Unternehmen tun sich noch schwer mit der Umsetzung des Einkaufs 4.0, der eine strategisch orientierte, wertschöpfende Rolle des Einkaufs vorsieht. Aufgrund ständig neuer Trends und Paradigmenwechsel wie Industrie 4.0, Digitalisierung oder Blockchain-Technologie scheinen Unternehmen im Hier und Heute den Blick für das Wesentliche zu verlieren. So wird bei der Umsetzung des Einkaufs 4.0 häufig der zweite Schritt vor dem ersten gemacht – der nachhaltigen Schaffung von „Operational Excellence“ als wichtigste Grundlage auf dem Weg zu einer wertschöpfenden Beschaffung.
Das sind die Ergebnisse der branchenübergreifenden Studie „How to achieve Procurement Excellence“, die das Beratungsunternehmen Camelot Management Consultants in Zusammenarbeit mit der Universität Köln durchgeführt hat.
„Innovation und neue Trends sind Kerntreiber des zukünftigen geschäftlichen Erfolgs. Dies darf in Unternehmen aber nicht zu einer Fokusverschiebung und Verzettelung führen“, kommentiert Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei Camelot, die Studienergebnisse. Für die Studie wurde eine branchenübergreifende Bandbreite an Unternehmen von Großkonzernen bis Mittelstand befragt.
Stammdaten und Spend Cubes sind von zentraler Bedeutung
Eindeutig ist allen voran folgendes Ergebnis: Alle befragten Unternehmen stimmen überein, dass dem Einkauf – bei einem Materialkostenanteil von durchschnittlich mindestens 55 Prozent – eine viel strategischere Position für den Unternehmenserfolg eingeräumt werden muss, als das bisher der Fall ist.
„Darüber hinaus zeigt die Studie deutlich auf, dass sich die Befragten zwar einig sind, welches die zentralen Punkte für eine wertschöpfende Beschaffung der Zukunft sind, die Umsetzung dieser Punkte jedoch oft noch der ihnen zugemessenen Bedeutung hinterher hinkt“, erläutert Studienautor Alexander Frisch, Bereichsleiter Einkauf bei Camelot. So sehen beispielsweise viele Firmen die zentrale Bedeutung von transparenten, verlässlichen Stammdaten und unternehmensweiten sogenannten „Spend Cubes“. Beim Blick auf die Implementierung dieser Maßnahmen zeigt sich jedoch bei vielen Unternehmen bis dato noch Nachholbedarf.
Im Hinblick auf weitere Performance-Parameter fällt auf, dass die Studienteilnehmer einen sehr hohen Wert auf Kostenoptimierung legen. Wie wichtig aber gerade auch Innovationsmanagement für die zukünftige, nicht nur rein am Materialpreis orientierte Kostenoptimierung im Einkauf ist, sehen die meisten Befragten im Vergleich zu den Best-in-Class-Unternehmen noch zu wenig.
Als weiteren wichtigen Leistungstreiber identifiziert die Studie die Entwicklung der Kompetenzen der Einkaufsmitarbeiter. Dabei spielen sowohl das Recruiting als auch der weitere Ausbau von Qualifikationen durch interne wie externe Trainings eine wichtige Rolle.
Erfolgsfaktoren für das Lieferantenmanagement: Kaizen-Teams mit Lieferanten und integrierte Planung
Bei der Analyse des Lieferantenmanagements zeigen sich strategische Partnerschaften, firmenübergreifende sogenannte „Kaizen“- oder „Tandem“-Teams und eine integrierte Planung mit den Lieferanten als wichtigste Erfolgsfaktoren. Doch auch wenn die progressive Methode der Kaizen-Teams (6,1 Punkte auf einer 7-Punkte-Skala) wichtiger eingestuft wird als die integrierte Planung (5,8 Punkte auf einer 7-Punkte-Skala), so ist letztere aktuell weiter implementiert als die Teams, obwohl diese eigentlich eine ideale Plattform und somit Voraussetzung hierfür wären.
Für Interessenten, die ihren Einkauf optimieren möchten, bietet die Studie anhand der Ergebnisse abschließend einen konkreten Sechs-Punkte-Plan zur Umsetzung.
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