Junge IT-Spezialisten verfolgen im Vergleich zu anderen Berufsfeldern eher bescheidene persönliche Ziele auf der klassischen Karriereleiter. Sie haben aber klare Vorstellungen, was ihre fachliche Entwicklung angeht. Das zeigt eine Studie der HTWK Leipzig und des Karriereportals get in IT.
Demnach ist nur eine Minderheit der Starter in diesem Berufsfeld mittelfristig daran interessiert Führungsaufgaben im Job zu übernehmen (21 %). Stattdessen sucht die Mehrheit von ihnen (62 %) Arbeitgeber, die ihnen eine gute fachliche Entwicklung ermöglichen. Werden ihre Vorstellungen erfüllt, zeigen sich junge IT-Talente sehr mobil. So würde die Hälfte von ihnen eine Stunde und mehr zu ihrem Arbeitsplatz pendeln. 36 Prozent sind gar bereit, ihren gegenwärtigen Wohnort sofort für den passenden Job zu verlassen.
Zuversichtliche IT-Einsteiger mit klarem Anspruch
Grundsätzlich sind IT-Talente wie bereits im vergangenen Jahr äußerst optimistisch, wenn sie auf den Arbeitsmarkt kommen. Neun von zehn schätzen ihre Chancen auf den richtigen Job mindestens gut ein – 35 Prozent sogar als sehr gut.
Diese positive Erwartungshaltung beim Einstieg in den Beruf wird selbstbewusst von klaren Anforderungen an die potentiellen Arbeitgeber begleitet. Neben den fachlichen Entwicklungsmöglichkeiten erwarten IT-Starter eine ansprechende Vergütung (61 %), ein kollegiales Umfeld (55 %), flexible Arbeitszeitmodelle (52 %) sowie ein unbefristetes Anstellungsverhältnis (51 %).
Im Vergleich zur letztjährigen Studie stiegen dabei im Jahresvergleich vor allem die Erwartungen an den Arbeitgeber, familiäre Belange durch den Arbeitgeber zu berücksichtigen von 16 auf 23 Prozent. Die Notwendigkeit einen attraktiven Arbeitsstandort vorzufinden, fiel indes im gleichen Zeitraum von 40 auf 27 Prozent.
„Arbeitgeber haben es bei IT-Kandidaten mit jungen Berufseinsteigern zu tun, die zwar selbstsicher auf den Arbeitsmarkt streben, sich aber absolut bewusst sind, fachlich noch dazulernen zu müssen. Das ist ihnen vergleichsweise wichtiger als Faktoren wie eine attraktive Arbeitsausstattung oder flache Hierarchieebenen. Wer in seiner Arbeitgeberkommunikation die Entwicklung dieser fachlichen Fähigkeiten in den Vordergrund stellt, hat gute Karten, wenn es um die Gewinnung dieser so umworbenen Berufsgruppe geht“, so Rainer Weckbach, Gründer und Geschäftsführer von get in IT in Köln.
Beweglichkeit für den Traumjob
Eine augenscheinlich charakteristische Eigenschaft von IT-Berufseinsteigern ist deren Mobilität für den richtigen Job. Immerhin 36 Prozent gaben an, dass ihnen der Job wichtiger sei als der gegenwärtige Wohnort, weitere 38 Prozent halten beides für gleich wichtig.
Zudem: 29 Prozent nehmen für die passende Arbeitsstelle eine bis zu 90-minütige Pendelstrecke in Kauf, zusätzliche 20 Prozent gar eine maximal zweistündige. Auch längere Reisetätigkeiten stellen für einen Großteil der IT-Starter kein Problem dar. Mehr als die Hälfte (52 %) akzeptieren wechselnde Projekteinsätze, die Hotelübernachtungen erfordern. 23 Prozent sind sogar bereit, berufliche Einsätze über mehrere Monate außerhalb Deutschlands zu akzeptieren, sofern das Bestandteil ihres Wunschjobs ist.
Mentoren zur Einarbeitung sind gefragt
Die Orientierung an der fachlichen Ausrichtung ihres Jobs spiegelt sich bei IT-Einsteigern auch in ihrer Erwartung an die Startphase im neuen Job wieder. Demnach erwarten 38 Prozent der befragten Absolventen eine gezielte fachliche Einarbeitung und weitere 27 Prozent einen erfahrenen Mentor an ihrer Seite, der ihnen zu Beginn ihrer Karriere mit Rat und Tat zur Seite steht. Eigenverantwortliche Projekte erhoffen sich dagegen zu Beginn ihres Berufslebens nur acht Prozent. Hier geht ihnen eine gründliche und nachhaltige Unterstützung eindeutig vor.
„Künftige IT-Fachkräfte springen offensichtlich nicht gerne ins kalte Wasser. Arbeitgeber, die diese gefragten Spezialisten überzeugen möchten, sollten ihr Augenmerk immer auf eine umfassende Betreuung der Berufseinsteiger richten. Denn das ist eine wesentliche Erkenntnis unserer Studie: Erfüllen Unternehmen die Anforderungen der IT-Absolventen nach fachlicher Entwicklung und gründlicher Einarbeitung, sind diese bereit, auch selbst einiges für ihren Job einzubringen“, erklärt Peter M. Wald, Professor für Personalmanagement an der HTWK Leipzig.