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Cloud-Beratung & Integration: Es zählt die Kombination aus technischer Expertise und dem Geschäftssinn von morgen

Der gesamte Markt der herkömmlichen Hardware, Software und Services – mit einem Gesamtvolumen von über 100 Mrd. Euro – verlagert sich zunehmend in den Servicebereich, der mit Ausnahme der reinen Dienstleistungen, aktuell noch primär durch Menschen erbracht, immer mehr zum Cloud-Markt wird. So ein Fazit der Experton-Studie mit dem etwas sperrigen Namen „ISG Provider Lens Germany 2017 Cloud Transformation/Operation Services & XaaS“. Die Studie evaluiert und bewertet die wichtigsten Cloud-Anbieter und -Dienstleister in Deutschland.

Cloud Transformation: Consulting & Integration

Im Segment der Cloud Transformation zähle mehr denn je der integrierte Ansatz von Consulting und Integration respektive Implementierung. Obwohl viele Integratoren noch stark auf die Technik und auf das Zusammenspiel von Komponenten abstellen, wiege die Beratung und das Solution Design über IT-Architekten als vorgelagertes Element immer schwerer und werde mit fortschreitender Anzahl von verbundenen Systemen und Partnern zunehmend komplexer: Guter, unabhängiger Rat sei hierbei mittlerweile Gold wert.

Anbieterseitig sei zu beobachten, dass speziell für den Mittelstand einige Anbieter wie bspw. Avanade als enger Verbündeter von Microsoft und Accenture, als bravouröser Player für Großkunden, diese Klientel sehr gut bediene.  Cancom/Pironet schlage sich weiterhin gut und wisse vor allem mit branchenspezifischen Ausprägungen im Retail oder Manufacturing Segment zu gefallen

Der lokale Mittelstand werde darüber hinaus immer besser durch Axians, IT-Fabrik des Vinci-Konzerns bzw. ehemals Fritz & Macziol, bedient. Dagegen stehe Acentrix etwas wackliger da und verliere im Vorjahresvergleich leicht an Wettbewerbsstärke.

Telekom Deutschland GmbH für Geschäftskunden blieb lange Zeit im Fahrwasser der T-Systems International GmbH zurück bzw. versteckt und demonstriere nun häufiger aus eigenen Kräften das Können als Dienstleister für mittelständische Kunden. Mit anderen Worten: Die Geschäftskundeneinheit der Telekom Deutschland habe sich selbst transformiert und denke inzwischen auch lösungs- und nicht immer produktorientiert. Freudenberg IT (FIT) sei ein ausgezeichneter IT-Provider mit großartigen Kompetenzen, müsse allerding in puncto Cloud Transformation Referenzen weiter am Ball bleiben.

Großkunden erfahren hervorragende Hilfe bei Dienstleistern wie Accenture, die nicht nur technisch auf hohem Level agieren, sondern auch die so wichtige Business-Perspektive in den Vordergrund stellen. Neben Accenture gebe es natürlich auf ähnlichem Level lokale wie auch globale Partner, zu denen bspw. IBM, T-Systems aus dem Konzern Deutsche Telekom, Capgemini oder auch Atos gehören. Als „alter“ Newcomer greife jedoch DXC genau hier an und versuche mit aller Macht und neuem Anstrich den Brand im Markt zu platzieren.

Aus Software wird SaaS und es gibt kein Zurück 

Traditionelle Softwareanbieter haben es zunehmend schwerer, On Premise-Software an Ihre Kunden zu verkaufen. Längst seien kundenseitig die Vorteile der Cloud – Flexibilität, Skalierbarkeit, Sicherheit – erkannt und würden dementsprechend vermehrt nachgefragt. Hier werde auch nicht vor Anwendungen mit geschäftskritischen Inhalten wie ERP oder HRM haltgemacht – die Auslagerung der Software in ein professionell gemanagtes Rechenzentrum könne die eigene IT-Security sogar oftmals verbessern.

Traditionalisten wie SAP, Oracle oder aber Sage wandeln sich dabei laut Experton analog zu Microsoft zu echten Cloud-Playern und suchten zunehmend Modularität, auch um mit ihren Lösungen hybride Cloud-Szenarien realisieren zu können. Dabei bieten SAP und Oracle auch PaaS bzw. IaaS (nur Oracle) im Public Cloud-Modell an und versuchen somit ein neues Terrain zu betreten. Der Erfolg außerhalb der Bestandskunden sei allerdings überschaubar.

Insgesamt untersucht die Studie fünf Felder im Bereich SaaS, die aktuell am relevantesten im deutschen Markt sind. Darunter sind unter anderem:

Enterprise Resource Planning as a Service: Der Markt für Cloud ERP-Lösungen sei in Deutschland noch nicht allzu stark ausgeprägt. Dennoch steigen die Nachfrage und das grundsätzliche Interesse an Cloud-ERP-Lösungen aufgrund von Kostenersparnissen, Flexibilisierung und Modernisierungsprozessen stetig – speziell bei KMU.

Anbieterseitig würden die Lösungen stellenweise stark weiterentwickelt und Datenschutz-Thematiken entsprechend adressiert, um die Kunden von den eigenen Lösungen zu überzeugen. Im Markt seien etablierte Player (SAP, Oracle) ebenso wie jüngere, innovative Firmen (Exact, weclapp, myfactory) vertreten, die für starken Wettbewerb sorgen und den alteingesessenen Anbietern Bauchschmerzen bereiten. Akquisitionen seien die Folge, wie im Fall Oracle jüngst geschehen.

Spannendster Neueinsteiger für SaaS ERP sei in diesem Jahr Microsoft, das nach langer Wartezeit endlich eine Verknüpfung der CRM-Dynamics Welt und der ehemaligen On Premise ERP Welt in der Cloud vollziehe. Dynamics 356 (for Operations) habe großes Potential, sofern die zahlreichen Veredelungen für Branchen durch Partner mitgezogen würden.

Human Resource Management as a Service: In diesem Markt konnten sich entsprechend der Synthese von traditioneller Personalverwaltung sowie Personalentwicklung und Talent Management Anbieter unterschiedlicher Ausrichtung als führende Anbieter positionieren. Als Beispiele seien zum einen SAP und Oracle zu nennen. Beide haben einen ERP-Hintergrund und seien entsprechend auch in der traditionellen Personalverwaltung aufgestellt. Durch Zukäufe vor einigen Jahren mit SuccessFactors bzw. Taleo konnten sich die beiden Unternehmen auch im Bereich des Talent Managements stark aufstellen.

Auch IBM tätigte mit Kenexa vor einigen Jahren eine Akquisition im Markt für Talent Management. Sage als Mittelstandsspezialist habe seine Stärken in der traditionellen Personalverwaltung. Bereiche wie das E-Recruiting, würden – etwa bedingt durch den Fachkräftemangel –  zunehmend von enormer Bedeutung. Dieses Umfeld sei sehr dynamisch und berge einige technische Herausforderungen. So müssten beispielsweise neue Talente auch in den sozialen Netzwerken wie Xing und Linkedin adressiert und letztlich gefunden werden. Aber auch Onboarding- und Performance bzw. Goal-Prozesse würden letztlich wichtiger, um junge Talente erfolgreich zu halten. Die Cloud sei hierbei als flexibles Vehikel ideal geeignet.

PaaS: Scharfe Trennlinie zwischen aPaaS und iPaaS weicht auf

iPaaS: Der Markt für Integration-PaaS nehme an Fahrt auf. Treiber seien nicht nur die Notwendigkeit zur schnellen Veränderung und Anpassung im Business, sondern auch die verstärkte Aufmerksamkeit für die Möglichkeiten einer iPaaS-Lösung bei den IT-Leitern und auch den Anwendern auf der Fachabteilungsseite. Skalierbarkeit sei ebenso ein Thema wie die Anzahl der Adapter und Konnektoren, um vorhandene Systeme integrieren zu können. Äußerst präsent seien auch 2017 wieder Informatica, Deutsche Telekom und TIBCO. Einen Sprung nach vorn mache Dell (Boomi) – hier stünden starke Investoren dahinter, die auch im wichtigen Bereich IoT präsent seien. Auch Mulesoft könne seine Position behaupten, sei technisch stärker geworden und investiere verstärkt in diesem Umfeld.

aPaaS: In diesem Markt wisse der Entwickler entweder recht genau, was er will, oder er erwartee eine Lösung, die Beratung und Organisationshilfen mit anbietet. Der erfahrene Entwickler könne inzwischen auf ein breites und professionelles Set an Frameworks zur Entwicklung von AWS, Microsoft oder IBM und vielen weiteren zurückgreifen.

Gerade Unternehmen, die mehr und mehr auf DevOps schauen, werden laut Experton jedoch diese Umstellung in Verbindung mit einer aPaaS kaum alleine bewältigen können. Sie benötigen entsprechende Beratung, um die richtige Plattform auszuwählen und um die organisatorischen Umstellungen zu meistern – hier kommen Dienstleister mit ins Spiel, die gehostete oder auch gemanagte Varianten von bspw. Cloud Foundry oder Red Hat OpenShift betreiben oder auch in der Konfiguration einschlägiger Public aPaaS Lösungen behilflich sind.

IaaS:„The new normal“ krempelt den deutschen Hosting-/RZ-Markt um

Die ISG Provider Lens Cloud Studie untersucht im IaaS-Segment den Markt der Self Service Public Cloud sowie (gemanagte) Enterprise-Lösungen aus den Händen professioneller IT-Dienstleister.

Kurz und knapp: Die Enterprise Cloud sei differenzierter, langsamer und nehme Kunden mit der Legacy IT an die Hand, die Public Cloud sei bei genauer Betrachtung komplex, dabei aber rasant schnell und daher– im Fall des Mittelstands – ohne professionelle Hilfe eines auf die Public Cloud spezialisierten Managed Service Providers schwer zu nutzen.

Während die (Hyperscaler/Self Service) Public Cloud standardisiert und im Optimalfall als direkt buchbarer Infrastruktur-Service per Knopfdruck zu gefallen wisse, stelle die Enterprise Cloud Ressourcen aus den Händen professioneller Dienstleister und somit meist auch individuellen Verträgen zur Verfügung. On Demand und Pay as you Go (PayG) halte auch hier weiter Einzug, sei jedoch noch nicht immer fester Bestandteil der bestehenden Verträge.

Private Cloud Ressourcen aus dem Managed Hosting spielen hier laut Experton ebenfalls noch mit rein und ergeben häufig hybride Vertrags- bzw. System-Konstellationen. Diese Tatsache allein bremse diesen Markt schon aus. Dieser Markt sei aber auch aufgrund der fehlenden Innovationsrate und Funktionen wie bspw. „Event Trigger Services“ (AWS Lamda, Microsoft Functions, IBM OpenWhisk) für den Aufbau von Serverless Computing als traditioneller einzustufen. Die Anzahl Cloud nativer Applikationen (Apps), die als Micro Service autonom agieren und Infrastrukturen auf Basis der Umgebung bzw. Last etwas „diktieren“, sei aber noch verschwindend gering. Der nachhaltige Mehrwert der Public Cloud-Infrastrukturen komme daher erst mit erhöhter Applikations-Intelligenz und der ISV-Transformation zum Tragen.

IaaS: Startpunkt für Multi-Cloud-Integration im Managed Enterprise Segment

Unabhängig von dem Zielmarkt Mittelstand oder Großkunden, in denen das Angebot bspw. in puncto Preisgestaltung, Vertragsformen, Bundles, Vertriebsansatz und Umsatz unterschieden wurde, sei zu konstatieren, dass der gemanagte Enterprise IaaS-Markt aus der Hosted und somit Non-HyperScaler-Umgebung an Attraktivität gewonnen habe, sich jedoch gleichzeitig in die Integrationsrolle hybrider bzw. Multi-Cloud-Landschaften flüchte. Der Einbezug von Public Cloud-basiertem Object Storage sei hier der kleinste gemeinsame Nenner und beinahe Standard.

Dies gelinge dank steigendem Automatismus der ausgefeilten technischen Plattformen im Hinblick auf effiziente Orchestrierung und dem Einbezug von Konfiguration Management sowie Identity and Access Management (IAM). Carrier-Kooperationen sorgen für erhöhte Sicherheit und geringere Latenzen im zunehmend nachgefragten End2End-Betrieb.

Ferner sei festzustellen, dass der Hosting-Markt sukzessive eigene Assets in Form von Rechenzentrumsleistungen zurückfahre und stattdessen lieber „Flugblättchen für HyperScaler im Public Cloud Business“ verteile. Die Fertigungstiefe im Hinblick auf eigene Data Center und HW-Ressourcen werde also reduziert. Margenträchtige Dienstleistungen würden dafür rundherum angeboten und ausgebaut.

IaaS: Taktgeber der Digitalisierung im Self Service Public Cloud Segment

Die (Self Service) Public Cloud gebe den Takt hinsichtlich der Innovationen und natürlich auch der Elastizität sowie des Preises an. Mit Ausnahme der Microsoft-Cloud, bei der der Quellcode von Azure zunehmend offengelegt werde, seien Public Clouds wie von AWS, Google oder IBM Softlayer (jetzt Bluemix) in der Regel eine Blackbox auf Basis individueller bzw. proprietärer Eigenentwicklungen, die mittels APIs angesprochen werden können. Es gebe jedoch auch Ausnahmen wie die OTC Plattform der Telekom auf Basis von Openstack.

Vor allem aber sei der Trend zur künstlichen Intelligenz hervorzuheben, der zum gegenwärtigen Zeitpunkt primär den Public Clouds vorbehalten sei und nicht nur den Betrieb immer weiter automatisiere, sondern auch die nötige Komponente im Thema Predictive Security beisteuere.

Hier habe IBM mit Watson die Chance, die Aufholjagd im Cloud-Geschäft zu beschleunigen. Zudem setze IBM neben Bare Metal-Servern und kostenlosem Netzwerk-Traffic auch auf eine enge VMware-Kooperation und auf denStandard in der On Premise Private Cloud.

Auszüge der Bewertung

Nach neuer Metrik der Bewertung sowie Zusammenlegung der Private und Enterprise Cloud sind im Kontext der Großkunden bzw. Multinationals ab 5000 Mitarbeiter die Dienstleister Atos, IBM und Deutsche Telekom (TSI) sowie auch BT und HPE herausstellenswert für das IaaS-Segment.

Im Markt für den Mittelstand lege Bechtle gehörig: aufgrund wesentlicher Weichenstellungen für Enterprise-konformes IaaS, das vielen kleinen Systemhäusern als zentrales Portfolio-Bausteinchen angeboten werde – „hier wird schwer unter der Haube geschraubt“, so Experton. Nennenswerte Provider seien Deutsche Telekom (TDG), Cancom/Pironet und auch Dimension Data (NTT).

Allerdings seien auch QSC, Claranet und Fujitsu herausragend positioniert und eine sicherere Bank für Kunden mit Branchenanforderungen. In beinahe allen Fällen gehöre das standardisierte und effiziente Provisieren von IaaS-Komponenten zur Basis höherwertiger Services.

Neu aufgenommen wurde ratiokontakt mit Know-how im Bereich innovativer und effizienter Cloud-Plattformen. Plusserver verzeichne weiterhin große Kompetenzen und Kundenprojekte, müsse sich aber aufgrund neuer Grundordnungen am Markt behaupten – Host Europe gebe hier aufgrund der GoDaddy-Übernahme keine Rückendeckung mehr.

Filesharing; Dropbox gibt in Deutschland ordentlich Gas

Global wie auch in Deutschland sei zu beobachten, dass Lösungen für ein sicheres, Enterprise-konformes Cloud Filesharing bis hin zum Enterprise Content Management verstärkt nachgefragt würden. Die Anbieter für entsprechende Lösungen versuchten über lokale Datenhaltung und unterschiedlichste Sicherheitsaspekte (in Punkto Verschlüsselung etc.) von sich zu überzeugen.

Dropbox, im vergangenen Jahr noch Rising Star, sei aktuell einer der bemühtesten Anbieter in diesem Marktsegment – mit Erfolg. Das Unternehmen sei nun erstmalig im Leader-Quadranten positioniert, da man fokussiert den deutschen Markt adressiere und lokale Rechenzentren als auch Standorte geschaffen habe. Zahlreiche große Referenzkunden aus Deutschland belegen nachweislich den Erfolg.

SSP Europe bleibe mit seinem Secure Data Space als deutscher Anbieter nach wie vor höchst attraktiv – viele OEM-Partnerschaften wie mit Bechtle, die in diesem Jahr zusätzlich aufgenommen wurden, bescheren dem Anbieter weiterhin Erfolg und zeugen von der überaus attraktiven und funktionalen Lösung. Insgesamt ließen sich 19 relevante Anbieter im Markt ausfindig machen, die über entsprechende Umsätze und einen lokalen Marktauftritt verfügen.

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