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Einfach vs. komplex: Digitalisierung hat zwei Gesichter

In fast allen Unternehmen müssen Beschäftigte heute ein deutlich höheres Informations- und Aufgabenvolumen bewältigen als vor fünf Jahren. Vor allem Führungskräfte sehen sich mit einer permanent steigenden Informationsflut konfrontiert.

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Globalisierung, Digitalisierung, Prozessbeschleunigung – in den vergangenen fünf Jahren hat sich unser Arbeitsalltag grundlegend gewandelt: Laut einer Umfrage im Auftrag von Sopra Steria Consulting wuchs das Aufgaben- und Informationsaufkommen seit 2010 in 97 Prozent der befragten Unternehmen. Zwei von drei Studienteilnehmern berichten von einer „starken Zunahme“ des Informationsvolumens – eine Erfahrung, die bei Finanzdienstleistern und im verarbeitenden Gewerbe mit jeweils 78 beziehungsweise 77 Prozent besonders deutlich ausgeprägt ist. Stark zugenommen haben auch Zahl und Vielfalt der Arbeitsaufgaben, nämlich in 57 Prozent der Fälle.

Als weiteren Komplexitätstreiber nannten gut neun von zehn Befragten Änderungen in der IT-Landschaft (91 %) und die gestiegene Anzahl von IT-Anwendungen (90 %). „Die digitale Transformation hat in vielen Unternehmen offenbar zwei Gesichter“, sagt Petra Bollmer, Managerin Human Capital Management Solutions bei Sopra Steria Consulting. „Denn einerseits ermöglicht die fortschreitende Digitalisierung zwar immer neue Geschäftsmodelle und eine engmaschige Vernetzung mit Partnern und mit Kunden. Andererseits aber führt eben diese hochgradig vernetzte Wertschöpfungskette vielerorts zu einem Komplexitätsanstieg, der Mitarbeiter überfordern und dadurch Transformationserfolge wieder in Frage stellen kann.“

Tatsächlich klagt jede zweite Führungskraft über zu viel Komplexität und erwägt deswegen einen Arbeitsplatzwechsel. Was genau löst die Überforderung aus? In neun von zehn Unternehmen herrscht Informationsflut durch E-Mails mit großen Verteilern. Mehr als die Hälfte hat Probleme damit, Mails zu priorisieren. Drei Viertel verschwendet wertvolle Zeit damit, Informationen zu suchen. Mehr als die Hälfte muss an Meetings teilnehmen, die für sie nicht relevant sind. Vor allem Führungskräfte leiden unter dem zunehmenden Informationsvolumen.

easy2Interessanterweise gaben wiederum 80 Prozent der befragten Führungskräfte an, dass Mitarbeiterzufriedenheit in ihrem Unternehmen eine hohe Priorität besäße – ein Hinweis darauf, dass betriebliche Maßnahmen dafür oftmals nur unzureichend greifen. „Der Umgang mit Komplexität erfordert völlig neue Kompetenzen, nicht nur technischer Art, sondern auch in methodisch-organisatorischer Hinsicht“, kommentiert Petra Bollmer. Dazu gehören beispielsweise die Fähigkeiten, in zunehmend dynamischen Zusammenhängen selbstorganisiert zu arbeiten und komplexe Aufgaben kooperativ im Team zu lösen. Und weiter: „Zudem gehören starre Hierarchien mit langen Berichtswegen auf den Prüfstand. Zu fragen ist, welchen Beitrag zum Beispiel interdisziplinäre Teams und agile Vorgehensweisen in der Arbeitsorganisation leisten können, um alle Beschäftigten in die Lage zu versetzen, souveräner und produktiver mit dem anhaltenden Komplexitätszuwachs im Zuge des digitalen Wandels umzugehen.“

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