Agile Unternehmen erzielen bis zu fünfmal häufiger höhere Margen und stärkeres Wachstum als ihr Wettbewerb. Über 40 Prozent aller agilen Unternehmen zeichnen sich durch überdurchschnittliche Ergebnisse aus, nur 24 Prozent schneiden schlechter als der Durchschnitt ab. Eher starre Organisationen gehören zu den Schlusslichtern: Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen entwickeln sich unterdurchschnittlich, lediglich 18 Prozent von ihnen sind wirtschaftlich erfolgreicher als die Konkurrenz.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Die Zukunft der Organisation“ von The Boston Consulting Group (BCG). Mit Unterstützung der Gesellschaft für Organisation, der Österreichischen Vereinigung für Organisation und Management, der Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Management und der Japan Management Association befragte BCG 1.100 Führungskräfte und Mitarbeiter aus zehn Branchen in über 40 Ländern von September bis Dezember 2016.
„Der rasante Wandel unserer Zeit stellt traditionell organisierte Unternehmen vor große Herausforderungen“, erklärt Fabrice Roghé, Senior Partner bei BCG und einer der Studienautoren. „Sie spüren einen deutlichen Veränderungsdruck, sind aber häufig zu unflexibel, um den permanenten Wandel erfolgreich zu managen.“ Insgesamt haben rund 66 Prozent der Firmen in den vergangenen Jahren die Struktur ihrer Organisation grundlegend verändert, um erfolgreicher zu werden.
Umsetzungsschwierigkeiten der Agilität
„Nichtstrukturelle Faktoren wie agile Arbeitsweisen gewinnen stark an Bedeutung“, erläutert Roghé. „Sie bestimmen die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit einer Organisation.“ Obwohl 73 Prozent der Unternehmen der Agilität große Bedeutung beimessen, bezeichnen sich lediglich 54 Prozent als tatsächlich agil. „Es gibt vielfältige Gründe dafür, sich agiler auszurichten. Sie reichen von der Fähigkeit, flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren, über einen verkürzten Markteinstieg bis hin zur Verbesserung der Effektivität der Organisation“, sagt Roghé. „Zudem kann Agilität für mehr Transparenz sorgen und eine attraktive Entwicklungsplattform für Mitarbeiter schaffen.“
Die Einführung agiler Arbeitsweisen, zum Beispiel durch Scrum-Teams, Sprints und sogenannte Standup-Meetings, sei oft nicht ausreichend. „Die Verankerung agiler Prinzipien in Organisation und Personalprozessen, etwa in Führungsmodellen, bei der Ressourcenallokation oder im Performance-Management, macht den größeren Unterschied aus“, erklärt Roghé.
Agilität und 5 weitere Organisationsfaktoren steigern Erfolgschancen
Die Studie zeigt, dass neben der Einführung einer agilen Arbeitsweise fünf weitere Organisationsfaktoren den wirtschaftlichen Erfolg steigern. Bei Berücksichtigung aller Faktoren können Unternehmen ihre Erfolgswahrscheinlichkeit auf über 50 Prozent erhöhen. Zu ihnen zählen:
- Effektive, wertschaffende Zentrale
36 Prozent der Unternehmen mit einer effektiven Zentrale sind überdurchschnittlich erfolgreich. Wenn dieses Kriterium nicht erfüllt ist, liegt die entsprechende Erfolgsquote bei lediglich 18 Prozent. - Klare Zuordnung der Ergebnisverantwortung
Die Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) muss der Unternehmensstrategie folgen und den Verantwortlichen genug Spielraum geben. 36 Prozent der Unternehmen mit klarer GuV-Verankerung sind überdurchschnittlich erfolgreich, bei unklarer Ergebniszuordnung sind es lediglich 20 Prozent. - Nähe zu lokalen Märkten und Operations sowie flache Hierarchien
Unternehmen mit deutlicher Nähe zu lokalen, kundennahen Ebenen sind erfolgreicher. Firmen mit effektiver Unterstützung durch die lokalen Märkte sind zu 39 Prozent überdurchschnittlich erfolgreich. Fehlt diese Unterstützung, schneiden nur 26 Prozent der Unternehmen wirtschaftlich besser ab als der Wettbewerb. - Effektiver Einsatz von Shared Services
Funktionen wie IT, Finanzen, Personal und Einkauf bündeln ihre Aktivitäten häufig in Shared-Services-Centern. Betriebe mit effektiven Shared Services sind zu 41 Prozent überdurchschnittlich erfolgreich – im Vergleich zu 26 Prozent bei ineffektivem Einsatz. - Fokus auf Mitarbeiter und Zusammenarbeit
Kooperative Firmen erhöhen ihre Erfolgswahrscheinlichkeit auf 36 Prozent, während Unternehmen, die weniger auf Zusammenarbeit setzen, lediglich zu 23 Prozent überdurchschnittlich erfolgreich sind. Zudem führt eine kooperative Unternehmenskultur zu mehr Engagement und Mitarbeiterzufriedenheit.