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Cyber-Spionage und Internet der Dinge lassen Bürger kalt

AllensbachDie Menschen in Deutschland lassen die täglichen Berichte über Hackerangriffe und Cyber-Spionage offenbar kalt.  Gleichmut, Gewöhnung und Fatalismus sind einige der Gründe für die Sorglosigkeit. Auch die Begriffe Internet der Dinge und Industrie 4.0 sind vielen unbekannt. Was ankommt bei der Bevölkerung ist indes die Möglichkeit der Paketverfolgung.

Laut dem Sicherheitsreport 2015, den das Institut für Demoskopie Allensbach und das Centrum für Strategie und Höhere Führung im Auftrag der Deutschen Telekom erstellt haben, machen sich beim Thema Datenbetrug im Internet derzeit 28 Prozent der Bevölkerung große Sorgen, zwischen 2011 und 2014 bewegte sich der Anteil zwischen 27 und 31 Prozent. Auch die Sorgen vor dem Missbrauch von persönlichen Daten durch Unternehmen oder Nutzer in sozialen Netzwerken bewegen sich am unteren Ende der bislang gemessenen Werte.

In Computerviren sehen heute mit 21 Prozent ebenfalls kaum mehr Menschen ein Risiko als noch vor ein, zwei Jahren. Auch die Sorge, dass andere Staaten wie die USA oder China die Internet- und Telefonverbindungen deutscher Bürger überwachen könnten, ist im Vergleich zum Vorjahr von 19 Prozent auf 15 Prozent zurückgegangen. Aber: Gefragt, welche Risiken in Zukunft zunehmen werden, nennen etwa 70 Prozent der Befragten den Missbrauch persönlicher Daten durch Unternehmen sowie Datenbetrug im Internet.

Vermeintlich widersprüchliche Ergebnisse

Hier tritt ein offenbar widersprüchlicher Befund auf: Einerseits kennt die Bevölkerung zwar die Risiken und geht davon aus, dass sie künftig weiter wachsen werden. Andererseits nimmt die persönliche Betroffenheit und Sorge nicht zu, mitunter sogar ab. Die Allensbacher Meinungsforscher erklären diese vermeintlich widersprüchlichen Ergebnisse einem weitgehenden Gleichmut in der Gesellschaft gegenüber diesem wachsenden Problem sowie teilweise mit Informationsdefiziten. Aber auch Gewöhnungseffekte und ein gewisser Fatalismus sowie das Empfinden, persönlich nicht betroffen zu sein, komme in diesen Ergebnissen zum Ausdruck.

Deutsche fühlen sich sicherer

Laut dem Sicherheitsreport fühlen sich die Menschen in Deutschland insgesamt sicherer als im Vorjahr. Einzig die Sorge vor Terroranschlägen stieg signifikant. Nannten 2014 noch 17 Prozent der Befragten Terror als hohes Risiko, waren es in diesem Jahr 28 Prozent.

Für die Zukunft geht die Bevölkerung in einigen Bereichen von einer (deutlichen) Zunahme der Risiken aus, in anderen erwartet sie dagegen kaum Veränderungen oder teilweise sogar eine sinkende Gefährdungslage. Bereiche, in denen die Risiken aus Sicht der Bevölkerung besonders deutlich steigen werden, sind:

–         Altersrisiken wie Altersarmut und Pflegebedürftigkeit im Alter
–         Datensicherheit und Datenbetrug
–         Naturkatastrophen
–         Terroranschläge

Das Internet der Dinge ist weitgehend unbekannt

Allensbach_1Während das Thema Internet der Dinge in den Chefetagen der größten deutschen Unternehmen wie auch der Politik einen hohen Stellenwert genießt, sind die Begriffe bislang nur einer Minderheit der Bevölkerung geläufig. Lediglich 12 Prozent haben den Begriff Internet der Dinge bereits gehört, 18 Prozent den Begriff Industrie 4.0.

Viele kennen allerdings Anwendungsbeispiele aus dem privaten Alltag, die auf dem Internet der Dinge basieren: 86 Prozent haben bereits von der intelligenten Steuerung der Haustechnik über Smartphones oder Tablet-PCs gehört; 42 Prozent  von der Möglichkeit, dass sich die Heizungstemperatur anpasst, je nachdem, ob jemand im Haus ist oder nicht. Die Verfolgung von Paketsendungen im Internet ist 81 Prozent bekannt. Auch autonom fahrende Autos, 3-D-Drucker sowie die automatische Messung und Übertragung von Vitaldaten an einen Arzt sind mit 72 Prozent, 67 Prozent bzw. 62 Prozent einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung geläufig.

Andere Anwendungen sind hingegen weitaus weniger bekannt: So haben beispielsweise erst 44 Prozent von dem in Zukunftsszenarien gerne zitierten Kühlschrank, der bei Bedarf automatisch neue Lebensmittel nachbestellt, gehört. Von einer optimalen Verkehrslenkung aufgrund vernetzter Verkehrsteilnehmer und entsprechender Steuerung der Verkehrsflüsse haben 36 Prozent gehört, von der automatischen Nachbestellung leerer Druckerpatronen 25 Prozent, von Mülltonnen, die der Müllabfuhr automatisch den Füllstand übermitteln, 10 Prozent.

Intensive Internetnutzer, also Personen, die täglich das Internet nutzen, haben von allen Anwendungen jeweils etwas häufiger Notiz genommen. So haben etwa 92 Prozent bereits von der Steuerung der Haustechnik über Handys oder Tablet-PCs gehört, genauso viele von der Paketverfolgung im Internet und 78 Prozent von selbstfahrenden Autos.

Paketverfolgung ist der größte Nutzen

Einen persönlichen Nutzen aus den einzelnen Anwendungen versprechen sich allerdings deutlich weniger Verbraucher. Am häufigsten nennt die Bevölkerung die Paketverfolgung sowie Smart-Home-Anwendungen als Entwicklungen, von denen sie sich persönlich einen großen Nutzen verspricht. Jeweils 49 Prozent der Bevölkerung finden diese Anwendungen interessant.

Jeweils um die 40 Prozent der Bevölkerung haben Interesse an Haushaltsgeräten wie z. B. Waschmaschinen, die sich erst einschalten, wenn viel Strom zur Verfügung steht, an Autos, die ihre Fahrer automatisch informieren, wenn Autoteile ausgetauscht werden müssen, an vernetzten Autos zur besseren Verkehrslenkung und an der automatischen Messung und Übermittlung von Vitaldaten. Für 3-D-Drucker sehen dagegen lediglich 23 Prozent, für selbstfahrende Autos 21 Prozent einen persönlichen Bedarf. „Diese vergleichsweise Zurückhaltung gerade bei tief greifenden Innovationen wie 3-D-Druckern und selbstfahrenden Autos ist zum jetzigen Zeitpunkt keine Überraschung“, so die Studienautoren.

Erfahrungen mit technischen Innovationen haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass die Bevölkerung auf Innovationen, die teilweise jenseits des eigenen Vorstellungshorizonts
liegen und aus heutiger Sicht mitunter unrealistisch anmuten, zunächst zurückhaltend reagiert; sobald die (ausgereiften) Produkte aber auf dem Markt sind, steht die Bevölkerung diesen
offen gegenüber und nimmt sie auch an.

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