Megatrends wie Digitalisierung, Individualisierung und Globalisierung haben die Komplexität vieler Geschäftsmodelle deutlich erhöht. Zwar nutzen schon viele Unternehmen Lean-Prinzipien und-Methoden, um produktiver zu werden. Die größte Herausforderung – so die einhellige Meinung auf dem diesjährigen „BestPractice Day“ der Unternehmensberatung Staufen – bleibt jedoch, das eigene Unternehmen permanent wandlungsfähig zu halten, um die zukünftigen Entwicklungen, insbesondere die Digitalisierung, meistern zu können.
„Eine wandlungsfähige und lernende Organisation muss bereit sein, vermeintlich sicheres Terrain zu verlassen und dabei auch Fehler zu machen“, ließ Wilhelm Goschy, COO der Staufen AG, in seinem Eröffnungsvortrag keinen Platz für falsche Illusionen, dass der Umgang mit den aktuellen Umbrüchen ein Spaziergang werden wird. „Daher braucht es erstens eine auf Vertrauen basierende Führungskultur sowie zweitens die richtigen Filter, um Chancen und Risiken erkennen und abschätzen zu können. Beides zusammen bildet die Grundlage, um ein Unternehmen weiterhin selbstbewusst und selbstbestimmt in die Zukunft zu führen“, so Goschy weiter.
Traditionelles Denken liefert traditionelle Ergebnisse
Dem Appell, die eigenen Interpretationsmuster zu hinterfragen, schloss sich auch Prof. Daniel T. Jones an. „Traditionelles Denken liefert nur traditionelle Ergebnisse“, so der Bestseller-Autor und Gründer der Lean Enterprise Academy. „Um die wirklich wichtigen Probleme und die dafür verantwortlichen Gründe in einem Unternehmen zu identifizieren, müssen daher gerade Führungskräfte ihre Einstellungen und Sichtweisen verändern.“
Dass bis dahin noch eine gewisse Wegstrecke zurückgelegt werden muss, zeigte auch der im Rahmen der Staufen-Studie „Erfolg im Wandel“ ermittelte und auf dem BestPractice Day vorgestellte „Change Readiness Index“. So dominiert in mehr als jedem zweiten deutschen Unternehmen noch immer das traditionelle Bild von einer Führungskraft. Eine Umfrage vor Ort unter den mehr als 350 Kongressteilnehmern kam zu demselben Ergebnis.
In Sachen Wandlungsfähigkeit herrscht in der deutschen Wirtschaft eine Zweiklassengesellschaft
Dabei sind ich Deutschlands Unternehmen einig: Wandlungsfähigkeit ist der Schlüssel, um angemessen auf Megatrends wie Digitalisierung, Individualisierung und Co. reagieren zu können. Laut „Change Readiness Index“ unterscheiden sich die deutschen Unternehmen in ihrer tatsächlichen Wandlungsfähigkeit doch sehr deutlich. Denn während auf einer Skala mit maximal 100 Punkten ein durchschnittlicher Change Readiness Index (CRI) von 58 Punkten ermittelt wurde, reicht die Bandbreite der Einzelergebnisse von 18 bis 90 CRI-Punkten.
„Ein Teil der Unternehmen lässt also noch jegliche Wandlungsfähigkeit vermissen, während ein anderer Teil bereits ohne Probleme in der Lage ist, sich schnell und erfolgreich auf Veränderungen und neue Herausforderungen einzustellen“, erläutert Goschy die Studienergebnisse. Für den Change Readiness Index wurden in jedem befragten Unternehmen die vier Bereiche Strukturen, Prozesse, Führungskultur und Mitarbeiterqualifikation untersucht.
„Wie unsere Studie belegt, gehören zu den bereits wandlungsfähigen Unternehmen überdurchschnittlich viele Betriebe, die ihre Wertschöpfungsprozesse nach den Prinzipien des Lean Managements organisieren“, so Goschy weiter. „Wird Lean Management zusätzlich auch in den indirekten Bereichen eingesetzt oder folgt sogar die gesamte Strategie der Lean-Philosophie, gewinnen die Unternehmen nochmals deutlich an Agilität und Flexibilität hinzu.“ In Zahlen: Mit jeder Erhöhung des Lean-Reifegrades steigt der Change Readiness Index eines Unternehmens um mehr als 6 Punkte.
Prof. Jones, Mitautor des Lean-Standardwerks „The Machine That Changed the World“ und Gründer der Lean Enterprise Academy, erklärt das gute Abschneiden der Lean-Unternehmen so: „Während traditionelle Managementansätze Standardisierung dazu nutzen, um Kontrolle über die Belegschaft auszuüben, zeigt Lean Management den Mitarbeitern einen Weg auf, in Eigenverantwortung Verbesserungen zu erzielen. Und wo Menschen die Optimierung der eigenen Arbeit selbst vorantreiben, werden sie fähig, nicht nur die Probleme von heute zu lösen. Sie können auch den Problemen von morgen immer besser begegnen.“
Über die Studie „Erfolg im Wandel“: Für den „Change Readiness Index 2017“ befragte die Unternehmensberatung Staufen im Frühjahr 2017 insgesamt 658 Unternehmen in Deutschland zum Thema „Erfolg im Wandel“. Mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen kommen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Elektroindustrie und der Automobilindustrie.