Die Transformation der Rechenzentren ist in vollem Gange. Die Unternehmen verstehen Software Defined Infrastructure (SDI) als Lösungsansatz zur Umsetzung von Cloud Computing, für geringere operative Kosten und zum effizienteren Betrieb von Informationstechnologie. Obwohl sich SDI noch in einer frühen Phase befindet, sind Firmen und Organisationen bereit, geschäftskritische Anwendungen auf ihr laufen zu lassen. Dies ist das Fazit der neuen IDC-Studie „Software Defined Infrastructure in Deutschland 2016“.
Ziel der von IDC im März 2016 durchgeführten Befragung unter 252 IT-Entscheidern aus Unternehmen in Deutschland mit mehr als 250 Mitarbeitern war es, Einblicke in die Wahrnehmungen, Umsetzungspläne und Erfolgsfaktoren im Hinblick auf Software Defined Infrastructure (SDI) zu erhalten. Es wurden nur solche Firmen befragt, die sich bereits mit dem Thema SDI fundiert beschäftigen.
Definition: Software Defined Infrastructure
Software Defined Infrastructure (SDI) beschreibt ein Konzept für den Aufbau und automatisierten Betrieb von offenen und elastischen IT-Infrastrukturumgebungen. Sie haben folgende Merkmale: Virtualisierte Workloads können mittels Software-Steuerung automatisiert und unabhängig von der darunterliegenden Infrastruktur (Server, Storage, Netzwerk) konfiguriert, bezogen, migriert, skaliert und repliziert werden. SDI schlägt die Brücke zwischen interner (physischer und virtualisierter) IT-Umgebung und externen Hosted oder Public Cloud Services.
Cloud Computing hat höchste Priorität im Rechenzentrum für Unternehmen
Für viele Unternehmen steht die Flexibilisierung und Agilität der IT-Infrastruktur ganz oben im Pflichtenheft. Mit starren IT-Ressourcen lässt sich die digitale Transformation der Unternehmen und Geschäftsfelder nur unbefriedigend umsetzen. Immer mehr Geschäftsprozesse auf der Kundenseite erfolgen online und realtime. Für die IT bedeutet das auf der einen Seite die Bereitstellung skalierbarer und agiler Ressourcen für cloud- und web-basierte Services sowie native Cloud-Workloads und auf der anderen Seite Unterstützung und Modernisierung der vorhandenen konventionellen Systeme und Anwendungen im Backend wie Datenbanken, Transaction und Batch Processing. Somit überrascht es nicht, dass Cloud Computing nach Einschätzung von 50 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen die wichtigste Herausforderung im Rechenzentrum in den kommenden 12 Monaten ist.
Cloud Computing als Architekturansatz im Rechenzentrum und als Delivery- und Bezugsmodell von IT in Form von Services profitiert erheblich von einer flexiblen und offenen Infrastruktur. Aus diesem Grund wird SDI künftig ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der Entwicklung und der Unterstützung digitaler Geschäftsmodelle sein. Somit gibt es gute Gründe für Anwenderunternehmen, sich mit SDI zu beschäftigen.
Mit SDI zu kostengünstigeren und effizienten Geschäftsprozessen
Die Befragten erwarten von Software Defined Infrastructure Verbesserungen für das Business und den IT-Betrieb. Aus Businessperspektive müssen die operativen Kosten (35 % der Nennungen) gesenkt werden. Hier soll SDI einen wichtigen Beitrag leisten. Effizientere und moderne IT ist per se billiger zu betreiben. Eine offene IT senkt die Aufwände für Businessprozesse, wenn diese schnell und agil in der IT abgebildet und angepasst werden können.
Aus IT-Perspektive liegt der Nutzen in der einfachen Wartung der Systeme (35 % der Nennungen), planbarer Performance und besserem Security Management sowie deutlicher Entlastung der IT-Mitarbeiter, die dann Freiräume für andere Aufgaben bekommen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für mehr Effizienz und Innovation.
Die größten Hürden: Fehlende Budgets und Komplexität
Bei der Einführung von SDI sind zahlreiche Hürden zu überwinden. Fehlende Budgets (38 %) und eine hohe Komplexität (34 %) werden am häufigsten als Herausforderungen genannt. Budgets sind bei den meisten IT-Projekten eine Herausforderung. Im Mittelpunkt der Diskussion um die Komplexität stehen Architekturfragen. Die IT-Verantwortlichen müssen die Änderungen gegenüber einer klassischen Rechenzentrumstopologie verstehen und nachvollziehen können. Während viele Unternehmen noch über statische RZ-Umgebungen verfügen, sind andere Organisationen bereits erste Schritte in Richtung Agilität gegangen. Der Weg zur SDI schließt immer ein Miteinander von alten und neuen Welten ein. Greenfields sind die absolute Ausnahme.
SDI selbst bzw. die einzelnen Elemente und Komponenten sind einer starken Dynamik unterworfen. Technologie- und Marktreife sind unterschiedlich weit entwickelt. Ökosysteme bilden sich gerade heraus. Wettbewerb und Positionierungkämpfe in einigen Bereichen sind stark. Daraus ergibt sich ein hoher Informationsbedarf für IT-Organisationen.
„Für Unternehmen bedeutet die Einführung von SDI häufig einen Spagat zwischen Innovation und mission-critical IT“, erläutert Matthias Zacher, Senior Consultant und Projektleiter bei IDC. „Die Verbindung von alten und neuen IT-Welten ist keine triviale Aufgabe. Aber sie ist lösbar, wie die Befragung zeigt.“
Daten- und ressourcenintensive Workloads dominieren
Trotz der geschilderten Herausforderungen nutzen 25 Prozent der Befragten SDI für Produktivsysteme. Das zeigt, wie groß der Druck auf die IT ist und die Notwendigkeit, Geschäftsprozesse mit moderner IT zu unterstützen.
Zudem planen 40 Prozent der befragten Unternehmen SDI in den nächsten zwei Jahren für geschäftskritische Anwendungen wie ERP, CRM und branchenspezifische Anwendungen einzusetzen. Diese Workloads stellen besonders hohe Anforderungen hinsichtlich Verfügbarkeit, Ausfallsicherheit und Servicequalität. SDI ist die Basis für die Erfüllung dieser Anforderungen und kann ein Ansatz für einen kostengünstigeren IT-Betrieb sein.
Aus Sicht der Befragten unterstützt SDI eine Vielzahl unterschiedlicher Workloads. Daten- und ressourcenintensive Anwendungsszenarien wurden hier am häufigsten genannt. Das Vertrauen in SDI ist somit groß und wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
Software Defined Infrastructure ist eine gute Basis, um Private Cloud, Hybrid Cloud und Multi Cloud Initiativen voranzutreiben. Das erkennen immer mehr Unternehmen. Für 18 Prozent ist SDI ein wichtiger Enabler für die Cloud-Strategie, in 40 Prozent der Unternehmen wird die Cloud-Strategie unterstützt.
Open Source fast immer gesetzt
Für 85 Prozent der Befragten spielt Open Source bei SDI eine wichtige Rolle. Open Source ist somit in vielen Fällen ein wichtiger Enabler für SDI in Unternehmen. Dies verdeutlicht das Innovationspotenzial, das in vielen Open Source Initiativen steckt. Das Interesse an Open Source-Technologie gründet sich in vielen Fällen auf die Vermeidung eines Vendor Lock-Ins, auf Kostenreduzierung und die Anforderung, API-Integration bzw. Automatisierung so effizient wie möglich zu gestalten.
Lediglich 5 Prozent bevorzugen SDI ohne Open Source, hierzu zählen überdurchschnittlich viele Großunternehmen sowie Firmen aus dem Umfeld von Financial Services.
Fazit: Viele Unternehmen arbeiten an der Modernisierung ihres Rechenzentrums, um die digitale Transformation zu unterstützen oder zu verbessern. Sie betrachten Software Defined Infrastructure als einen Weg, den Fachabteilungen kostengünstig flexible und agile IT-Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Die verschiedenen Lösungskomponenten sind in ihrem Lebenszyklus unterschiedlich weit voran geschritten. Während Virtualisierungstools schon seit vielen Jahren im Einsatz sind, befinden sich Container und OpenStack in einem noch frühen Reifegradstadium. Die Unternehmen sind bereit, diese Lösungen einzusetzen und agieren damit in einem Spannungsfeld zwischen Innovation und Enterprise-readiness der Lösungen.
„Software Defined Infrastructure (SDI) ist ein interessanter Lösungsansatz, der Unternehmen in die Lage versetzt, mittels der Entkopplung von Hardware und Software und auf Basis einer umfassenden Automatisierung und Orchestrierung IT als Service effizient, schnell und mit hoher Agilität bereitzustellen. SDI wird somit zum Schlüsselfaktor und Kernelement moderner IT-Infrastrukturen“, betont Zacher.