Die Rolle des Controllers wandelt sich: War er früher in erster Linie Zahlenlieferant und Reporter, nimmt er nun eher die Rolle des Business Partners oder Navigators ein und möchte Entscheidungen im Unternehmen maßgeblich mitbestimmen. Um dieser Rolle gerecht zu werden, muss er auf Methoden wie strategisches Controlling zurückgreifen. Doch viele Unternehmen stellen ihren Controllern noch nicht die relevanten Werkzeuge zur Verfügung: Nur knapp ein Viertel der 45 befragten Entscheider aus der Logistikbranche bewertet die Bedeutung von strategischem Controlling als „sehr hoch“ oder „hoch“ und bei weniger als der Hälfte ist es umfassend im Einsatz. Dies zeigt die Studie „Controlling bei Logistikdienstleistern“ der Managementberatung Horváth & Partners.
Die Erwartungen an die Logistikbranche haben sich in den letzten Jahren sowohl im Privat- als auch im Geschäftskundenbereich deutlich gesteigert. Heute ist für viele Privatkunden die Lieferung von Paketen innerhalb von 24 Stunden selbstverständlich. Und im Geschäftskundenbereich sind zunehmend globale Produktionen, steigende Frachtvolumina und die enge Einbindung der Logistiker in die Just-in-time-Produktion ihrer Kunden weitere Herausforderungen.
Controller: Sie haben Einfluss auf die Ausrichtung des Unternehmens
„Ein transparentes und effektives Controlling wird deshalb zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor in der Transport- und Logistikindustrie. Es stellt Informationen zur Verfügung, um Unternehmen zielgerichtet durch ein operativ und wirtschaftlich immer anspruchsvolleres Umfeld zu steuern“, erklärt Ulrich Aldinger, Experte für die Transport- und Logistikbranche bei Horváth & Partners.
Die hohe Relevanz des Controllings für den Unternehmenserfolg bescheinigen auch die Studienteilnehmer: Nur 24 Prozent sehen den Controller als reinen Zahlenlieferanten und somit betriebswirtschaftlichen Service für das Topmanagement. 37 Prozent definieren den Controller als Navigator mit Fokus auf der Gestaltung und Begleitung des Managementprozesses zur Zielfindung. Für den größten Teil der Befragten (39 %) ist der Controller ein Business Partner, der mit dem Management auf Augenhöhe agiert, die Fachabteilungen maßgeblich in ihrer Entscheidungsfindung unterstützt und somit Einfluss auf die Ausrichtung des Unternehmens nimmt.
Die Bedeutung des strategischen Controllings wird unterschätzt
Um den Anforderungen an den Business Partner gerecht zu werden, darf im Werkzeugkasten der Controller das strategische Controlling nicht fehlen. Es hilft dem Topmanagement bei der langfristigen Ausrichtung des Unternehmens. Allerdings schreibt nur ein Viertel der Befragten dem strategischen Controlling eine sehr hohe bzw. hohe Bedeutung zu. „Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zur eigenen Rollenwahrnehmung der befragten Unternehmen. Denn die Praxis zeigt, dass das strategische Controlling erfolgskritisch ist, um als Business Partner langfristig erfolgreich zu agieren“, kommentiert Aldinger das Ergebnis. Gefragt nach dem Implementierungsgrad, bewerten immerhin rund 40 Prozent diesen als „sehr hoch“ oder „hoch“.
SAP S/4HANA und Predictive Analytics sind die Fokusthemen der Zukunft
Ein dominierendes Thema im Management der Logistikdienstleiter ist die Digitalisierung des Finanzbereichs. So bewerten 62 bzw. 40 Prozent der befragten Unternehmen die Bedeutung von SAP S/4HANA bzw. Predictive Analytics als „sehr hoch“ oder „hoch“. Den Handlungsdruck in diesen Bereichen nehmen sie jedoch weniger ausgeprägt wahr: Nur ein Viertel denkt, dass sie im Bereich Predictive Analytics dringend aktiv werden müssen, bei SAP S/4HANA bewerten immerhin 40 Prozent den Handlungsdruck als „sehr hoch“ oder „hoch“.
Aldinger erklärt: „Die Entscheider sehen zwar die wesentliche Bedeutung dieser Methoden, weisen ihnen aber, auch aufgrund der mit der Implementierung verbundenen Herausforderungen, aktuell noch nicht die höchste Priorität zu. Doch moderne Methoden sind notwendig, um mit einem leistungsfähigen Controlling die Steuerbarkeit der Logistikdienstleister langfristig zu erhalten.“
Methodik: Für die Studie „Controlling bei Logistikdienstleistern“ wurden 45 Entscheider aus dem Topmanagement sowie dem gehobenen Management bei Logistikdienstleistern befragt. Vertreten sind überwiegend Post-, Kurier-, Express- und Paketdienste, Hafen- und Terminalbetreiber, Kontraktlogistik und Spedition. Die meisten der befragten Unternehmen sind mittelgroße Unternehmen, die einen Umsatz zwischen einer bis vier Milliarden Euro erzielen. Die Geschäftstätigkeit konzentriert sich insbesondere auf Deutschland und Europa.