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Fünf Blockaden auf dem Weg zur digitalen Gesundheit

Kaum ein Lebensbereich hinkt im Prozess der Digitalen Transformation derart deutlich hinterher wie der Gesundheitssektor. Hier wird digitaler Fortschritt mehr als Bedrohung und nur selten als Chance wahrgenommen. Bereits die Gesundheitskarte, die schädliche Wechselwirkungen verhindern sollte, ist im Ergebnis kaum mehr als ein Placebo. Experten aus dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. haben die fünf größten Blockaden auf dem Weg zur digitalen Gesundheit identifiziert und in einem Leitfaden diskutiert.

Bild: BVDW

Digitale Gesundheit muss stets vom Patienten aus gedacht werden, um die digitale Transformation der Gesundheitsversorgung erfolgreich zu gestalten. Die Bereitschaft seitens der Konsumenten besteht schon länger, ist aber ein zartes Pflänzchen: Laut einer repräsentativen BVDW-Umfrage aus dem Jahr 2015 war jeder dritte Deutsche bereit, sensible persönliche Gesundheitsdaten der Krankenkasse zur Verfügung zu stellen, wenn er im Gegenzug dafür belohnt wird. Die fünf größten Blockaden gehen aber weit über reine Datenschutzbedenken hinaus. Hier ein Auszug aus dem Leitfaden:

Blockade 1: Starre Regulierung

Deutschland ist als „Hochregulationsland“ bekannt. Gesetzliche und regulatorische Vorgaben schaffen  Rechtssicherheit und ermöglichen fairen Wettbewerb. Und wenn es um die medizinische Qualität geht, sind klare Vorschriften angesagt. Allerdings kann eine falsche oder veraltete Regulierung auch Innovationen lähmen und technologischen Fortschritt blockieren.

Im digitalen Bereich ist es grundsätzlich wichtig, dieses Thema differenziert zu beurteilen. So entbehren beispielsweise das kategorische Fernbehandlungsverbot, das vorschreibt, dass eine ärztliche Behandlung immer persönlich und nicht virtuell erfolgen muss, sowie die allgemeine Praxispflicht, die besagt, dass ärztliche Behandlungen an die Niederlassung in einer Praxis gebunden ist, vor dem Hintergrund mangelhafter Gesundheitsversorgung vor allem im ländlichen Raum jeglicher Vernunft.

Blockade 2: Träge Strukturen der Krankenversicherungen

Wie in den meisten anderen Branchen stammen auch bei Krankenversicherungen die Strukturen aus dem analogen Zeitalter. Obwohl es inzwischen beispielsweise Medical-Apps gibt, die nachweislich medizinischen Mehrwert erbringen oder aber die Versorgungsqualität verbessern und dabei hohen Datenschutzstandards gerecht werden, tun sich die Krankenversicherer schwer, digitale Lösungen zu integrieren.

Gute und auch erfolgreiche Ansätze wie die Tinnitus-App Tinnitracks, die einige Krankenversicherungen auf Rezept erstatten, gibt es zwar, aber zu selten. Da der flächendeckende Einsatz solcher Lösungen an den das Bewährte bewahrenden Strukturen der Krankenkassen scheitern, besteht hier dringender Handlungsbedarf.

Blockade 3: Silodenken

Ein strukturelles Innovationshemmnis im deutschen Gesundheitswesen – gerade bei strukturellen und disruptiven Veränderungen wie der digitalen Transformation – wurzelt in den Beharrungskräften der gemeinsamen Selbstverwaltungsgremien von Krankenkassen und Ärzten, die weitestgehend auf den Erhalt des Status quo und dem Schutz von Partikularinteressen ausgerichtet sind.

Dieses Silodenken ist eine schwere Blockade für die Zusammenarbeit, vernachlässigt die Bedürfnisse von Versicherten und Patienten und reagiert nur schleppend auf Innovationen. Hier bedarf es neben konkreten Handlungsempfehlungen und Aufklärungsmaßnahmen vor allem eines kulturellen Wandels, um die Silos im Sinne einer besseren Gesundheitsversorgung aufzubrechen.

Blockade 4: Datenschutz und Datensicherheit

Im Gesundheitswesen werden besonders sensible und mitunter intime personenbezogene Daten verarbeitet. Datenschutz und Datensicherheit sind daher von eminenter Bedeutung, um die Privatsphäre von Nutzern und Patienten zu schützen und das Vertrauen in die Digitalisierung der Gesundheitsbranche zu stärken. Allerdings ist das Dickicht aus datenschutzrechtlichen Regelwerken im Gesundheitsbereich besonders komplex und für viele, vor allem junge Anbieter, kaum zu überblicken, geschweige denn durchschaubar.

Der Gesetzgeber muss sich der Herausforderung stellen, die Regelungen zu vereinfachen und eindeutige Rechtsklarheit zu schaffen. Zudem braucht es einen aufgeklärten gesellschaftlichen Diskurs über Datenschutz und Privatsphäre im digitalen Zeitalter.

Blockade 5: Mangel an Bekanntheit und Vertrauen

Trotz aller Fortschritte: Digital-Health-Angebote sind einem Großteil der Bevölkerung in Deutschland noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Hinzu kommt Unwissen, was mit den persönlichen Daten passiert. Alle Akteure der Branche stehen in der Verantwortung, über Angebote und Potenziale konsequent zu informieren und aufzuklären.

Im Sinne der Transparenz muss klar kommuniziert werden, wie und wofür die Daten verwendet werden. Die Etablierung von anerkannten Gütesiegeln oder Zertifikaten würde zusätzlich Vertrauen schaffen. Um die Bekanntheit der Angebote zu erhöhen, sind Ärzte und Krankenkassen gefragt, diese in ihr Beratungsportfolio zu integrieren.

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