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Maersk und IBM: Joint Venture will mit Blockchain globale Lieferketten digitalisieren

Foto: IBM

A.P. Moller-Maersk und IBM wollen ein Joint Venture gründen und durch Nutzung der Blockchain-Technologie effizientere und sicherere Methoden für den globalen Handel anbieten. Aufgabe des neuen Unternehmens ist es, eine gemeinsam entwickelte digitale Plattform für den globalen Handel bereitzustellen, die auf offenen Standards basiert und auf das weltweite Schifffahrtsökosystem zugeschnitten ist. Die Plattform soll mehr Transparenz beim Transport von Gütern über Landesgrenzen und Handelszonen hinweg schaffen und ihn einfacher machen.

Die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie sind nach Ansicht beider Unternehmen „eine ideale Grundlage für große Netzwerke mit vielen verschiedenen Partnern“. Die Lösungen funktionieren dabei ähnlich wie ein gemeinsames Kassenbuch (Shared Ledger) und ermöglichen gemeinsame, unveränderbare Aufzeichnung aller Transaktionen, die innerhalb dieses Netzwerkes stattfinden. Zudem gestatten sie den jeweils berechtigten Partnern den Zugriff auf die vertrauenswürdigen Daten in Echtzeit.

Mit der Nutzung dieser Technologie könne ein völlig neues System von Anweisungen und Zustimmungen in den Informationsfluss eingeführt werden. Es erlaube, dass die unterschiedlichen Handelspartner eine von allen verabschiedete gemeinsame Sicht auf die Transaktion bekommen, bei der darüber hinaus die Vertrauenswürdigkeit und der Datenschutz sichergestellt sind.

Erste Lösungen innerhalb eines halben Jahres

Das neue Unternehmen will zunächst zwei Kern-Komponenten vermarkten, die darauf abzielen, die globale Lieferkette End-to-End zu digitalisieren:

  • Eine Shipping-Information-Pipeline, die eine End-to-End-Sichtbarkeit der Supply Chain bietet, damit alle am Management einer Lieferkette beteiligten Akteure in Echtzeit sicher und nahtlos Informationen über Lieferereignisse austauschen können.
  • „Paperless Trade“ soll Dokumente digitalisieren und ihre Einreichung automatisieren, indem es Endbenutzern ermögliche, Dokumente sicher über Organisationsgrenzen hinweg zu verschicken, zu validieren und zu genehmigen. Dies soll letztlich dazu beitragen, den Zeit- und Kostenaufwand für die Abfertigung und den Gütertransport zu reduzieren. Blockchain-basierte Smart Contracts stellten dabei sicher, dass alle erforderlichen Freigaben vorliegen, um Genehmigungen zu beschleunigen und Fehler zu vermeiden.

Nach der regulatorischen Genehmigung werden die Lösungen des Joint Ventures voraussichtlich innerhalb von sechs Monaten verfügbar sein. Die neue Gesellschaft wird ihren Sitz in der Metropolregion New York haben.

Offene Plattform mit großem Potenzial

Über vier Billionen US-Dollar an Gütern werden jährlich verschifft und über 80 Prozent aller Güter, die täglich konsumiert werden, kommen über das Meer. Die maximalen Kosten für die erforderlichen Dokumente zur Abwicklung des Handels erreichen für viele Güter ein Fünftel der tatsächlichen physischen Transportkosten. Das World Economic Forum geht davon aus, dass der Welthandel durch die Beseitigung von Barrieren in den internationalen Lieferketten um fast 15 Prozent wachsen könnte, was eine höhere Wirtschaftsleistung und mehr Jobs bedeuten würde.

„Dieses neue Unternehmen stellt einen Meilenstein in unseren strategischen Bemühungen dar, die Digitalisierung des globalen Handels voranzutreiben. Das Potenzial, durch eine neutrale, offene digitale Plattform für einen sicheren und einfachen Informationsaustausch ist groß und alle Beteiligten entlang der Supply Chain können davon profitieren“, sagt Vincent Clerc, Chief Commercial Officer bei Maersk und zukünftiger Vorstandsvorsitzender des Joint Ventures. „Durch die Zusammenführung unseres Wissens über den Handel mit den Fähigkeiten der IBM bei den Themen Blockchain und Enterprise Technologien sind wir überzeugt davon, dass dieses neue Unternehmen einen echten Unterschied für die Zukunft des Handels machen kann.“

Plattform wird seit 2016 getestet

IBM und Maersk starteten im Juni 2016 eine Zusammenarbeit, um gemeinsam neue Blockchain- und Cloud-basierte Technologien zu entwickeln. Seither haben verschiedene Parteien die Plattform getestet. Dazu gehören DuPont, Dow Chemical, Tetra Pak, Port Houston, Rotterdam Port Community System Portbase, die Zollbehörden der Niederlande, die U.S. Customs and Border Protection. Weitere Interessenten seien General Motors und Procter and Gamble sowie das Transport- und Logistikunternehmen Agility Logistics, das damit seinen Kundenservice einschließlich der Zollabfertigung verbessern möchte.

Zu den weiteren Zoll- und Regierungsbehörden, die die Nutzung der Plattform prüfen wollen, zählen laut IBM unter anderem die Zollbehörden von Singapore und Peru. Die globalen Terminalbetreiber APM Terminals und PSA International wollen die Plattform nutzen, um die Zusammenarbeit in den Häfen und ihre Terminal-Planung zu verbessern. Mit Unterstützung des Guangdong Inspektions- und Quarantänebüros könne die Plattform durch eine Anbindung an das Global Quality Traceability System für Import- und Exportgüter zudem auch Handelspartner mit wichtigen Handelskorridoren in und aus China verbinden.

 

Beratungsgremium für Weiterentwicklung

Um den spezifischen Anforderungen der Branche gerecht zu werden, richten Maersk und IBM ein Beratungsgremium aus Branchenexperten ein, um Plattform und Services weiterzuentwickeln, Anregungen und Feedback zu wichtigen Branchenentwicklungen zu geben und offene Standards zu fördern.

Maersk und IBM haben Michael J. White, ehemals President of Maersk Line in Nordamerika, zum CEO des neuen Unternehmens ernannt. Er erklärt: „Heutzutage wird ein großer Teil an Ressourcen in ineffizienten und fehleranfälligen manuellen Prozessen verschwendet. Die Pilotprojekte bestätigten unsere Erwartungen, dass die gesamte Branche nach Produktivitätssteigerungen und neuen Möglichkeiten sucht, die sich aus der Optimierung und Standardisierung von Informationsflüssen mithilfe digitaler Lösungen ergeben. Unser Bestreben ist es, diese Erkenntnisse einzubringen, um eine vollständig offene Plattform zu etablieren, an der alle Mitglieder der globalen Lieferkette partizipieren und daraus Nutzen ziehen können. Wir freuen uns darauf, unser Netzwerk von Partnern in dem Maße weiter auszubauen, in dem wir auf eine globale Lösung hinarbeiten.“

Ein Beispiel, wie die Lösungen den Handel optimieren sollen, gibt es in diesem Video:

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