Stand früher die möglichst effiziente Produktion des Autos für die Automobilindustrie im Vordergrund, ist es heute die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung über den Einkauf und die Produktion bis hin zum Verkauf und zum After Sales Service. Insbesondere die Emissionsreduzierung und die Digitalisierung stellen die Branche sowohl im Hinblick auf die Unternehmensprozesse als auch bezogen auf das eigentliche Produkt unter einen hohen Anpassungsdruck.
Die Automobilindustrie muss sich mit immer neuen Innovationsthemen und Aufgabenstellungen beschäftigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Um welche es sich dabei handelt und wo Unternehmen dabei auf externe Partner zurückgreifen, hat das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Lünendonk in einer aktuellen Studie analysiert. Für den „Lünendonk-Automotive-Radar 2016“ wurden 120 Manager aus der Automobilindustrie sowie 25 Beratungsunternehmen zu Trends und Entwicklungen im Hinblick auf das Produkt „Auto“ als solches wie auch auf die Produktion und die strategische Ausrichtung unter Berücksichtigung der Digitalisierung befragt.
Emissionsreduzierung im Fokus der Automotive-Industrie
Neue Fahrzyklen und Messverfahren sowie steigende Anforderungen an die Emissionsreduzierung stellen die Automobilindustrie vor große Herausforderungen. Mehr als zwei Drittel der befragten Automobilmanager sind daher der Meinung, dass die Themen „Leichtbau“, „CO2-Reduzierung“, „Steigerung der Nachhaltigkeit“ und „neue Antriebsarten“ in den kommenden beiden Jahren den größten Einfluss auf das Fahrzeug haben werden. Daneben spielt aber auch die Digitalisierung eine zentrale Rolle.
Digitaler Wandel fordert Automotive-Unternehmen
„Der digitale Wandel hat Einfluss auf das gesamte Unternehmen. Diese Entwicklung führt dazu, dass sich die Automobilhersteller mit zahlreichen Fragen beschäftigen müssen – angefangen bei der Strategie zum Geschäftsmodell über IT-Themen, rechtliche Aspekte und die Cyber-Security-Risiken bis zu klassischen betrieblichen Fragestellungen hinsichtlich der Organisation“, kommentiert Jonas Lünendonk, geschäftsführender Gesellschafter und Autor der Studie. „Hier gilt es, Rahmenbedingungen für eine flexiblere und schnellere Zusammenarbeit intern sowie für die Zusammenarbeit mit Partnern und Zulieferern zu schaffen. Dazu gehört es auch, entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen sowie neu justierte Organisationsformen zur Verfügung zu stellen.“
Hoher Digitalisierungsgrad für die nächsten zwei Jahre geplant
Das Bewusstsein für die notwendige Anpassung an den digitalen Wandel als auch der Veränderungswille sind vorhanden. So möchten 84 Prozent der untersuchten Zulieferer und 74 Prozent der OEMs in zwei Jahren einen hohen oder sehr hohen Digitalisierungsgrad erreichen, zeigen die Studienergebnisse. Allerdings verfügt zurzeit nur rund ein Fünftel der Unternehmen über eine Digitalisierungsstrategie für das gesamte Unternehmen; weitere 44 Prozent haben immerhin in Teilbereichen eine solche Strategie. Vor dem Hintergrund der geplanten Erhöhung des Digitalisierungsgrads besteht für die Automotive-Unternehmen noch deutlicher Nachholbedarf, um die verschiedenen Digitalisierungsinitiativen im Unternehmen zielgerichtet voranzutreiben.
Als wesentliche Ziele der Digitalisierung des eigenen Unternehmens gaben die Studienteilnehmer die Stärkung der Kundenbeziehung, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sowie die Steigerung der Effizienz und Flexibilität an. Besonders die verbesserte Kundenkommunikation stellt für über 90 Prozent der Befragten das erwünschte Ergebnis der Digitalisierung dar, da sich hierdurch neue Chancen für kundenindividuelle Angebote im After Sales ergeben.
Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern
Aus Sicht der Teilnehmer ist die Digitalisierung aber in erster Linie auch eine finanzielle und personelle Ressourcenfrage. Besonders entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung sind das spezielle Know-how in den verschiedenen Disziplinen sowie die effiziente Kombination dieser unterschiedlichen Kenntnisse. „Hier erweist sich die Zusammenarbeit mit spezialisierten Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen als ein wichtiges Element der Projektumsetzung, um die benötigten Kompetenzen schnell und flexibel zu erhalten“, sagt Lünendonk. „Durch die Erfahrung der Berater und IT-Experten haben die Automotive-Unternehmen Zugang zu Wissen, das sie bisher selbst nicht vorhalten wollten oder konnten.“
Die Befragung zeigt, dass die Automotive-Manager zwar die Chancen der Digitalisierung erkennen, die zu berücksichtigenden rechtlichen und die IT-Sicherheitsaspekte aber eine wesentliche Herausforderung darstellen. Zudem muss die Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmen verbessert und beschleunigt werden. Nur dann wird es den Unternehmen gelingen, den Digitalisierungsgrad entsprechend der ambitionierten Ziele in den kommenden zwei Jahren zu erreichen. „Ohne das richtige Partnerökosystem wird dies nicht gelingen“, so Lünendonk.