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Erfahrungsbericht mit Amazon Echo: Lohnt sich die Entwicklung eines Alexa Skills?

Quelle: Amazon

Spätestens seit dem freien Verkauf von Amazon Echo fragen sich viele Unternehmen: Sollen wir auch einen Alexa Skill entwickeln? Die Macher der smarten Einkaufsliste Bring! launchten zum freien Marktstart ihren Alexa-Skill. Welche Erfahrungen sie bei der Entwicklung der Applikation für Amazon Echo gemacht haben, zeigt die Case Study.

Der Anbieter der smarten Einkaufsliste Bring! hat im Februar seinen eigenen Skill auf den Markt gebracht und lebendiges Feedback im Skill Store geerntet. Im Erfahrungsbericht blicken die Macher von Bring! zurück und berichten, warum sie sich für die Entwicklung des Alexa Skills entschieden haben und wie zufrieden sie mit dem Ergebnis und dem Entwicklungsprozess sind. Unternehmen, die noch über ein Skill-Development nachdenken, will das Zürcher Start-up Tipps geben, worauf beim Development zu achten ist.

Zielsetzung: Hände frei für Schönes zuhause und im Büro

Ohne die Hände aus dem Nudelteig befreien zu müssen, kann der Echo-Nutzer das eben geleerte Mehl kinderleicht auf die Liste setzen und damit seinen Listenmitgliedern den aktuellen Bedarf anzeigen. So lautete das Ziel der Bring!-Macher, mit dem sie dem derzeitigen Trend rund um Amazons Alexa gerecht werden wollten. Die Aussicht, als erste Shoppingliste im Skill Store aufgenommen zu werden, war außerdem eine große Motivation.

Nach drei Wochen Entwicklungsprozess mit zwei beteiligten Developern und vielen Zwiegesprächen zwischen ihnen und Alexa ist Bring! nun seit Mitte Februar auch über Amazon Echo nutzbar. „Wir sind der Überzeugung, dass unser Alltag in Zukunft stark von Assistenten vereinfacht wird. Neben Smartwatches werden auch Devices wie Echo eine wichtige Rolle dabei spielen. In den USA steht bereits in mehreren Millionen Haushalten ein Amazon Echo. In Europa erwarten wir eine ähnliche Entwicklung, deshalb wollten hier von Anfang an dabei sein“, so der Bring!-Geschäftsführer Marco Cerqui.

Umsetzung und Ergebnis: Der digitale Sprachkurs mit Alexa und Bring!

Quelle: Bring! Labs

Nachdem die Entscheidung für den Alexa Skill gefallen war, führte der erste Schritt auf die Amazon Entwickler-Plattform. „Dort machten wir uns zunächst mit den technischen Vorgaben und organisatorischen Abläufen vertraut, deren Darstellung überschaubar war“, resümiert Cerqui. Als Grundstein für die Entwicklung veranstaltete das Team während eines Teamausflugs nach Berlin einen Hackathon, um die Kreativität der beiden Developer Jürg Egli und Sandro Strebel anzukurbeln.

„Nachdem wir Alexa kennengelernt und einen ersten Prototyp entwickelt hatten, waren schon einige wichtige Insights zusammengekommen: Das Development einer sprachgesteuerten App folgt nämlich ganz anderen Maßstäben als jenes einer grafischen App, bei dem etwa Konzepte wie Coachmarks greifen“, so Strebel.

Umdenken von Grafik zu Audio

Mit diesem Wissen war der zeitliche Aufwand abschätzbar, sodass zwei Entwickler für den künftigen Alexa Skill eingeplant wurden. Die größte Herausforderung: Der Entwurf von möglichst natürlichen Dialogen mit Alexa für das Voice Interface. Dabei hieß es: Umdenken von Grafik zu Audio, um dem User ein reibungsloses Planen bieten zu können. Schließlich kann der User bei einer grafischen Benutzeroberfläche zwischen verschiedenen sichtbaren Optionen wählen und sich so mit ihnen vertraut machen.

Ganz anders bei einem Interface, das über Sprache gesteuert wird. Dazu Egli: „Als Entwickler musste ich mir deshalb konkrete Szenarien ausdenken, was könnten User fragen? Und was soll Alexa darauf antworten?“ Um die Nutzer schrittweise an den Funktionsumfang zu gewöhnen und sich wiederholende Antworten zu vermeiden, wurden Alexa verschiedene Versionen der Bestätigungen und Nachfragen beigebracht.

„Aprikosen im Glas“ werden zu „alkoholfreiem Gras“

Jürg Egli

Der intensive Austausch mit der digitalen Sprachschülerin sorgte im Büro des Züricher Startups dabei für einige amüsante Situationen. „Aus ‚Aprikosen im Glas‘ machte Alexa anfangs schon mal ‚alkoholfrei Gras'“, schmunzelt Egli rückblickend und ergänzt: „Aber in solchen Momenten wurde klar, auf Basis welcher Grammatik Alexa funktioniert, welche Vokabeln sie kennt und wie wir all dem gerecht werden können.“

Schrittweise umdenken musste das Development auch in den Fällen, wenn eine Interaktion nicht klappt oder sie etwa einen Listennamen nicht versteht. In solchen Situationen wurde der Skill so designt, dass Alexa gemeinsam mit dem User durch die bestehenden Listen geht und für jede fragt, ob sie als Standardliste gesetzt werden soll.

Im Ergebnis ordnen die Bring!-Developer den Aufwand für die Skill-Entwicklung geringer ein als für eine konventionelle App ein. Vom bestehenden Backend konnte bereits viel für den Skill genutzt werden. Dank effizienter Aufgabenteilung sei die operative Arbeit nicht beeinträchtigt worden, sodass auch kein außerordentlicher Kostenaufwand angefallen sei.

Fazit der Developer 

Die Entwicklung des Alexa Skills samt Umdenken und Audio-Design hat den Developern Spaß gemacht, nicht zuletzt durch die unterhaltsamen Missverständnisse zwischen Lehrer und Schülerin. Sowohl mit dem eigentlichen Entwicklungsprozess als auch mit dem Ergebnis sind die Schweizer Jung-Unternehmer sehr zufrieden. Innerhalb weniger Tage seien bereits mehrere Dutzend Rezensionen im Skill Store erschienen, die fast ausnahmslos positiven Reviews geben.

Tipps an Unternehmen, die mit Alexa liebäugeln

Anderen Unternehmen, die über die Entwicklung eines eigenen Skills nachdenken, rät Developer Egli: „Noch vor dem Klick aufs Alexa Skill Kit ist ein sinnvoller User Case unverzichtbar, denn nicht jede Dienstleistung eignet sich auch für eine Sprachsteuerung.“

Außerdem gelte: „Gerade wenn man einen sportlichen Zeitplan hat, sollten sich Entwickler möglichst eng an die Vorgaben von Amazon halten. Viel Zeit sparten wir auch dadurch, dass wir unser Backend bereits in der Amazon Cloud betreiben. Um mögliche Fehler aufzuspüren, hilft vor der Zertifizierung die Submission Checklist. Dort beschreibt Amazon sehr genau, was am Ende wie funktionieren muss. Je besser die Guidelines eingehalten werden (etwa in Hinsicht auf Werbung, Datenschutz oder die Skill-Beschreibung im Amazon-Store), desto schneller läuft die Zertifizierung ab.“

Über die App und das Unternehmen: Die kostenlose App Bring! will den alltäglichen Besuch im Supermarkt erleichtern. Mit dem Mix aus Shopping- und Productivity-App können Nutzer auf ihrem Smartphone, Tablet und der Smartwatch Einkaufslisten erstellen, mit anderen teilen und so gemeinsam den Lebensmitteleinkauf planen. Gegründet wurde die Bring! Labs AG im April 2015 von den drei Schweizern Marco Cerqui, Sandro Strebel und Dominic Mehr. Die App wurde mit dem Google Play’s „Best of 2016“ Award ausgezeichnet und ist für iOS und Android verfügbar. Die Bring! Labs AG sitzt in Zürich und hat derzeit acht Mitarbeiter.

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