Digitale Transformation der Versicherungsbranche: Noch fehlt der Masterplan

Versicherungen haben den Transformationsbedarf für die zukünftigen Herausforderungen und Möglichkeiten in der Branche erkannt. Vielfältige Initiativen der Versicherungsbranche sind auf einem guten Weg, aber es fehlt der Masterplan. So der Zwischenstand einer laufenden Studie der Unternehmensberatung BearingPoint.

Dr. Rolf Meyer

Aus zahlreichen Gesprächen mit Kunden wisse man, dass Versicherungsunternehmen mit der Transformation schon gut vorangekommen sind. „Davon zeugen viele laufende Projekte insbesondere im Bereich Digitalisierung. Jedoch ist der Umsetzungsstand in den definierten Handlungsfeldern sehr unterschiedlich. Die engen Zusammenhänge zwischen den Dimensionen Strategie & Geschäftsmodell, Produkte, Vertrieb, Operations & Prozesse, Finance & Risk, IT sowie Mitarbeiter & HR sind Entscheidern oft nicht bewusst. Außerdem verschwindet das Zielbild 2025 bei der Durchführung von Initiativen und Projekten teilweise aus den Augen“, sagt Dr. Rolf Meyer, Partner bei BearingPoint im Bereich Versicherungen.

Im Rahmen der Studie „Readiness 2025“, die 2016 veröffentlicht wurde, entwickelte BearingPoint ein Reifegradmodell und einen Branchenbenchmark für die Positionierung von Versicherungsunternehmen im Hinblick auf ihr Zielbild 2025. Dabei wurden individuelle Handlungsfelder identifiziert und priorisiert.

Optimierungspotenzial im Transformationsprozess deutlich sichtbar

Die zielgerichtete Kanalisierung der laufenden Initiativen und Projekte stellt laut der neuen Analyse aktuell die größte Herausforderung für Versicherer dar. Es gebe zu viele Initiativen und zu wenig Ressourcen bzw. Budget zur Umsetzung. Einigkeit fehle – oft werde noch darüber diskutiert, wie digitale Innovation entwickelt und nachhaltig umgesetzt werden soll. Es werde nach erfolgreichen Rezepten gesucht, um von der vorhandenen hohen Komplexität im Business-Modell, in Produkten, Prozessen und Systemen wegzukommen.

Die Frage „Wie nehme ich die Mitarbeiter im Transformationsprozess mit?“ bleibe oft unbeantwortet oder werde zu wenig berücksichtigt. Und es gebe oft keinen Masterplan, der die Abstimmung der vielfältigen Einzelaktivitäten zusammenbringt und Synergien ermöglicht.

Fahrplan 2025 erstellen und agil umsetzen

Entscheidend sei, die aufgesetzten Transformationsinitiativen abgestimmt zum Ziel zu führen. Wesentliche Stellschrauben:

• Perspektive schaffen – Bei der Operationalisierung der Strategie werden die wesentlichen Umsetzungsinitiativen abgeleitet und gemäß deren Beitrag zur Erreichung des Zielbildes 2025 priorisiert. Ein Masterplan steuert die agile Umsetzung der Strategieinitiativen. Das vorhandene Projektportfolio wird regelmäßig auf Strategiekonformität überprüft und angepasst.
• Veränderungskultur etablieren – Es ist wichtig, gleichzeitig die Mitarbeiter in die Transformation einzubeziehen und die Unternehmenskultur für Innovation zu öffnen. So ist vor allem zu klären, ob die Innovation im Hause evolutionär oder disruptiv angesetzt werden sowie ob sie von innen oder außen (z.B. mit Insurtechs) erfolgen soll.
• Handlungsfähigkeit herstellen – Reduzierung der Komplexität fördert die Transformation. Digitalisierung gelingt betriebswirtschaftlich erfolgreich nur dann, wenn bei Produkten, Prozessen und Systemen die Komplexität signifikant reduziert wird.

„Nachdem das ‚Was‘ der Transformation in Versicherungen erarbeitet wurde, ist der nächste Schritt nun, das ‚Wie‘ – also das genaue Vorgehen – zu gestalten. Die Hauptaufgabe besteht darin, schnell einen Masterplan zu erstellen, mit dem die vielfältigen aufgesetzten Initiativen auf das Zielbild 2025 hin kanalisiert werden“, so Dr. Stefan Giesecke, Executive Advisor Versicherungen bei BearingPoint.

Die Branchenstudie „Roadmap 2025“ soll im Herbst 2017 veröffentlicht werden und die Hebel einer zielgerichteten, machbaren Transformation aufzeigen sowie konkrete Handlungsempfehlungen zur Forcierung des laufenden Transformationsprozesses bieten.