Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zeichneten nun drei Ideen zur Mobilität von morgen aus mit dem Deutschen Mobilitätspreis 2016 aus. Die Preisträger: Eine Sharing-Lösung, die private Fahrten in den Gütertransport integriert, konfigurierbare Multifunktionswagen und ein digitales Prämienmodell zur vermehrten Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel.
Unter dem Titel „Stadt, Land, mobil – Müssen wir wohnen, wo wir mobil sind, oder können wir mobil sein, wo wir wohnen?“ konnten im Herbst 2016 alle Bürgerinnen und Bürger ihre Visionen und Impulse zur Mobilität von morgen über das Ideenportal des Deutschen Mobilitätspreises einreichen.
Dorothee Bär, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur und Juryvorsitzende, zeichnete nun gemeinsam mit Ute Weiland, Geschäftsführerin der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, die drei innovativsten Ideen im Bundesverkehrsministerium in Berlin aus.
Die drei Preisträger des Ideenwettbewerbs des Deutschen Mobilitätspreises
1. Preis (3.000 Euro): AMiCUS – A smart community driven supply for rural areas
Die Idee: In ländlichen Räumen ist der Weg zum nächsten Supermarkt häufig weit. Deshalb nutzen viele Menschen das Auto, um Waren des täglichen Bedarfs zu besorgen, lange und zahlreiche Autofahrten sind die Folge. Professionelle Lieferdienste für Lebensmittel versuchen derzeit vorrangig, über zentralisierte Systeme neue Transport-Infrastruktur aufzubauen, anstatt bestehende Infrastruktur intelligent zu nutzen. AMiCUS setzt hier an und will für eine intelligente Auslastung privater Fahrten sorgen, indem Waren von Menschen mitgebracht werden können, die sowieso mit dem Auto unterwegs sind.
Und so kann die Anwendung im Alltag aussehen: Man betritt einen Supermarkt und das Handy vibriert. Basierend auf dem späteren Heimweg werden auf dem Display Lieferanfragen von verschiedenen Privatpersonen aus der Region angezeigt. Diese Aufträge werden nach zu fahrendem Umweg, der dafür benötigten Zeit, der Bewertung des Auftraggebers und der von ihm festgelegten Bezahlung sortiert. Mit einem Klick können Aufträge abgelehnt oder akzeptiert werden. Sobald ein Auftrag angenommen wird, werden zum Umweg passende weitere Aufträge eingeblendet. Wissend, dass man nicht nur einige Euros verdienen, sondern auch Menschen helfen kann, nimmt der Nutzer passende Aufträge an und kauft weiter ein.
AMiCUS trägt die Gedanken von Smart Mobility und Share Economy in ländliche Regionen. Der gemeinschaftliche Lieferdienst baut dabei nicht nur auf die Digitalisierung, sondern auch auf eine besondere Stärke ländlicher Räume: den lokalen und regionalen Zusammenhalt der Menschen, Dörfer und Städte.
2. Preis (2.000 Euro): HokusPokus Kombibus – Bedarfsgerechter Logistikdienst für dünn besiedelte Regionen
Die Idee: Der HokusPokus Kombibus ist dank seiner Wandelbarkeit ein wahrer Alleskönner. Durch Entwicklungen in Robotik, Informatik und Werkstofftechnik könnte das System aus Multifunktionswagen, die verschiedenste Mobilitätsangebote im ländlichen Raum intelligent bündeln.
Die Innenausstattung dieser Multifunktionswagen besteht aus vielfältig kombinierbaren, dünnen Komponenten. Nach Bedarf werden sie mit elektronisch steuerbaren Falt-, Spann-, Roll- und Schiebevorrichtungen blitzschnell zu Paketregalen, Sitzgruppen, Liegeabteilen, Fahrradaufhängungen oder Büromöbeln zusammengefügt und später wieder flach in den Fahrzeugwänden verstaut. Ausfahrbare solarbeschichtete Wand- und Dachelemente sammeln während der Fahrt Energie.
Um Energie zu sparen, schließen sich die Wagen für gemeinsame Streckenabschnitte zu einem Zug zusammen. Das digitale Herzstück des Logistiksystems ist eine dynamische Tourenplanungssoftware, die Buchungen aus verschiedenen Orten optimal kombiniert und daraus automatisch Fahrtrouten, Wagen- und Zugkonfigurationen ableitet. Die Wagen sind mitsamt Logistik und Informations- und Kommunikationstechnik auch als mobiler Geschäftsraum flexibel mietbar. Nachts, als Liegewagen geparkt, bieten die Fahrzeuge kostengünstige Schlafplätze.
Der Ansatz bringt Dienstleistungen kostengünstig aufs Land, verbessert dort die Lebensqualität sowie gewerbliche Standortfaktoren und wirkt Landflucht entgegen.
3. Preis (1.000 Euro): Grüne Meilen – Gesellschaftliche Stärkung des Umweltverbundes
Die Idee: Auto, Straßenbahn oder Bus? Entscheidungen über die Wahl des Verkehrsmittels werden häufig aufgrund von Gewohnheiten oder Bequemlichkeiten getroffen. Um eine nachhaltige Mobilität attraktiver zu gestalten, eignet sich eine Applikation, die erstrebenswerte Wegeketten im Sinne des Umweltverbundes definiert und diese, ähnlich wie im Flugverkehr, mit sogenannten „Grünen Meilen“ honoriert. Diese Meilen können dann gesammelt und in Kooperation mit verschiedenen Unternehmen oder Dienstleistern in Form von Rabatten eingelöst werden – je facettenreicher dieser Pool an Kooperationspartnern ist, desto attraktiver wird die Nutzung der Applikation durch die Abdeckung verschiedenster Interessensbereiche.
Die „Grünen Meilen“ können für die Fortbewegung mit den verschiedensten Verkehrsmitteln gesammelt werden: So kann die Teilnahme am öffentlichen Personennah- oder -fernverkehr durch Scannen des jeweiligen Tickets belegt werden. Der nichtmotorisierte Individualverkehr, zum Beispiel mit dem Fahrrad oder zu Fuß, kann durch GPS-Aktivierung belegt werden. Und sogar die Fahrt mit dem Auto kann mit Meilen belohnt werden – wenn der Pkw mit mehr als drei Personen besetzt ist.
Ziel der „Grünen Meilen“ ist es, das Gefühl für eine nachhaltige Mobilität in verschiedensten gesellschaftlichen Schichten zu fördern und den Blick des Einzelnen für die alltägliche Mobilität zu schärfen.
Die Wettbewerbsjury hat die drei Siegerideen aus insgesamt 70 Einreichungen ausgewählt.