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Digitale Transformation: Die Mehrheit der Fertigungsunternehmen agiert konservativ

Knapp die Hälfte der Fertigungsunternehmen in Deutschland ist nicht bereit für die digitale Transformation. Vielen Betrieben mangelt es an den notwendigen Ressourcen und Kompetenzen, um den Wandel aktiv zu gestalten. Ein Großteil der Unternehmen geht deshalb die Transformation nur zögerlich an.

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47 Prozent der Fertigungsunternehmen geben in der Studie „Digitale Transformation der Fertigungsindustrie – Zeit zum mutigen Handeln“ von KPMG in Zusammenarbeit mit Kantar EMNID an, nicht über ausreichende Kompetenzen oder finanzielle Mittel zur digitalen Transformation zu verfügen.

Trial-and-Error ist nicht beliebt

Mehr als die Hälfte der Befragten bezeichnet sich als konservativ oder eher konservativ in ihrem unternehmerischen Handeln. Entsprechend agieren sie bei der Prozesssteuerung der digitalen Transformation: Zwei Drittel der Betriebe planen Veränderungen lieber im Voraus als Neues durch „Trial-and-Error“ zu versuchen. Ansätze einer Fehlerkultur und die Fähigkeit, Unvorhergesehenes zu managen, zeigen nur weniger als ein Drittel der Fertigungsunternehmen.

Harald v. Heynitz, Head of Industrial Manufacturing bei KPMG Deutschland: „Eine Gruppe von Pionierunternehmen antizipiert bereits die Möglichkeiten der Digitalisierung, verschafft sich First-Mover-Vorteile und könnte so die Branche revolutionieren. Das setzt andere Unternehmen unter Druck nachzuziehen, um zukunftsfähig zu bleiben. Denn wenn die Unternehmen keine Mittel und kein kompetentes Personal für die Digitalisierung abstellen, wird dies langfristig für sie zu einem Wettbewerbsnachteil werden.“

Ein Drittel der Unternehmen legt IT-Sicherheit in fremde Hände

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Fast alle Betriebe (95 %) haben sich bereits mit Data & Analytics und IT-Sicherheit beschäftigt und wollen in diese Bereiche investieren. Mehr als zwei Drittel der Fertigungsunternehmen beabsichtigen, innerhalb der nächsten zehn Jahre D&A als eigene Kernkompetenz aufzubauen. Auch die Sicherheit der IT-Systeme nehmen sie ernst. 32 Prozent der Befragten wollen sich jedoch nicht selbst darum kümmern, sondern diese Kompetenzen passiv erwerben, indem sie sie extern zukaufen.

„Es ist erfreulich, dass so viele Unternehmen das Thema IT-Sicherheit auf ihrer Agenda haben. Jedoch raten wir davon ab, Kompetenzen in diesem Bereich ausschließlich in fremde Hände zu geben. Denn eine schnelle Reaktionsfähigkeit, die kurzfristige Anpassung der Systeme und die Selbstentscheidungsfähigkeit des Unternehmens können letztlich nur eigene Kompetenzträger gewährleisten“, so Sven Linden, Head of Transformation bei KPMG.

Künftig steuert der Kunde die Produktion

Kunden haben in Zukunft immer mehr Möglichkeiten, in die Produktplanung und in den Produktionsprozess einzugreifen. 82 Prozent der Unternehmen wollen auf diese Weise in den nächsten zehn Jahren dem Kundenwunsch nach neuen Features und Innovationen begegnen. Viele Betriebe suchen zudem nach neuen Ertragsmodellen. Eine Mehrheit der Fertigungsunternehmen (54 %) will die eigenen Produkt- und Dienstleistungsportfolios anpassen. Fast ein Viertel der Befragten erwartet, dass alternative Ertragsmodelle künftig wichtiger werden als der klassische Verkauf.

„Es ist der richtige Ansatz, den Kunden stärker einzubinden. Dafür ist es jedoch entscheidend, dass Unternehmen vernetzt sind. Wer dies beherzigt, hat gute Chancen, neue Ertragsmodelle zu finden, den Austausch zu intensivieren, die Kundenzufriedenheit zu steigern und die Kundenbeziehung weiter zu verbessern“, sagt v. Heynitz.

Künstliche Intelligenz schafft neue Arbeitsprofile

Immer mehr Betriebe beschäftigen sich intensiv mit Künstlicher Intelligenz. 18 Prozent der Befragten halten die Übernahme komplexer Wissens- und Entscheidungsarbeit durch wissensbasierte Systeme für relevant und wollen dieses Thema im eigenen Unternehmen vorantreiben. „Durch den zunehmenden Einsatz der Robotik wird sich der Aufgabenbereich des Menschen verändern, neue Mitarbeiterprofile entstehen. Wir erwarten, dass durch die Entwicklung von mobilen Robotern bald weit mehr Unternehmen über einen Robotereinsatz nachdenken“, so v. Heynitz.

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