Die AOK Nordost plant gemeinsam mit dem IT-Ausrüster Cisco den Aufbau einer digitalen Gesundheitsplattform. 1,75 Millionen Versicherte sollen darüber in Zukunft ähnlich sicher, transparent und komfortabel auf ihre Gesundheitsdaten zugreifen können wie beim Online-Banking auf ihre Finanzen. Die Versicherten erhalten damit einen Überblick, etwa über anstehende Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen sowie vergangene Behandlungen. Nach Freigabe durch den Versicherten könnten Befunde oder Laborwerte über die Plattform im Sinne einer elektronischen Patientenakte auch weiterbehandelnden Ärzten verfügbar gemacht werden. Chronisch Kranke sollen die Möglichkeit erhalten, sich auf der Plattform in einem geschützten Raum ähnlich einem Chatroom mit anderen Patienten auszutauschen.
Die digitale Plattform versteht die AOK Nordost als zusätzliches Serviceangebot, für das sich die Versicherten aktiv entscheiden und anmelden müssen („opt-in“). Besonderen Wert legen AOK Nordost und Cisco bei diesem Projekt eigenen Angaben zufolge auf Datensicherheit und Datenschutz. Eng eingebunden bei der Entwicklung sei Professor Dirk Heckmann von der Universität Passau, Inhaber des Lehrstuhls für Internetrecht. Er berate bei der rechtlich einwandfreien Konzeption und Implementierung der Plattform.
„Daten sinnvoll und sicher zu nutzen und auszutauschen, wird in der Gesundheitsversorgung zu einer wichtigen Schlüsselfrage“, sagt Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost. „Wir wollen unseren Versicherten neue digitale Services anbieten und setzen deshalb auf den Aufbau dieser Plattform mit Cisco.“ Das Projekt sei Teil der digitalen Gesamtstrategie.
Die Zusammenarbeit mit der AOK Nordost ist für Cisco Teil der Initiative „Deutschland Digital“. Im Rahmen dieses Projekts investiert Cisco innerhalb von drei Jahren 500 Millionen US-Dollar in die Digitalisierung in Deutschland. Mit den Investitionen sollen Projekte aus den Bereichen Innovation, IT-Sicherheit und Bildung beschleunigt werden.
Ein Konsortium unter der Führung von Cisco beginne noch im April 2016, diese Plattform für die AOK Nordost aufzubauen. Weitere Mitglieder des Konsortiums sind xevIT, Healthcubator, Tiani Spirit und ehealthbusiness. Noch im laufenden Jahr sollen erste Funktionen für die Versicherten verfügbar sein.
Technisch basiert die Plattform auf dem Standard IHE (Integrating the Healthcare Enterprise). IHE bildet in Österreich, der Schweiz und Teilen der USA bereits den Grundstein für die elektronische Patientenakte.
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