Nirgendwo wird das autonome Fahren so wichtig wie im Stadtverkehr. Bereits 2030 werden zwei Drittel aller Menschen in Städten leben – und fahren. Durch autonome Mobilität könnten 60 Prozent weniger Autos in den Städten unterwegs sein und 90 Prozent weniger Unfälle sowie eine um 80 Prozent geringere Luftverschmutzung verursachen. Das belegt der gemeinsame Report „Self-Driving Vehicles, Robo-Taxis, and the Urban Mobility Revolution“ der Boston Consulting Group (BCG) und des World Economic Forum.
Der Report zeigt auch, was jetzt auf die Städte zukommt: „Neue Mobilitätsangebote, digitale Infrastruktur und vor allem der Datenschutz sind die zentralen Themen, die die Städte anpacken müssen, damit ihnen der Sprung ins selbstfahrende Zeitalter gelingt“, sagt Nikolaus Lang, Senior Partner und Automobilexperte bei BCG.
Der urbane Mobilitätswandel hat bereits begonnen
Singapur plane die weltweit erste vollautonome Taxiflotte, Dubai erwarte, dass bis 2030 ein Viertel aller Fahrzeuge in der Stadt vernetzt und autonom fahren werden, Göteborg wolle im kommenden Jahr autonome Pilotfahrzeuge auf seiner Ringstraße fahren lassen. Auch in Deutschland startet bald die Versuchsphase im städtischen Raum: In Karlsruhe sollen nächstes Jahr die ersten Spezialfahrzeuge in der Stadt getestet werden. Die Hoffnung der Städte: weniger Staus, Unfälle und Luftverschmutzung.
Datenschutz ist zentrale Herausforderung
„Bevor Städte vom autonomen Fahren profitieren können, müssen sie ein tragfähiges Mobilitätskonzept erarbeiten, das festlegt, welche Mobilitätsangebote das Stadtbild prägen und wem sie gehören sollen: hauptsächlich Privatwagen oder doch Robo-Taxis und Sharing-Fahrzeuge externer Anbieter oder in öffentlicher Hand?“, sagt Lang. Gleichzeitig haben sie die Chance, sich durch neue Mobilitätsangebote andere Einnahmequellen zu erschließen. „Eine der wichtigsten Herausforderungen der Städte ist aber die Antwort auf die Frage, wem die wertvollen Daten gehören, die das autonome Fahren in den Städten erzeugt: den Fahrern, der Stadt – oder sogar Drittanbietern. Mit dem Schutz privater Informationen übernehmen Städte eine enorme Verantwortung“, prognostiziert Lang.
Weltweite Akzeptanz vergleichsweise hoch
Die Akzeptanz selbstfahrender Autos unter den Fahrern ist hoch. BCG und das World Economic Forum haben in der mit 5.500 Befragten aus zehn Ländern bisher größten Verbraucherumfrage ermittelt, dass 58 Prozent der Befragten weltweit ein autonomes Fahrzeug nutzen würden.
Eine weitere, kurzfristige Befragung von BCG aus dem Juli 2016 unter 1.500 Verbrauchern in Deutschland, den USA und China zeigt, dass die Einschätzungen auch von aktuellen Debatten um die Sicherheit der Technologie weitgehend unbeeinflusst bleiben. In Amerika würden nach wie vor 48 Prozent einen vollautonomen Wagen fahren (im Vorjahr 53 %), in China 81 Prozent (Vorjahr 75 %). Deutsche Verbraucher sind 2016 hingegen etwas zurückhaltender. Nach wie vor sind mehr als die Hälfte (53 %) aller Befragten offen für einen teilautonomen Wagen; im Vorjahr waren es 61 Prozent. In einem vollautonomen Fahrzeug würden immerhin noch 41 Prozent fahren; im Vorjahr waren es 44 Prozent. „Jetzt kommt es darauf an, sowohl Risiken als auch Chancen des autonomen Fahrens für die Konsumenten transparenter zu machen. Dies kann unter anderem durch konkrete Pilotprojekte in Städten geschehen“, sagt Lang.