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Low-Code-Plattformen: Eine neue Ära in der Software-Entwicklung bahnt sich an

Wir stellen uns ein Unternehmen vor, in dem jede Fachkraft die internen Prozesse anpassen und optimieren kann. Ein Unternehmen, in dem der Engpass “Entwickler” nicht besteht. Ein Unternehmen, bei dem sich die Mitarbeiter der Fachabteilungen austauschen und Prozesse und Applikationen verstehen. In einer perfekten digitalen Unternehmenswelt, in der von der Idee bis zur Umsetzung alles in einem Fluss ist.

Der Weg in diese perfekte digitale Unternehmenswelt wird von sogenannten “Low-Code-Plattformen” suggeriert. Mit deren Hilfe können Anwendungen und Prozesse erstellt und angepasst werden, ohne dass man diese auf Code-Ebene nativ programmieren muss. So können selbst versierte Business-Anwender, die keine Programmiersprache beherrschen, Software “bauen”

Low-Code-Plattformen bieten meist eine grafische Entwickleroberfläche, in der bereits auf kleine Applikationen zugegriffen werden kann, die lediglich noch angepasst, bzw. konfiguriert werden. In vielen Fällen wird keine Codezeile mehr geschrieben, sondern Funktionen werden logisch miteinander verbunden. Diese Funktionen bzw. Applikationen werden von den Low-Code-Platform-Anbietern zur Verfügung gestellt und stetig weiter entwickelt.

Die Idee bzw. die ersten Lösungen gibt es bereits seit den 90er Jahren. Wer schon einmal mit einem Content Management System, wie Joomla oder WordPress eine Website eingerichtet hat, fand sich bereits nach heutiger Definition auf einer Low Code Platform. Man beachte den Terminus: Eine Website einrichten, anstelle einer Website entwickeln. Hier zeigt sich bereits ein Übergang zur Erstellung von individuellen Lösungen, ohne selber coden zu müssen.

Mit den Low-Code-Platform-Lösungen wird den Unternehmen eine Entwicklerumgebung zu Verfügung gestellt, mit dem interdisziplinäre Teams komplette Anwendungen selber erstellen können. Aus einem Pool von fertigen und leicht anpassbaren Anwendungen werden schnell Ergebnisse erzielt und können mit einem One Click Deployment angewendet werden.

Der Markt braucht Low Code Platform

Wir befinden uns bekanntlich in einer digitalen Transformationen. Unternehmen passen ihre Geschäftsmodelle an und müssen heute schnell auf Marktanforderungen reagieren. Die Anforderungen werden stetig komplexer und die Prozessanforderungen immer spezieller für jedes Unternehmen. Hinzu kommen die unterschiedlichsten Technologien und verschiedensten Systeme die auch unternehmensübergreifend angepasst werden müssen.

Wenn man sich nun den klassischen Mittelständler vorstellt, der über eine sehr überschaubare Entwickler-Mannschaft verfügt, liegt es nahe, dass diese mit klassischen Code-Entwicklungsansätzen, die an sie gestellten Anforderungen gar nicht bewältigen können.

Noch interessanter ist diese Vorstellung, wenn Unternehmen gar keine Entwickler Ressourcen im Unternehmen haben, sondern externe Dienstleister beauftragen. Die Abstimmungen, Umsetzungen und kontinuierlichen Anpassungen stellen eine Mammutaufgabe für jedes Unternehmen dar.

Software frisst bekanntlich die Welt. Beim “Fressen” setzt sich bekanntlich “Convenience Food” bzw. Systemgastronomie durch. Und auch im Bereich der Entwicklung von Softwarelösungen wird sich die Entwicklung durch bestehende Bausteine manifestieren. Schnelle, einfache und von jedem änderbare Anwendungen und Prozesse bringen Flexibilität und Geschwindigkeit. Man muss sich nur einmal Salesforce anschauen – was Umsatz und Neukundengeschäft betrifft. Hier werden individuelle Lösungen geschaffen, ganz ohne interne oder externe Entwickler.

Was bietet eine Low Code Platform?

Die Kernaussage ist, dass auch Nicht-Entwickler mit dieser Platform Software “schreiben” können. Doch es ist wesentlich vielschichtiger. Denn auch Entwickler nutzen immer mehr diese Lösungen, um schneller und vor allem effizienter arbeiten zu können. Basisbausteine wie Authentifizierung, Benutzerverwaltung, Mehrsprachigkeit, Security und vieles mehr sind im Paket enthalten und müssen nicht aufwendig neu geschrieben werden.

Neben diesen Basisbausteinen werden viele Schnittstellen zur Verfügung gestellt, so dass das Einbinden von Drittsystemen über Standardschnittstellen ermöglicht wird. Durch bereits vorhandene responsive Layouts, sowie bei nativen Anwendungen individuelle Benutzeroberflächen für jede Umgebung, bieten die Low-Code-Platform-Anbieter direkt Unified User Experience.

Eines der wichtigsten Vorteile ist die Updatefähigkeit der erstellten Anwendungen. Durch den Einsatz von Meta Ebenen der Low-Code-Platform-Anbieter können diese die individuellen, auf dem System basierenden Anwendungen und Prozesse updaten. Das erspart Zeit, Ressourcen und Geld. Der Fokus liegt fortan auf der Erstellung und Erweiterung der Lösungen und nicht auf der Wartung und Pflege drum herum.

Die Lösungen passen in den heutigen Digital Workplace

Entwickler, die im Keller sitzen und für sich weltfremde Lösungen entwickeln, das war gestern. Doch die Erfahrung zeigt, dass das Meinen, das Sagen, das Verstehen und das genau so Umsetzen schnell eine eigene – nicht gewollte – Dynamik annimmt. Das haben Projektmanager leidvoll erfahren dürfen. Doch hier ändert sich in den letzten Jahren unabhängig von der Low-Code-Platform-Lösungen vieles zum Positiven. Das Zusammenspiel zwischen den Mitarbeitern aus den Fachabteilungen und Entwicklern wird stetig besser. Egal ob BizDev Team oder interdisziplinäre Projektarbeiten, es wächst zusammen, was schon lange zusammen gehört. Nicht zuletzt durch neue Projekt-Methoden und flache Hierarchien.

Durch die Low Code Platform werden die eigenen Mitarbeiter ohne Code-Kenntnisse mit in den Entwicklungsprozess eingebunden. Hierdurch bekommen alle Mitwirkende ein einheitliches Verständnis, das gleiche Wording und eine hohe Akzeptanz dem anderen gegenüber. Durch den Einsatz können schnell Minimum Viable Products (MVP) erstellt werden und das mit einem überschaubaren Investitions- und Ressourceneinsatz. Der Prozess wird agil. Das Prototyping, Testen und Verbessern ist wesentlich schneller und besser möglich.

Infrastruktur und Anbieter der Low Code Platform

Eine Low Code Platform kann sowohl On-Premise, als auch in einer Private oder Public Cloud genutzt werden. Man kann beobachten, dass diese Form der Anwendungs- und Prozessentwicklung vorwiegend in der Public Cloud zu finden ist.

Die großen Player und aufkommenden Stars in diesem Markt heißen:

Aus gutem Grund. Die Systeme sind ohne Aufbau einer eigenen Infrastruktur direkt nutzbar und die Anbieter behalten die komplette Kontrolle, so dass schnell upgedatet werden kann und somit eine kontinuierliche Wartung und Pflege sichergestellt ist.

Einsatzszenarien von Low Code Platforms

Low Code Platforms werden primär bei Lösungen mit einem hohen Standardanteil an Funktionen eingesetzt. So werden die meisten Websites und Webportale mit Content Management Systemen (CMS) umgesetzt. Speziellere Funktionsbereiche werden dann via Plugins, Components oder Modulen erweitert durch eine Installation mit anschließender Konfiguration. Nur in den seltensten Fällen wird hier alles noch individuell entwickelt.

Bei internen Prozessmodellierungen, wie strukturierten oder unstrukturierten Workflows können mit Low-Code-Plattformen die Prozesse geplant und umgesetzt werden. Jeder Fachanwender kann diese stetig anpassen und so agil optimieren.

Sobald allerdings eine Software-Lösung oder mobile App erstellt werden soll, die in der Software an sich bereits einen USP und einen speziellen Funktionsumfang aufweist, dann kommen die Low-Code-Plattformen an ihre Grenzen. Denn die gebauten Lösungen werden ja mit verschiedenen Bausteinen zusammen gesetzt. Besteht für einen Bereich kein Baustein, so steht die individuelle Software-Entwicklung wieder vor der Tür.

Eignung von Low Code Platforms nach Use Cases

Einsatzszenarien Low Code Entwicklung Native Entwicklung
Webportale ***** ***
Games * *****
Workflow Prozesse ***** **
eCommerce **** **
Schnittstellen *** ****
Business Apps ***** ***
Standard Software * *****
Individualsoftware **** **

Quelle: Crisp Research 2018

Eine neue Ära in der Software-Entwicklung bahnt sich an

Häufig wurde das Zeitalter von Softwareentwicklung durch funktionale Verbesserung geprägt. Nun haben weitere Faktoren großen Einfluss. Interdisziplinäre Teams, Engpass an Entwickler- Ressourcen, hoher Bedarf an individualisierten digitalen Lösungen zwingen die Unternehmen sich mit alternativen Formen zum nativen Coden zu beschäftigen. Möglichst durch „low oder no coden“ soll neue Software entstehen.

Low Code Platform ist keine Neuerfindung. Durch die Namensgebung und den erhöhten Fokus wird der Fokus auf diese Form der Softwareerstellung gelegt. Zu recht! Hierbei spielt die technologische Sicht nur eine untergeordnete Rolle. Sowie mittlerweile jeder etwas versierte Anwender in der Lage ist, ein Betriebssystem zu installieren, oder sein WLAN-Netzwerk zuhause einzurichten, so werden diese Mitarbeiter in die Lage versetzt, eigenständig Software zu erstellen.

Ob wir es in einigen Jahren noch Low Code Platform nennen werden, ist fraglich. Zu groß und undifferenziert ist der Begriff. Die Einsatzgebiete und Lösungen sind kaum vergleichbar und eine einheitliche Ansprache ist kaum möglich. Doch sicher ist: Wir brauchen immer mehr Software, immer schneller veränderbare Prozesse und Software-Updates im Minutentakt. Hier sollte jeder mitmachen können.

Auch wenn der Begriff Low Code sich nicht auf Dauer etablieren wird, so ist es sicher, dass das native Coden in vielen Bereichen abnehmen wird und durch Low Coden ersetzt oder zumindest ergänzt wird.

Organisationsstrukturen im Unternehmen verändern sich

Unternehmen sollten sich mit dem Thema auseinander setzen. Hierbei geht es allerdings um mehr als um die Einführung eines neuen ERP-Systems. Es verändert nicht nur die Benutzeroberfläche für die User und die Administration für die IT-Abteilung, sondern es verändert die Arbeitsmethodik und die Organisationsstruktur im Unternehmen. Daher sind folgende Überlegungen sinnvoll:

  • Sind die Mitarbeiter bereit dazu, interdisziplinär zu arbeiten und an der Erstellung von Software aktiv mitzuarbeiten?
  • In welchen Bereichen käme der Einsatz von Low Code überhaupt in Frage?
  • Gibt es ein erstes, überschaubares Projekt, was mit Low Code umgesetzt werden könnte, um hier Erfahrungen sammeln zu können?
  • Welcher Technologieanbieter erfüllt die Kriterien und welcher Dienstleister kann bei der Umstellung begleiten?
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