Die Verbreitung von Hybrid Clouds nimmt in deutschen Unternehmen weiterhin zu. Organisationen wollen mit Hybrid Clouds primär ihre Geschäftsprozesse agiler unterstützen und darüber hinaus in drei bis fünf Jahren vor allem die Digitale Transformation im Hinblick auf neue Produkte und Geschäftsmodelle stärker vorantreiben. Die Gegenspieler sind nach wie vor komplexe IT-Landschaften sowie fehlende Skills, wohingegen sich die Sicherheitsbedenken langsam relativieren, so die Ergebnisse der IDC Studie „Hybrid Cloud in Deutschland 2015/16“.
Ziel der im Oktober 2015 von IDC durchgeführten Befragung unter 274 Organisationen mit mehr als 100 Beschäftigten war es, die aktuelle Situation, die Trends sowie die zu erwartenden Entwicklungen im Bereich Hybrid Cloud in Deutschland zu beleuchten. Im Fokus der Befragung stand die Digitale Transformation, die auf Basis der von IDC identifizierten dritten Plattform (Mobile Computing, Cloud-Services, Big Data und Analytics sowie Soziale Netze) verwirklicht wird. IDC versteht unter Hybrid Clouds die Verknüpfung der verschiedenen Sourcing-Varianten aus unternehmenseigener herkömmlicher IT-Umgebung mit Private, Hosted oder Public Cloud Services.
Sicherheit und IT-Kosten als Show Stopper der Digitalen Transformation?
Ganz oben auf der IT-Agenda deutscher CIOs stehen nach wie vor die Verbesserung der IT-Sicherheit und die Reduzierung der IT-Kosten. Erst danach folgen Themen rund um die Digitale Transformation wie die agile Umsetzung neuer Geschäftsprozesse, mobiles Arbeiten oder die einfache Analyse von Geschäftsdaten. Dieses Ergebnis lasse aufhorchen, denn wenn die Unternehmen ihre Anstrengungen bei der Digitalen Transformation nicht deutlich ausweiten, werden sie nicht in der Lage sein, sich eine führende Position in der DX-Economy zu sichern.
Dabei sei es für die erfolgreiche Umsetzung der Initiativen im Bereich Digital Business unerlässlich, die dritte Plattform zu beherrschen. „Cloud First“ wird zum neuen Mantra der Unternehmens-IT: Nahezu keine der Technologien der dritten Plattform oder der zentralen digitalen Initiativen kann ohne die Cloud realisiert werden. Sicherheitsbedenken und die hohen Betriebskosten für eigene IT-Landschaften dürfen die Digitalisierung nicht verzögern.
Die langwierige Transformation der eigenen IT-Umgebung bremst das Business aus
Nach den größten Herausforderungen im Hinblick auf ihre eigene IT-Umgebung gefragt, gaben die Befragten an, dass der Transformationsprozess aufgrund der Komplexität und der fehlenden IT-Qualifikationen der Mitarbeiter zu lange dauert. Die Folgen bekommen vor allem die Fachbereiche zu spüren: Neue Geschäftsprozesse können nach Angaben der IT-Verantwortlichen nicht so schnell umgesetzt werden, wie es von den internen Kunden erwartet wird.
Um hier Abhilfe zu schaffen, nutzen, planen oder beschäftigen sich die IT-Verantwortlichen im Kontext der Virtualisierung und dem Management der IT-Infrastrukturlandschaft zunehmend mit neuen Ansätzen wie etwa dem Software-Defined Datacenter (70 Prozent) oder Container-Lösungen (65 Prozent). Allerdings braucht die Umsetzung neuer Ansätze und Technologien Zeit – und genau die fehlt der IT.
Cloud Services verbreiten sich über alle Unternehmensgrößen hinweg unaufhaltsam weiter
Angesichts der langwierigen Transformation der eigenen IT nutzen oder implementieren inzwischen rund sechs von zehn Unternehmen Cloud Services. Zusätzlich planen und beschäftigen sich 26 Prozent mit der Thematik. Waren lange Jahre die Großunternehmen die Vorreiter bei der Cloud-Nutzung, so hat der Mittelstand inzwischen deutlich aufgeholt. Damit sind Cloud Services in den IT Sourcing-Strategien der meisten Unternehmen fest verankert.
Unter den Cloud-Nutzern und Planern bleiben Private Cloud-Umgebungen (57 %) aktuell die bevorzugte Variante in Deutschland. Rund ein Drittel setzt inzwischen auf Hosted Private Clouds, die Verbreitung von Public Clouds steigt auf 27 Prozent. Werden die Planungen in die Tat umgesetzt, werden im Jahr 2017 nahezu drei von vier Unternehmen Hosted Private Clouds und mehr als 60 Prozent Public Clouds nutzen. Die Entscheidung „Make or Buy“ fällt also immer öfter zugunsten externer Cloud-Anbieter aus.
Vor allem personenbezogene und geschäftskritische Daten werden nicht extern gespeichert
Dennoch werden nicht alle Workloads in Hosted Private oder Public Cloud wandern. Personaldaten (58 %), Kundendaten (51 %), ebenso wie Finanz- und Buchhaltungsdaten (47 %) sowie Forschungs- und Entwicklungsdaten (46 %) bleiben nach Angaben der befragten IT- und Business-Entscheider ausschließlich im eigenen Unternehmen. Damit werden wir auch in den kommenden Jahren eine heterogene Umgebung, bestehend aus der eigenen IT-Umgebung und der Hosted Private sowie Public Cloud sehen.
„Die Unternehmen stehen jetzt vor der Aufgabe, diesen Sourcing-Mix zu einer hybriden Cloud-Umgebung zu verbinden. Die Integration und die automatische Workload-Portabilität ermöglichen es der IT, betriebliche Prozesse zu automatisieren oder Analytics-Szenarien unabhängig von der Sourcing-Variante durchzuführen und damit die Digitale Transformation voranzutreiben“, sagt Matthias Kraus, Analyst bei IDC in Frankfurt.
Mit Hybrid Clouds soll in erster Linie das Business unterstützt werden
Die Befragungsergebnisse zeigen: Die Verbreitung von Hybrid Clouds ist im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel, konkret von 15 auf jetzt 20 Prozent gestiegen. Zusätzlich planen 57 Prozent der befragten Unternehmen den Aufbau hybrider Cloud-Umgebungen innerhalb der kommenden 24 Monate. Der Bedarf an Hybrid Clouds ist also groß.
Sechs von zehn der befragten Unternehmen verfolgen mit dem Aufbau hybrider IT-Landschaften derzeit das Hauptziel, die Business-Erwartungen an eine agile Geschäftsprozessunterstützung umzusetzen. Jedes fünfte Unternehmen will mit Hybrid Clouds mittelfristig vor allem neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle verwirklichen, um so die Digitale Transformation voranzutreiben.
Die wichtige Rolle, die Hybrid Clouds bei der Umsetzung der Digitalen Transformation einnimmt, wird von befragten Entscheidern bestätigt. Diese sehen in typischen Digitalisierungsbereichen den größten Bedarf für Hybrid Clouds. Neben der Geschäftsprozessautomatisierung (28 Prozent) sind dies Big Data Analytics und Kunden-Self Services zur Verbesserung der Customer Experience (beide 27 %) sowie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle (24 %).
Zahlreiche Herausforderungen sorgen für Verzögerungen
Allerdings sind beim Aufbau und Management hybrider IT-Landschaften ganz unterschiedliche Herausforderungen zu lösen, die im Vergleich zur letztjährigen Befragung nicht weniger geworden sind. Neben der bereits erwähnten aufwändigen Transformation der eigenen IT-Umgebung stellen sowohl die Komplexität der Hybrid Cloud als auch die Integration die größten IT-spezifischen Hürden dar. Zudem müssen die Geschäftsprozesse an die neuen Möglichkeiten, die eine Hybrid Cloud mit sich bringt, angepasst werden. Doch die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen gestaltet sich unverändert schwierig.
Security bleibt die größte externe Hürde – Auch, wenn sie niedriger als im Vorjahr ist
Security (39 %) und Compliance (36 %) bleiben zwar die größten externen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Aufbau hybrider IT-Landschaften. Die Sicherheitsbedenken verblassen im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch gehen deutsche Firmen angesichts der typischen „German Angst“ auf Nummer sicher und entscheiden sich vor allem für Public Cloud-Anbieter mit deutschem Vertragsrecht (57 %) und Rechenzentren auf deutschem Boden (47 %).
CIOs wollen Vendor Lock-In vermeiden
IT-Entscheidern ist die Vermeidung eines Vendor Lock-In (36 %) sehr wichtig – dieser wurde von den Befragten als zweitwichtigste Hürde für den Aufbau von Hybrid Clouds genannt. Open-Source-Technologien gewinnen deshalb zunehmend an Bedeutung. Dabei ist OpenStack den meisten IT-Entscheidern bekannt und bei fast einem Drittel der befragten Unternehmen im Einsatz.
„Die IT-Entscheider sind sich derzeit noch unsicher, für welche grundlegenden Technologien, Architekturen und Plattformen sie sich beim Aufbau von Hybrid Clouds entscheiden sollen. Neue Open-Source-Standards, Management-Ansätze und Ökosysteme kristallisieren sich erst allmählich heraus. Die Anbieter sind daher aufgefordert, herstellerunabhängige Technologien, Cloud Services und Plattformen anzubieten“, sagt Kraus. „CIOs wollen sich nicht wieder in der Sackgasse des Vendor Lock-In wiederfinden.“
Fazit: Ein Sourcing-Mix bleibt Realität
Die Transformation der eigenen, komplexen IT-Landschaft dauert immer noch viel zu lange. Hosted Private Clouds und Public Clouds verbreiten sich deshalb zunehmend. Allerdings werden die befragten Entscheider vor allem personenbezogene und geschäftskritische Daten nicht extern speichern. Ein Sourcing-Mix ist und bleibt damit vorerst Realität und in Folge dessen steigt der Bedarf, diese heterogene Umgebung zu einer Hybrid Cloud zu integrieren. Mit dem Aufbau von Hybrid Clouds sollen neue Anforderungen an optimierte betriebliche Prozesse flexibel umgesetzt werden. Mittelfristig rückt die Entwicklung neuer Produkte, Services und Geschäftsmodelle im Zuge der Digitalen Transformation als Ziel in den Mittelpunkt.
Allerdings gibt es zahlreiche Hürden beim Aufbau und Management von Hybrid Clouds zu überwinden. Die CIOs sind sich unsicher, in welche Technologien und Plattformen sie investieren sollen, ohne dabei einen Vendor Lock-In zu riskieren. Nach Überzeugung von IDC sind vor allem die Anbieter gefordert, herstellerunabhängige Cloud-Technologien, Architekturen und Plattformen anzubieten.
Die Verknüpfung von Cloud Services mit den unterschiedlichen Sourcing-Varianten und der herkömmlichen IT stellt jetzt den nächsten logischen Schritt in der IT-Transformation dar. Die umfangreichen Planungsabsichten und die Zielsetzungen der Unternehmen zeigen, dass Hybrid Clouds ein entscheidender Ansatz sind, um die dynamischen Business-Anforderungen zu erfüllen und die Digitale Transformation voranzutreiben.
Eine Zusammenfassung der aktuellen Studie können Anwenderunternehmen kostenfrei hier anfordern.