Anlässlich der „12. Fachtagung IT-Beschaffung“ stellt das Öko-Institut eine Studie für die nachhaltige Nutzung von Arbeitsplatzcomputern in der Bundesverwaltung vor. Kernbestandteil ist ein 6-Punkte-Plan.Demnach sollten alle Arbeitsplatzcomputer, ob stationär oder mobil, mindestens sechs Jahre lang genutzt werden. Denn eine längere Nutzung reduziert Umweltbelastungen und Kosten in Millionenhöhe. Besonders empfehlenswert seien Mini-PCs.
Der 6-Punkte-Plan in der Übersicht
- Erhöhung der empfohlenen Mindestnutzungsdauer in der Bundesverwaltung. Alle Arbeitsplatzcomputer, stationär und mobil, sollten eine Mindestnutzungsdauer von 6 Jahren haben.
- Qualität und Haltbarkeit als Kernanforderung der öffentlichen Beschaffung. Die Berücksichtigung von Umweltkriterien bei der Anschaffung garantiert gute Qualität und Haltbarkeit von Arbeitsplatzcomputern. Die Beschaffungsleitfäden des Umweltbundesamtes und die Kriterien des Blauen Engel sind eine gute Orientierungshilfe. Damit kann eine Mindestnutzungsdauer von 6 Jahren möglichst ohne Reparaturen realisiert werden.
- Vorausschauende Beschaffung zur Vermeidung von häufigen Gerätewechseln. Bei einer Neuanschafung sollte stets abgeschätzt werden, ob die zum Kauf erwogenen Arbeitsplatzcomputer den Ansprüchen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Software und Betriebssysteme auch in den nächsten 6 Jahren noch genügen werden.
- Bedarfsgerechte Ausstattung des Computerarbeitsplatzes. Wenn es sich um einen rein stationären Arbeitsplatz handelt, sollte ein Mini-PC genutzt werden. Nur wenn die Arbeit auch mobil erfolgen muss, sollte ein Notebook zum Einsatz kommen.
- Kaskadennutzung als Mittel zur Verlängerung der Nutzungsdauer. Eine weitere Nutzung der funktionstüchtigen Arbeitsplatzcomputer nach dem Nutzungsende sollte grundsätzlich angestrebt und in entsprechenden Verwaltungsvorschriften geregelt werden.
- Beschaffung von wiederaufbereiteten Geräten. In den Beschaffungsprozess sollen auch gebrauchte und wieder aufgearbeitete Geräte einbezogen werden, um die Nachfrage der Re-Use-Märkte zu stärken.
Nicht zuletzt die Empfehlung: Rein stationäre Arbeitsplätze sollten mit Mini-PCs ausgestattet werden, und Notebooks sollten nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Arbeit mobil erfolgen muss (siehe Beispielrechnung unten).
„Die Bundesregierung hat in ihrer „Digitalen Agenda“ angekündigt, den Energie- und Ressourcenverbrauch der IKT der Bundesverwaltung zu verringern“, sagt Siddharth Prakash, Senior Researcher und Experte für nachhaltigen Konsum am Öko-Institut. „Jetzt muss die Bundesverwaltung zeigen, dass sie mit den Umweltkriterien beim Einkauf ernst meint – nur so kann sie ein Beispiel setzen, dem auch private Verbraucherinnen und Verbraucher nachfolgen können.“
Beispielrechnung für Mini-PC
Der Vergleich von drei Varianten der IT-Ausstattung am Arbeitsplatz – Desktop-PC, Notebook, Mini-PC – zeigt: Mini-PC schneiden sowohl bei der Treibhausgasbilanz als auch beim Blick auf die Kosten am besten ab. So entstehen im Verlauf von zehn Jahren für die Mini-PCs 959 Kilogramm Treibhausgase (CO2e).
Bei der IT Ausstattung mit Desktop-PCs werden 40 Prozent mehr CO2e emittiert und bei den Notebooks sogar über 45 Prozent mehr an CO2e. Betrachtet wurden sowohl die Herstellung der IT-Geräte als auch ihr Transport, der Stromverbrauch während der Nutzung sowie ihre Entsorgung.
In Anlehnung an die aktuellen Empfehlungen des IT-Rates der Bundesregierung wurde angenommen, dass Notebooks drei Jahre und Mini-PCs sowie Desktop-PCs fünf Jahre lang genutzt werden. Wichtigste Gründe für die unterschiedliche Umwelt- und Klimabelastung sind die angenommene Nutzungsdauer von PCs sowie der hohe Energie- und Rohstoffaufwand bei der Herstellung der Geräte.
Auch bei den Lebenszykluskosten sind Mini-PC die günstigere Variante. Betrachtet man neben der Anschaffung des Geräts auch die Kosten, die durch die Nutzung in einem Zeitraum entstehen – also vor allem Stromkosten – so kommt ein Mini-PC insgesamt auf 1.143 Euro in zehn Jahren. Beim Notebook-Arbeitsplatz liegen die Kosten um 65 Prozent höher
Hochrechnung: Enorme Einsparungen in Bundesverwaltung
Hochgerechnet auf die gesamten Arbeitsplätze in der Bundesverwaltung, entstünde ein beträchtliches Potenzial bei Umweltschutz und Kostenersparnis. Eine Beispielrechnung: Würden in der Bundesverwaltung statt Desktop-PCs vorrangig Mini-PCs und weniger Notebooks zum Einsatz kommen, ließen sich jährlich fast 19.000 Tonnen Treibhausgase und Kosten in Höhe von knapp einer Million Euro einsparen.
Nimmt man an, die PC-Arbeitsplätze der Bundesverwaltung wären zu einem Drittel mit Notebooks ausgestattet und diese würden statt drei sechs Jahre lang genutzt, ließen sich in zehn Jahren circa 95 Millionen Euro und Treibhausgasemissionen von 71.000 Tonnen CO2e einsparen.
Längere Nutzung gewinnt – vor allem Rohstoffe
Eine längere Nutzung von Arbeitsplatzcomputern in der Bundesverwaltung trägt nicht zuletzt dazu bei, wertvolle Ressourcen sorgsamer zu nutzen. Selbst wenn die Bundesbehörden mit ihren gebrauchten Geräten verantwortungsbewusst umgehen, geht aufgrund von Verlusten in den Recyclingprozessen ein großer Teil der eingesetzten Rohstoffe zum größten Teil verloren. Das betrifft Rohstoffe, wie Silber, Gold, Palladium, Tantal, Gallium und seltene Erden, wie Dysprosium und Neodym.
Das Öko-Institut hat die Studie gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt.