Ballhaus. „Darum steht nicht mehr nur der Digitalchef, sondern das gesamte Topmanagement in der Pflicht, ein genaues Bild davon zu haben, welche Technologien zur eigenen Unternehmensstrategie passen.“ Vor diesem Hintergrund ist beunruhigend, dass nur 68 Prozent der Befragten angaben, der CEO ihres Unternehmens trete entschieden für die digitale Transformation des Geschäftsmodells ein. Und: Unter den übrigen Vorstandsmitgliedern sei das Interesse an dem Thema noch deutlich geringer.

Methodik: Der „Global Digital IQ Survey“ von PwC wird seit 2007 durchgeführt. Diesmal beteiligten sich 2216 Manager aus 53 Ländern. 62 Prozent der befragten Entscheidungsträger arbeiten in Unternehmen, die mehr als eine Milliarde Dollar jährlich erlösen, die übrigen in Unternehmen zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Dollar Umsatz

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