Die weltweiten Investitionen in Startup-Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungsbereich (FinTechs) sind im Jahr 2015 mit 19,1 Milliarden US-Dollar um 56 Prozent auf ein neues Rekordniveau von gestiegen (2014: 12,2 Mrd.Dollar. Der Löwenanteil der Investitionen in FinTechs stammt dabei von Venture Capital-Firmen, nämlich 13,8 Milliarden US-Dollar – das sind 73 Prozent. Im Vergleich zu 2014 ist dies eine massive Steigerung: Damals betrugen die VC-Investitionen nur 6,7 Mrd. Dollar und machten 55 Prozent aller weltweiten FinTech-Investments aus.
Das hat eine Studie von KPMG und CB Insights ergeben, für die weltweite Venture Capital-Investitionen in FinTechs analysiert wurden.
Die Gesamtzahl aller FinTech-Deals stieg von 933 (2014) auf 1.162 im Jahr 2015. Auch die Zahl der Megadeals (Investitionen von jeweils mehr als 50 Millionen Dollar) im FinTech-Sektor hat 2015 mit 63 ein neues Hoch erreicht (2014: 40 Megadeals). Weltweit gibt es inzwischen 19 FinTech-„Unicorns“, also Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als 1 Milliarde Dollar.
Sven Korschinowski, Partner bei KPMG: „2015 war ein sehr erfolgreiches Jahr für FinTechs. Die digital immer versierteren Kunden schaffen permanent neue Nachfrage nach innovativen Lösungen rund um den Banken- und Versicherungsbereich. Dazu kommen noch die zunehmenden regulatorischen Kosten auf Seiten der etablierten Anbieter. Investoren beobachten diese Entwicklung sehr aufmerksam und sind willig, hier viel Geld in die Hand zu nehmen.“
Boom bei Blockchain und Bitcoin-Startups
Vor allem bei Start-ups, die sich mit Lösungen im Bereich Blockchain-Technologie und Bitcoin beschäftigen, stieg das Investitionsvolumen 2015 stark an. Hier flossen insgesamt 474,4 Millionen Dollar Venture Capital, das waren 59 Prozent mehr als noch 2014 (299,1 Mrd. Dollar). Zunehmend engagieren sich auch etablierte Unternehmen bei der Finanzierung von FinTechs: sie waren in den letzten neun Monaten des Jahres 2015 an rund 25 Prozent der Investments beteiligt. Am höchsten war dabei die Quote in Asien, am geringsten in Europa.
Regionale Unterschiede
In Nordamerika war das Investitionsverhalten durch einige Mega-Deals gekennzeichnet, die das Gesamtvolumen auf 7,6 Milliarden Dollar (bei 378 Deals) trieben. In Europa stieg die Summe Venture Capital-basierter Investitionen in FinTechs von 1,1 Milliarden Dollar (2014) auf 1,5 Milliarden 2015. Dabei nahm die Zahl der Deals um 30 Prozent zu. In Deutschland stieg die Zahl VC-basierter Investments von 15 (2014) auf 21 (2015), die Investitionssumme dabei von 101 Mio. Dollar auf 193 Mio. Dollar. In Asien explodierte das Investoreninteresse an FinTechs förmlich: insgesamt wurden hier bei 130 Deals 4,5 Milliarden Dollar eingesammelt – mehr als insgesamt in den vier Jahren zuvor. Mehr als die Hälfte der Summe floss nach China.
Tim Dümichen, Partner bei KPMG: „Die Reife des europäischen Start-up-Ökosystems sorgt für eine rege Nachfrage unter Investoren. Erfahrene Management-Teams, hoch qualifizierte Mitarbeiter und sehr interessante Geschäftsmodelle ziehen hier große Aufmerksamkeit auf sich. Und das sorgt für entsprechende Investitionen.“
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es laut der Analyse allerdings: Im 4. Quartal 2015 sind Anzahl und Summe der Venture Capital-Investitionen in FinTechs weltweit deutlich zurückgegangen – auf insgesamt 1,7 Milliarden Dollar bei 154 Deals. Das sind deutlich weniger als im 3. Quartal 2015 (4,7 Mrd. Dollar/165 Deals) und auch weniger als im 4. Quartal 2014 (2,4 Mrd.Dollar/156 Deals). Dümichen: „Der Rückgang im letzten Quartal deutet darauf hin, dass das Funding zunehmend schwieriger wird. Auch dürften Bewertungen etwas nach unten geschraubt werden, da sie sich inzwischen doch recht häufig von den zugrundeliegenden Fundamentaldaten entfernt haben.“