Klassische Arbeitsstrukturen haben in der heutigen digitalen Welt kaum noch Bedeutung. Unternehmen sind daher heute in der Pflicht, ihre Denkweisen zu ändern und sich neuen Arbeitswelten anzupassen. Die folgenden praxisnahen Tipps richten sich direkt an Arbeitgeber.
Von Lucia Falkenberg, HR-Managerin und Expertin der Kompetenzgruppe New Work im eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V.
1. Begegnen Sie Ihrem Unternehmen ehrlich
Schauen Sie in den Spiegel und werfen Sie einen kritischen Blick darauf, was Sie als Arbeitgeber einzigartig macht und von Ihren Mitbewerbern abhebt. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter und Kollegen, denn die können Ihnen am besten sagen, warum sie gerne zur Arbeit kommen. Und hüten Sie sich vor den Schönheitspflästerchen, hinter denen sich die typischen Plattitüden verbergen à la „Wir sind ein junges, dynamisches Team mit tollen Büroräumen in zentraler Lage“, wenn Sie in Wirklichkeit in Hinterhoflage im Industriegebiet residieren. Auch im Umgang mit Fehlern heißt es: Mut tut gut. Besonders, wenn sie als Anregung für künftiges Bessermachen genutzt werden. Die Art, wie Sie mit Stolpersteinen umgehen, sagt viel über Ihre Unternehmenskultur aus.
2. Stärken Sie Ihre Mitarbeiter
Geben Sie Feedback: Kontinuierlich, klar, persönlich. Partizipative Führung und die Arbeit in interdisziplinären Teams funktionieren nicht ohne fortlaufende Abstimmung. Zuweilen müssen auch Kurskorrekturen vorgenommen werden. Und teilen Sie: Ihre Ideen, Ihre Visionen, Ihre Ziele werden Sie viel eher realisieren, wenn Ihre Mitarbeiter als Ihre Verbündeten dem gleichen Kurs folgen. Teilen Sie im Idealfall auch Verantwortung, weil Sie die wachsende Dynamik und die steigende Komplexität in der Arbeitswelt ohnehin immer weniger alleine bewältigen können und Mitarbeiter tatsächlich mit-arbeiten wollen. Die attraktivsten Arbeitgeber sind außerdem Sinngeber, denn wer einen Sinn in seiner Tätigkeit und seinen Beitrag zum Gesamterfolg sieht, arbeitet nicht nur lieber, sondern auch besser.
3. Loben Sie
Immer noch wird unterschätzt, was anerkennende Worte des Chefs, Teamleiters oder Kollegen bewirken können. Wir alle wollen wahrgenommen werden in dem, was wir tun und eine wertschätzende Atmosphäre kostet nichts, ist aber für Ihre Mitarbeiter unbezahlbar. Als Recruiting-Außenminister machen Sie außerdem Ihre Mitarbeiter zu Botschaftern Ihrer Arbeitgebermarke – sei es in den sozialen Medien, auf Bewertungsplattformen oder abends am Tresen. Belohnen Sie gute Leistungen gerne auch kreativ, beispielsweise mit denkwürdigen Erlebnissen! 2
4. Schulmeistern Sie
– natürlich nicht im Sinne von Besserwisserei! Ermöglichen Sie stattdessen Ihren Mitarbeitern, sich weiterzubilden, besser zu werden. Das kostet? Was meinen Sie, was es erst kosten wird, wenn Sie im Innovationswettbewerb verlieren oder den Anschluss an die Bedürfnisse Ihrer Kunden verpassen? Und die Möglichkeit, sich individuell und persönlich weiterentwickeln zu können, ist besonders für jene Mitarbeiter spannend, die Sie am allerliebsten in Ihrem Team hätten: Für die innovativen, kreativen Kollegen, die mehr wollen als Dienst nach Vorschrift.
5. Seien Sie kleinlich
Natürlich gehen auch Ihre Mitarbeiter morgens zur Arbeit, weil am Ende des Monats die Miete fällig ist. Aber Geld allein macht nicht glücklich. Und oft sind es die kleinen Dinge, die zählen: Kita-Zuschüsse, der wöchentliche Obstkorb, der Firmenrabatt im Fitness-Studio oder das Job-Ticket.
6. Regeln Sie, was zu regeln ist
Auch in kooperativen Arbeitswelten schaffen klare Prozesse Orientierung. Wer sich keine Gedanken um die jeweiligen Zuständigkeiten oder unausgesprochenen Gesetzmäßigkeiten machen muss, kann sich auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren.
7. Schillern Sie in bunten Farben
Setzen Sie auf Vielfalt, neudeutsch Diversity. Nicht nur wegen des Fachkräftemangels, sondern auch, weil gemischte, vielfältige Teams einen optimalen Nährboden für Kreativität und die unterschiedlichsten Erfahrungen darstellen.