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Produktion von Elektroautos: Hohe Komplexität macht Supply Chain anfällig

Bildquelle: Pixabay

Mehr als acht von zehn Unternehmen aus der Automobilindustrie betrachten die Verbesserung von Prozessen und Organisationsstrukturen als erfolgsentscheidend für die Zukunft, wie eine Studie der Unternehmensberatung Staufen zeigt. Sie wissen: Besonders die Umstellung auf Elektromobilität ist mit Herausforderungen verbunden, die mit den etablierten Abläufen nicht zu stemmen sind. Im Blickpunkt bei den OEMs steht derzeit vor allem die Integration in die bestehenden Produktionssysteme.

Während VW auf eigene Produktionsstätten für Elektrofahrzeuge setzt, stellen fast alle anderen Hersteller derzeit ihre großen Produktionswerke um. Die E-Autos sollen mit Hybrid-, Benzin- und Dieselmodellen zusammen vom Band laufen.

„Die Integration führt zu einer weiteren deutlichen Zunahme an Komplexität“, sagt Dr. Thilo Greshake, Partner Automotive bei der Unternehmensberatung Staufen. „Alle Module und Systeme, aus denen ein Auto besteht, müssen für sämtliche Modelle Just-in-Time am Band bereitstehen. Elektroautos benötigen nicht nur andere Antriebe und Batterien, sondern beispielsweise auch eine andere Heizung oder Klimaanlage. Der bereits sehr stattliche Variantenbaum erhält dadurch weitere Äste – aus Vielfalt droht Unübersichtlichkeit zu werden.“

Zulieferer müssen vorbereitet werden

Die bisherige durchgängige Taktung am Band werde sich kaum einhalten lassen. Porsche setze daher in Zuffenhausen auf variable Taktlängen und eine flexible Linie. Bei sensiblen Tätigkeiten könne das neue Transportsystem anhalten und danach schneller an darauffolgende Stationen fahren.

„Gravierende Probleme wie Tesla werden die deutschen Automobilhersteller aber nicht haben“, ist Experte Greshake überzeugt. „Sie haben jahrzehntelange Erfahrung und sind extrem stark in Planung sowie Prozessen. Doch sie dürfen sich nicht nur darauf konzentrieren, ihre eigenen Fabriken fit zu machen. Viel schwieriger wird es, die Zulieferer auf die automobile Zukunft vorzubereiten. Denn wenn es dort hakt, stehen auch bei den OEMs die Bänder still.“

Beispiel: Heizung

Wie anfällig die Supply Chain ist, zeige sich am Beispiel der Heizung: Elektroautos benötigen eine elektrische Heizung, da der Verbrennungsmotor als Wärmequelle entfällt. Die aber werde bisher nur in sehr geringen Stückzahlen produziert. Künftig sollen aus mittelständischen Heizungs-Zulieferern daher Großserienhersteller werden, die zudem noch über hohes technologisches Know-how verfügen müssen. Denn die Heizung und ihre Steuerung in Elektroautos seien High-Tech-Produkte, die beispielsweise im Stau auf der Autobahn ihren Modus wechseln müssen, damit der Akku hält und die Fahrzeuge ihr angepeiltes Ziel erreichen können.

„Diese Transformation schaffen die Zulieferer nicht alleine. Umso wichtiger ist es, dass die Hersteller ihre Lieferanten intensiv begleiten und auch am Ende der Wertschöpfungskette eingreifen“, so der Staufen-Berater. „Nur dann können die Herausforderungen der neuen Automobilwelt erfolgreich bewältigt und das E-Auto zum Massenprodukt werden.“

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