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Keine Angst vor Arbeit 4.0: Digitale Transformation als Jobmotor für Deutschland

28. Deutscher Ingenieurtag in Düsseldorf: VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer sieht Digitale Transformation als Jobmotor für Deutschland (Bild: VDI/Bildschön)

Auf dem 28. Deutschen Ingenieurtag am 11.05.17 in Düsseldorf warnte VDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer vor rund 1.400 Gästen vor unnötig geschürten Ängsten hinsichtlich des Themas Arbeit 4.0. „Die Digitale Transformation hat für Deutschland das Potenzial zum Jobmotor zu werden“, sagt Ungeheuer. „Sie ist ein Katalysator für die Entstehung neuer Produkte, Dienste und Märkte – und synchron dazu auch völlig neuer Jobs.“

Auf die Stärke der deutschen Industrie, deren wettbewerbsfähiges Produktgeschäft und auf hervorragend ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieure dürfe man sich aber nicht ausruhen. Ungeheuer: „Wir müssen unser Innovationsprofil digitalisieren. Über beste Produkte hinaus muss ‚Made in Germany‘ auch ein Synonym für leistungsfähige Software, IT- und Plattformlösungen sowie Dienstleistungen werden.“ Hier drohe Deutschland sonst den Anschluss an die digitale Zukunft zu verlieren.

Stärker in digitalen Geschäftsmodellen denken

„Wenn wir nichts tun, gerät das Geschäftsmodell der deutschen Industrie, das jahrzehntelang erfolgreich ist, ins Wanken.“ so Ungeheuer auf der Veranstaltung. Denn die größten Umwälzungen im Zuge der Digitalen Transformation finden auf der Ebene der Geschäftsmodellentwicklung statt, wo derzeit ganze Märkte oder Unternehmen-Kunden-Beziehungen kollabieren, gleichzeitig aber neue Märkte und Marktchancen entstehen.

Das sei die zentrale aktuelle Herausforderung speziell für den Berufsstand der Ingenieure. „Wir Ingenieure müssen unsere Rolle als Innovationstreiber wahrnehmen und stärker die Chancen digitaler Geschäftsmodelle erdenken und ergreifen“, so Ungeheuer. Der Fokus neuer Geschäftsmodelle müsse dabei noch stärker als bislang auf neuen Kundenbedürfnissen liegen. Noch wichtiger als schon heute würden für Ingenieure infolgedessen auch Kenntnisse und Fähigkeiten aus Querschnittsbereichen sowie Marketing, Kommunikation und Finanzen. Eindringlich fordert der VDI von den Hochschulen, Methodenkenntnisse zur Geschäftsmodellentwicklung zum festen Bestandteil des Curriculums aller Ingenieurstudiengänge zu machen.

Ohne digitale Bildung keine digitale Wirtschaft

Dem Technologiewandel müsse ein Wandel der Qualifizierung folgen. Digitale Kompetenzen würden künftig Voraussetzung für die individuelle Beschäftigungsfähigkeit. Ohne digitale Bildung keine digitale Wirtschaft: So lautete der eindringliche Appell Ungeheuers.

Und gerade im deutschen Bildungssystem hakt es seiner Ansicht nach gewaltig. Ungeheuer: „Bei der Bildung 4.0 ist Deutschland überhaupt nicht gut aufgestellt. Die Bildungspolitik in vielen unserer Bundesländer ist hieran leider alles andere als unschuldig. Nur hilft es nichts. Wir müssen nun trotz der aktuellen Herausforderungen das Kollabieren unseres gesamten Bildungssystems verhindern, um parallel die digitale Bildung beherzt angehen zu können. In unserem Bildungssystem jagt eine Reform die andere. Wirken lassen, Erfolgskontrolle, Qualitätssteigerung sind in diesem Kontext Fremdwörter. Für uns Ingenieure beinhaltet der Begriff „Reform“ aber so etwas wie Verbesserung und Erneuerung. Vielleicht sollten wir Kapazitäten im Bildungssystem dadurch gewinnen, dass wir diese ständige politische „Reformitis“ einfach mal aussetzen.“

Bei der Infrastrukturausstattung, den Unterrichtsinhalten, dem Umgang mit digitalen Medien und der Lehreraus- und fortbildung hinke Deutschland in internationalen Vergleichsstudien spürbar hinterher. Ungeheuer fordert daher ein gemeinsames Engagement von Bund und Ländern für eine länderübergreifende digitale Bildungs- und Qualifizierungsoffensive mit passenden pädagogischen Konzepten. Die digitale Bildung und der Erwerb von Medienkompetenz müssen in allen Schulformen und Jahrgangsstufen sowie als Kernelement der Lehrerausbildung fest verankert werden.

Auch die Unternehmen sieht Ungeheuer hier in der Pflicht. Sie müssten die Investition in die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter nicht nur als Kosten, sondern als renditeträchtige Zukunftsinvestitionen zu betrachten.

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