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Digitale Innovation braucht einen geschützten Raum

Bei der diesjährigen Relaunch Konferenz Ende Februar in Berlin stand immer wieder die Frage nach dem ersten Schritt für die Digitalisierung – vor allem mittelständischer Unternehmen – im Mittelpunkt des Interesses. Nach Auffassung der Experten sind Firmen dabei gut beraten, ihre Kunden, die eigene Unternehmenskultur und ihr Geschäftsmodell selbstkritisch zu analysieren. Ohne Hilfe Dritter sei das allerdings kaum möglich.

Aline-Florence Buttkereit

Aline-Florence Buttkereit (Virtual Identity AG) veranschaulichte in ihrem Vortrag, wie ein Outsourcing an Ideenschmieden funktioniert. Dabei gehe es vor allem darum, in die Frühphase, die eigentliche Ideenentwicklung und mögliche Problemlösungsansätze, viel Zeit zu investieren. „Immer mit dem Ziel, schnell Prototypen entwickeln zu können“, betont die Business Development Managerin. Allerdings, so warnt sie, bedürfe es einer gewissen Erfahrung und manchmal eben auch eines technischen Backgrounds, um beurteilen zu können, ob diese Prototypen auch tatsächlich skalierbar sind. Diese Erfahrung fehle Unternehmen nicht selten.

Erst die Idee, dann die Technologie

Philipp Depiereux

Auch Philipp Depiereux (etventure GmbH), der sich intensiv mit dem Aufbau von Digital-Units in Unternehmen auseinandersetzt, empfiehlt: „Liefern Sie einen geschützten Raum für digitale Innovation. Trennen Sie diesen Bereich vom Tagesgeschäft!“ Nur so können seiner Überzeugung nach wirklich neue Ideen entstehen.

Alexandra Horn

Alexandra Horn, Leiterin des Kompetenzzentrums beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft betont, dass Digitalisierung nicht in erster Linie ein technisches Thema sei, sondern eines, „das man denken muss! Design Thinking, bei dem der Kunde in den Mittelpunkt aller Innovationen gerückt wird, wird so zum neuen Business-Paradigma.

Für klassisches Marketing sei da wenig Platz. Bernd Völker, Vorstandsvorsitzender des Konferenzausrichters Infopark AG, rät entsprechend zu neuen Formen digitaler Kommunikation, die stärker auf die Interaktion mit dem Kunden ausgerichtet ist. Dadurch rückten Unternehmen auch in der Wertschöpfungskette zwangsläufig wieder näher an den Kunden, wie er mit Beispielen veranschaulichte.

Ingo Notthoff

Wie sich der Einkaufsprozess künftiger Generationen ändert, brachte Ingo Notthoff (T-Systems Multimedia Solutions) auf den Punkt: „Ihre Kinder gehen nicht ins Internet und suchen, die sagen einfach: ‚Alexa, Milch is alle.‘ Feierabend.“

Dass der Mensch trotz der Möglichkeit, auch Bots und Automatisierungen einzusetzen, weiterhin wichtig bleibt, betonte Ralf Schengber (Dr. Schengber and Friends). Schengber, auch Professor für strategisches Marketing an der FH Münster, stellte dabei vor allem immer wieder die Frage nach dem „Warum“. Innovation um ihrer selbst Willen mache keinen Sinn. Viel mehr müsse es dadurch für die Kunden auch eine tatsächliche Verbesserung ergeben. Das gerate nicht selten aus dem Fokus.

Innovation ist ein kontinuierlicher Prozess und keine Momentaufnahme

Joachim Graf

Den Blick nach vorn warf auch Zukunftsforscher Joachim Graf (iBusiness), der noch einmal die kontinuierliche Analyse der Wertschöpfungskette anmahnte. Wirklich innovative Business-Modelle würden sich aus der ausschließlichen Analyse der „Old Economy“ aber nicht ergeben. Daher sei es wichtig, potentielle Gefährdungen in den Blick zu nehmen und im Zweifel schneller zu sein als Start-Ups, die hier eine Chance für sich sehen. Bedrohungspotenziale sollten Unternehmen nicht in Schockstarre versetzen, sondern vielmehr als Weckruf verstanden werden.

Dass auch die Webauftritte der Unternehmen diesem steten Wandel unterzogen sind, machte Thomas Witt am Beispiel des Content Management Systems scrivito deutlich. Er dokumentierte, wie letztlich auch neue Technologien den Anforderungen der Unternehmen an Flexibilität, Schnelligkeit und Adaptionsfähigkeit gerecht werden können. Denn trotz aller Veränderungen: Die Webseite bleibe bis auf Weiteres der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Unternehmenskommunikation.

Davon ist auch Online-Marketing-Experte Björn Tantau überzeugt: „Die Webseite ist der einzige Ort im Internet, an dem Sie die Kontrolle behalten über die Informationen und Meinungen“

Ohne soziale Transformation keine digitale Transformation

Dorothee Töreki

Das Zusammenspiel mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern entscheide letztlich aber über den Erfolg. Hierfür bedarf es einer grundlegenden Veränderung der Unternehmenskultur. „Zusammenarbeit ist die Schlüsselkompetenz bei der Digitalisierung schlechthin“, unterstrich Dorothee Töreki (IBM). Führungskräfte und Mitarbeiter müssten daher entsprechende Fähigkeiten entwickeln, um dann zu guter Letzt mit den richtigen Tools die Transformation des Unternehmens erfolgreich voranzubringen.

Auch Stephan Grabmeier (Kienbaum Consultants) rief noch einmal in Erinnerung: „Schließlich sind es die Mitarbeiter, die gemeinsam die Akzeptanz sowie das Vorantreiben von Innovationen schultern“.

Stephan Grabmeier

Um den zum Teil überfälligen Kulturwandel und damit die Digitalisierung in Gang zu setzen, rieten die Experten sich Hilfe von außen zu holen. Die Praxiserfahrung aus mittelständischen Projekten zeige, dass das Know-How im Unterschied zur bisherigen Firmentradition in Sachen Digitalisierung in den Unternehmen meistens fehle, so Alexandra Horn. Daher sei es wichtig, über den Tellerrand blicken und sich mit anderen Unternehmen und auch Start-Ups auszutauschen. Hilfestellung liefern dabei eine Reihe unterschiedlicher Anlaufpunkte wie etwa die Digitalhubs in vielen Städten. Dr. Stefan Franzke (Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie) konnte das an den Schwerpunkten FinTech und Internet Of Things am Standort Berlin skizzieren.

Die nächste Relaunch Konferenz findet am 25. Februar 2019 statt.

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