Die Stimmung im industriellen Mittelstand ist euphorisch. Fast 60 Prozent der Unternehmen stufen ihre Wirtschaftslage als sehr gut oder gut ein. Das ist der höchste Prozentsatz seit der ersten Erhebung des Mittelstandspanels im Jahr 2005, wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und A.T. Kearney mitteilten. Bei der Digitalisierung besteht jedoch noch Nachholbedarf – vor allem in kleineren mittelständischen Unternehmen.
Fürs kommende Jahr rechnen mit 51 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten mit einem sehr guten Geschäftsjahr. Treiber der positiven Geschäftsentwicklung ist die Binnenkonjunktur: 44 Prozent der Mittelständler sehen die Inlandsumsätze steigen, 27 Prozent erwarten dies im Auslandsgeschäft. An der aktuellen Umfrage nahmen über 400 Unternehmen teil.
Trump und Brexit als Risiko bewertet
Der zunehmende Fachkräftemangel im Inland und nationalistische Strömungen im Ausland trüben die Stimmung jedoch. Jeweils 35 Prozent der Befragten im Mittelstandspanel befürchten negative Auswirkungen durch die protektionistische Rhetorik der Regierung Trump sowie durch den Brexit. Nationalistische Strömungen in den EU-Mitgliedsstaaten betrachten 42 Prozent der befragten Unternehmer als Risiko für ihr Geschäft.
„Kaum eine Volkswirtschaft ist so offen und eng mit der restlichen Welt verflochten wie unsere“, sagte Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer. „Auch nach der Bundestagswahl muss Deutschland ein Gegengewicht zu Abschottungstendenzen sein. Fast 90 Prozent der mittelständischen Industrieunternehmen exportieren direkt oder indirekt ins Ausland.“
Mittelstand sieht in Digitalisierung zu wenige Chancen
Während sich der Mittelstand für die Digitalisierung im Hinblick auf die eigene Unternehmenskultur und -struktur gut aufgestellt sieht, herrscht auf der technologischen Seite Aufholbedarf. Dies gilt besonders für kleinere Unternehmen.Besorgniserregend ist, dass gerade einmal 35 Prozent der befragten Unternehmen die Digitalisierung als Chance sehen. Dagegen begreifen 42 Prozent die Digitalisierung als Herausforderung.
„Dem deutschen Mittelstand geht es gut, aber die Digitalisierung lässt keine Zeit zum Ausruhen“, erklärte Martin Eisenhut, Partner und Managing Director Central Europe von A.T. Kearney. „Mehr denn je sind Mut und Experimentierlust gefragt. Hier sind viele Unternehmen noch zu zögerlich.“