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Neue IT-Strategien können Banken vom Legacy-Fluch befreien

Quelle: Bain & Company

Ausbau des Mobile-Banking, erste Distributed-Ledger-Anwendungen, die Umsetzung von Basel IV: Die IT-Abteilungen der Banken sind an allen Fronten gefordert. Doch angesichts der immer kürzeren Halbwertszeit von Technologien wächst trotz aller Modernisierungsbemühungen vielerorts der Anteil veralteter IT-Systeme. In der Studie „Der ewige Kampf der Banken mit der Legacy-IT“ will die Unternehmensberatung Bain & Company aufzeigen, wie die Institute dem Legacy-Fluch entkommen können.

„In vielen Banken ist eine umfangreiche Modernisierung der IT dringend erforderlich“, konstatiert Bain-Partner und Studien-Autor Gero Freudenstein. Ursächlich dafür seien neben dem rasanten technischen Fortschritt vor allem die sich verändernden Kundenerwartungen. Die Kunden wollen flexibel, nach ihren individuellen Bedürfnissen mit ihrer Bank interagieren können. Das bedeutet, dass sie eine Transaktion beispielsweise auf dem Smartphone beginnen und in der Filiale weiterführen, ohne Daten und Informationen ein zweites Mal bereitstellen zu müssen.

„Diese verschiedenen Interaktionskanäle müssen durch die IT vernetzt werden, was auch den Umgang mit Daten stärker in den Mittelpunkt rückt“, so Freudenstein weiter.

Zusätzlich beanspruche die Abbildung der Anforderungen der Aufsichtsbehörden häufig einen großen Teil der ohnehin knappen Transformationsbudgets. Gleichzeitig verringere die branchenweite Renditeschwäche die Chancen auf höhere IT-Budgets – zuletzt verdiente nur jede zwölfte Bank in Deutschland ihre Eigenkapitalkosten.

Komplexität der IT-Landschaft nimmt zu

In diesem schwierigen Umfeld rächt sich gerade in der IT der Fokus auf kurzfristig wirksame Kosteneinsparungen der Vergangenheit. So haben viele Banken bislang weder geklärt, welche Produkte und Produktvarianten sie tatsächlich vom Wettbewerb differenzieren, noch haben sie ihr Handeln konsequent danach ausgerichtet. Das Leistungsspektrum wurde in vielen Häusern unnötig komplex.

„In Summe kann die bestehende IT-Architektur vieler Banken kaum mit dem Veränderungstempo Schritt halten“, fasst Bain-Partner und Studien-Co-Autor Ingolf Zies zusammen. „Darüber hinaus ist die IT-Landschaft selbst oft von ausufernder Komplexität geprägt.“ So entstanden in sich funktionierende, aber für heutige Kundenanforderungen nicht hinreichend integrierte Insellösungen. Veraltete Programmiersprachen sind ebenso häufig anzutreffen wie unflexible und proprietäre Schnittstellen zwischen einzelnen Applikationen.

Vor diesem Hintergrund haben die Banken langwierige Transformationsprogramme gestartet, die meist erst zum Ende ihrer Laufzeit einen nennenswerten erlebbaren Nutzen schaffen, sofern sie überhaupt erfolgreich abgeschlossen werden. Dieses klassische Vorgehen ist nicht mehr zeitgemäß. Die Vorbereitungszeit sei zu lang, die Umsetzung zu unflexibel und die Gefahr zu groß, dass neue Technologien die ursprünglichen Planungen obsolet machen.

Punktuelle Verbesserungen reichen nicht aus

„Die Banken brauchen neue, flexible Strategien, um ihre IT zu modernisieren“, betont Zies. Es reiche nicht mehr aus, lediglich in kundennahe Bereiche zu investieren und punktuell Verbesserungen anzustoßen. „Die Modernisierung darf nicht länger nur ein einzelnes Projekt sein, sondern muss zum festen Bestandteil der täglichen Arbeit in der IT werden“, so Zies. Ein solches Vorgehen passe auch am besten zu den aktuellen Budgetvorgaben und erlaube einen höheren Grad der Selbstfinanzierung.

In der neuen Studie erläutert Bain exemplarisch für unterschiedliche Banktypen – von Direktbanken bis hin zu Instituten und Institutsgruppen mit Privat- sowie Firmenkundenfokus –, wie die kontinuierliche Modernisierung gelingen kann. Entscheidend seien sieben strategische Bausteine:

1. Reduktion der Komplexität des Geschäftsmodells
2. Modularisierung der Architektur
3. Verlagerung von Services in die Cloud
4. Definition und Umsetzung einer durchgängigen Datenstrategie
5. Wechsel auf Standardlösungen
6. Zusammenarbeit mit Partnern
7. Aufsetzen eines effektiven Transformationsprogramms

Werkzeuge für die IT-Modernisierung existieren

„Mit agilen Arbeitsmethoden und innovativen Technologien sind geeignete Werkzeuge für die unumgängliche Modernisierung der Banken-IT verfügbar“, so Freudenstein. Anders als noch vor fünf oder zehn Jahren können die Institute zudem auf branchenerfahrene Partner zurückgreifen – von Migrationsspezialisten über Softwarelieferanten und Cloud-Anbieter bis hin zu Fintechs und Regtechs. „Es gilt durch individuelle Schwerpunkte beim Einsatz der Modernisierungsbausteine eine IT zu schaffen, die mit möglichst geringem Aufwand kontinuierlich an die sich verändernden Anforderungen angepasst werden kann.“

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