Nur ein Fünftel der IT-Entscheider in großen multinationalen Konzernen ist davon überzeugt, dass ihr Unternehmen umfassend auf Angriffe durch Cyberkriminelle vorbereitet ist. Die überwiegende Mehrheit der Firmen fühlt sich durch Vorschriften, mangelnde Ressourcen und die Abhängigkeit von Dritten in ihrer Reaktionsfähigkeit auf Cyberattacken eingeschränkt, wie eine Studie von BT und KPMG ergeben hat.
Laut dem Report „Taking the Offensive – Working together to disrupt digital crime“ ist 94 Prozent der befragten IT-Entscheider bewusst, dass kriminelle Organisationen versuchen, ihre Mitarbeiter zu erpressen oder zu bestechen, um Zugriff auf sensible Daten zu erhalten. Fast die Hälfte (47 %) von ihnen räumt dabei ein, dass sie nicht über eine Strategie verfügen, um dies zu verhindern.
Nahezu alle Befragten (97 %) berichten, dass ihr Unternehmen bereits Ziel einer Cyber-Attacke gewesen ist. Die Hälfte der Betroffenen berichtet, dass solche Attacken innerhalb der vergangenen zwei Jahre zugenommen haben.
Gleichzeitig sehen sich 91 Prozent bei der Abwehr digitaler Attacken mit Hindernissen konfrontiert. Hier werden häufig regulatorische Schwierigkeiten angeführt. 44 Prozent sehen es als problematisch an, dass sie bei der Reaktion auf einen Angriff teilweise von Dritten abhängig sind.
Die Sichtweise auf digitale Risiken muss sich ändern
In den Unternehmen werden zunehmend sogenannte „Chief Digital Risk Officers“ (CDROs) etabliert, die eine strategisch wichtige Rolle einnehmen und sowohl über digitale Kompetenzen als auch die erforderlichen Führungsqualitäten verfügen. Gut ein Viertel (26 %) der Befragten bestätigte, dass in Ihrer Firma bereits ein CDRO berufen wurde. Dies deutet darauf hin, dass die Bedeutung der IT-Sicherheit und die Verantwortlichkeiten neu bewertet werden.
Die Studie macht auch auf notwendige Budgetanpassungen aufmerksam: 60 Prozent der befragten Entscheidungsträger geben an, dass die Cybersicherheit gegenwärtig aus dem zentralen IT-Budget finanziert wird; die Hälfte von ihnen ist jedoch der Ansicht, dass es stattdessen ein separates Security-Budget geben sollte. Eine große Herausforderung ist es, so die Studie, dass die Kriminellen über erhebliche finanzielle Mittel verfügen, die sie unter anderem für die Entwicklung ihrer Angriffsmethoden aufwenden können.
„Die Wirtschaft befindet sich in einem Wettrüsten mit professionellen kriminellen Gruppierungen und staatlichen Organisationen, die mit äußerst raffinierten Methoden vorgehen. Der Cyberkriminelle des 21. Jahrhunderts ist ein skrupelloser und effizienter Unternehmer, der von einem hochentwickelten Schwarzmarkt unterstützt wird.Aufgrund der sprunghaft ansteigenden Cyberkriminalität wird eine neue Herangehensweise für digitale Risiken benötigt – und das bedeutet, sich in die Rolle der Angreifer zu versetzen. Unternehmen müssen sich nicht nur gegen Cyberattacken verteidigen, sondern die kriminellen Vereinigungen stören, von denen sie ausgehen. Das erfordert sowohl eine engere Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden als auch mit Partnern, die auf Cybersicherheit spezialisiert sind“, erklärt Mark Hughes, CEO Security bei BT.
Paul Taylor, UK Head of Cybersecurity, KPMG, sagte: „Es wird Zeit, eine andere Sichtweise auf digitale Risiken einzunehmen. Wir müssen uns von der Vorstellung des gewöhnlichen Hackers lösen. Unsere Unternehmen werden von rücksichtslosen, kriminellen Vereinigungen ins Visier genommen, die wie Geschäftsleute agieren und über umfangreiche Ressourcen verfügen. Ihr Ziel ist Betrug, Erpressung oder der Diebstahl von geistigem Eigentum.“
„Abstrakt über digitale Risiken zu sprechen, liefert keine Erkenntnisse. Wir müssen uns Gedanken über wahrscheinliche Angriffsszenarien gegen Unternehmen machen und dabei abwägen, inwiefern Cybersicherheit, Betrugsbekämpfung und Notfallplanung ineinandergreifen können, um sich auf diese Bedrohungen einzustellen und mit ihnen fertigzuwerden. Wenn das erledigt ist, kann sich Cybersicherheit als wichtiger Teil der Unternehmensstrategie in der digitalen Welt etablieren“, so Taylor.
Beschreibung von Akteuren und Geschäftsmodellen
Die Studie lässt eine Reihe von Security-Verantwortlichen von bekannten internationalen Unternehmen zu Wort kommen. Außerdem werden Beispiele unterschiedlicher Formen von kriminellen Attacken beschrieben, darunter verschiedene Arten von Malware und Phishing.
Der Report beschreibt außerdem die bevorzugten Geschäftsmodelle der Kriminellen und des dahinter stehenden Schwarzmarktes. Dabei geht es um gezielte Angriffe auf Top-Ziele innerhalb des Bankensystems, um Angriffe auf Unternehmen und vermögende Einzelpersonen oder auch um standardisierte Attacken, die jeden betreffen können.
Fazit der Studie: Die Einstellung gegenüber der digitalen Sicherheit muss sich verändern. Sicherheit sollte nicht als rein defensive Handlung verstanden werden. Vielmehr macht sie digitale Innovation überhaupt erst möglich und kann dadurch helfen, neue profitable Geschäftsfelder zu erschließen.