Wirksames Qualitätsmanagement ist für knapp 50 Prozent der Manager in Deutschland ein Buch mit sieben Siegeln. Fast zwei Drittel der Manager in deutschen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen haben weder das notwendige Know-how noch den Willen, sich um die Verbesserung der Produkt- und Prozessqualität ihres Unternehmens zu kümmern.
So lautet das Ergebnis der deutschlandweiten Studie „Qualitätsbewusstsein als Wettbewerbsfaktor“ des Instituts für Change Management und Innovation (CMI) der Hochschule Esslingen. Darin gab rund die Hälfte der befragten Führungskräfte an, dass es in ihren Unternehmen kein einheitliches Verständnis von Qualität gibt.
Qualitätsbewusstsein als Wettbewerbsfaktor
Laut der Studie wünscht sich mehr als die Hälfte aller Befragten, dass ein Bewusstsein für das Thema „Qualität“ fest in der Unternehmensstrategie und -kultur verankert wird und von den Führungskräften vorgelebt wird.
Die Befragten zahlen für schlechte Qualität teils erheblich drauf: 26 Prozent von ihnen zwischen 3 und 6 sechs Prozent des durchschnittlichen Gesamtumsatzes der letzten drei Jahre, knapp 8 Prozent verzeichneten Kosten von bis zu zehn Prozent des Umsatzes. Bei knapp 3 Prozent fielen sogar mehr als ein Zehntel ihres Umsatzes der schlechten Qualität zum Opfer.
Kein einheitliches Qualitätsverständnis
Knapp 50 Prozent der Studienteilnehmer antworten auf die Frage nach einem einheitlichen Qualitätsverständnis im Unternehmen mit „Wir sprechen von unterschiedlichen Dingen“. Die Gründe hierfür seien vielfältig:
- Den Führungskräften mangle es an Qualitätsbewusstsein.
- Daher fehle es an einer wirksamen Qualitätskultur, die vom Management jederzeit aktiv und für alle sichtbar vorgelebt wird.
- Es gebe in vielen Unternehmen nach wie vor ein ausgeprägtes „Silodenken“: Die Bereiche ziehen nicht an einem Strang und gehen lieber auf die Suche nach Schuldigen anstatt Qualitätsprobleme gemeinsam zu lösen oder vorausschauend zu vermeiden.
Fehlendes Qualitäts-Know-how
Fast zwei Drittel der Befragten gibt an, bei den Führungskräften fehle das fachlich-methodische Know-how, um eine Qualitätskultur im Unternehmen zu verankern und die Unternehmensstrategie entsprechend auszurichten. Bei ebenso vielen fehle es aber auch am Willen, sich für die Qualitätsverbesserung einzusetzen. Dazu passe, dass nur 21 Prozent der Studienteilnehmer angeben, das Top-Management gehöre zu den wichtigsten Qualitäts-Promotoren.
„Was Führungskräfte nicht können und wollen, werden sie nicht vorleben. Gerade beim Thema Qualität muss aber das Management ganz klar den Takt angeben. Nur so lässt sich das Bewusstsein für exzellente Qualität wirksam in der Unternehmenskultur verankern und wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil“, sagt Prof. Dr. Dietmar Vahs, Direktor des Instituts für Change Management und Innovation.
Der „Faktor Mensch“ wird immer noch unterschätzt
Befragt zu ihren Qualitätsprogrammen geben 53 Prozent der Befragten an, verhaltensbezogene Aspekte nicht zu berücksichtigen. So würden Mitarbeiter nur teilweise ermutigt, aktiv Ideen zur Qualitätsverbesserung einzubringen. Auch die Fehlerkultur wirke sich bei den Befragten eher als Hemmschuh aus: sie trauen sich nur teilweise, Vorschläge zur Verbesserung der Qualität zu unterbreiten. Dabei brenne vielen Befragten das Thema Qualität unter den Nägeln.
So wird Qualität zum Erfolgsfaktor
„Der Weg aus dem Qualitätsdilemma ist klar: Wissen aufbauen, Vorbild sein und die Mitarbeiter dazu motivieren, in Sachen Qualität am gleichen Strang in die gleiche Richtung zu ziehen. Wenn Unternehmenslenker das schaffen, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zur exzellenten Unternehmensqualität als wirklichem Wettbewerbsvorteil“, so Vahs.
Methodik: An der Studie nahmen mehr als 200 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen unterschiedlicher Größe aus Deutschland teil. Die Ergebnisse werden am Dienstag, 24. Oktober 2017, an der Hochschule Esslingen präsentiert.