Sind Roboter die besseren Finanzexperten? In Deutschland machen die sogenannten Robo Advisor, die unter anderem von Vaamo, Scalable Capital oder easyfolio angeboten werden, von sich reden, und die Anbieterzahl steigt von Tag zu Tag.
Von Moritz Ballerstädt, KPMG
In den USA sind die digitalen Berater bereits länger bekannt. „Fox News“ fragte kürzlich in einem Beitrag, ob die Robo Advisor tatsächlich vertrauenswürdig sind. Dennoch: Über Großbritannien schwappte der Trend 2014 auch nach Deutschland.
„Nach ersten Feldversuchen von der Sutor Bank und Quirion in 2013, folgten mit Vaamo, Easyfolio und Cashboard die ersten FinTech-Gründungen, die auch heute noch im Markt tonangebend sind“, erklärt FinTech-Experte Sven Korschinowski von KPMG zu den Entwicklungen. Seit 2014 hat sich laut Korschinowski jedoch viel getan: Es gebe derzeit rund 46 FinTechs, die sich mit Asset Management beschäftigen und Dienstleistungen für den deutschen Markt entwickeln.
Gemeinsam in die neue Zeit
Die „New York Times“ berichtete unlängst über das Engagement der Schweizer Großbank UBS bei den US-Amerikanern von SigFig. Das Start-up aus Kalifornien wird künftig digitale Werkzeuge für die mehr als 7000 Finanzberater der Schweizer entwickeln.
Was im Markt möglich ist, zeigen die Auftragsbücher von SigFig. Diese waren nämlich offenbar schon vor dem UBS-Einstieg voll. „Finews“ schreibt dazu, die US-Amerikaner würden bereits jetzt die Vermögen von Millionen Menschen im Volumen von mehr als 400 Milliarden US-Dollar überwachen.
„Ich denke, dass die Dynamik im Markt vorerst nicht abebben wird. Wir werden weitere Kooperationen sehen. Gerade im Bereich Family Office und Vermögensverwaltung wird eifrig an neuen Lösungen getüftelt. Dort sind auch das notwendige Kapital und ein hinreichend großer Kundenstamm vorhanden, um Geschäftsmodelle schnell zu skalieren und profitabel zu machen“, weiß Korschinowski weiter.
Der FinTech-Experte geht jedoch vorerst nicht davon aus, dass hierzulande ein Start-up einen Senkrechtstart hinlegen wird. „Dafür ist Robo Advisory in Deutschland noch zu sehr Nische. Aber wer weiß, Paypal oder 360T wurden anfangs auch nicht ernst genommen.“
Dazu gibt es einige weitere interessante Kooperationen: Das Unternehmen easyfolio hat seit der Gründung im Jahr 2014 rund 12 Mio. Euro Gewinn erzielt – das traditionsreiche Privatbankhaus Hauck & Aufhäuser hat das interessiert verfolgt und easyfolio jetzt komplett übernommen.
Cashboard arbeitet mit der Augsburger Aktienbank zusammen, Vaamo mit der Frankfurter Fondsbank und Scalable Capital mit der Baader Bank.
Robo Advice für Kunden attraktiv
Vielen ist allerdings nicht klar, was Robo Advice eigentlich ist. Der Begriff bezeichnet einen umfassenden Online-Service für die private Geldanlage mit dem Ziel, die Vermögensberatung und –verwaltung zu vereinfachen und so für breitere Anlegerschichten zugänglich zu machen.
„Das Konzept ist einfach, aber genial: Durch die intelligente Digitalisierung von Beratungs- und Anlageprozessen werden Portfolios entsprechend des Anlageziels und der Risikogruppe eines Investors mit ETF- und Indexfonds individuell bestückt. Es kann national und international angelegt werden. Durch den hohen Grad der Automatisierung halten sich Kosten und Zeitaufwand für die Portfoliopflege in Grenzen. Portfolios werden im Rahmen des Rebalancing automatisch umgeschichtet, wenn die Anlageziele oder Risikomerkmale nicht länger eingehalten werden“, beschreibt Korschinowski die Vorteile von Robo Advice.
Laut Korschinowski ist Robo Advice deshalb auch für alle Sparer interessant, die „ihr Geld einfach, bequem und dennoch gewinnbringend anlegen wollen oder nicht die Zeit haben, sich um die Finanzanlage selbst zu kümmern. Sparpläne gibt es schon ab fünf Euro monatlicher Sparrate. Und da sich die Verwaltungskosten in bei Robo Advisory Grenzen halten, bleibt am Ende auch Rendite übrig“, so Korschinowski weiter.
Es sei jedoch nicht so, dass die Maschinen die Menschen zur Anlage gar nicht mehr benötigten, denn bei „FinTechs wie Vaamo stecken hinter den digitalen Prozessen Menschen“, weiß Korschinowski weiter. Und weiter: „Diese Experten entwickeln die Anlagestrategien für ihre Kunden. Der Roboter bleibt Gehilfe.“ Allerdings gibt es bei den Robo Advisern durchaus Unterschiede, wie tief sie in die Wertschöpfungskette gehen.
Die Branchengrößen müssen sich wappnen
Korschinowski erklärt weiter, dass Robo Advice eine Kampfansage an die etablierten Branchengrößen ist: „Privatbanken, Family Offices und Wealth Managern fällt es angesichts magerer Zinsen immer schwerer, vernünftige Renditen bei akzeptablem Risiko zu erwirtschaften. Zugleich drücken hohe Verwaltungsgebühren auf die Rendite der Anleger. Robo Advice könnte daher eine kostengünstige und einfache Alternative sein.“