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E-Government: Weniger als jeder zweite Deutsche sieht Fortschritte

Quelle: Ipsos/Sopra Steria Consulting

Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung kommt aus Sicht der Bevölkerung in Deutschland nicht schnell genug voran. 42 Prozent der Deutschen stufen den Entwicklungsstand einer digitalen öffentlichen Verwaltung als fortschrittlich ein, neun Prozentpunkte weniger als 2016. 84 Prozent wünschen sich von Bund, Ländern und Kommunen mehr Tatendrang. In anderen Ländern nehmen deutlich mehr Bürger ihre Verwaltung als digital fortgeschritten wahr. 

Im Ländervergleich ist die Bevölkerung in Deutschland laut der Studie „Digital Government Barometer 2017“ von Ipsos im Auftrag von Sopra Steria ungeduldiger und kritischer, was den digitalen Fortschritt bei Bund, Ländern und Kommunen angeht. Etwas mehr als jeder zweite Bundesbürger (56 %) nimmt wahr, dass Verwaltungen ihnen zahlenmäßig heute mehr Online-Dienste anbieten als vor einigen Jahren.

In den anderen untersuchten Ländern Frankreich, Großbritannien und Norwegen sind es dagegen jeweils mehr als 80 Prozent. In Norwegen sind zudem 75 Prozent der Bürger der Ansicht, dass die digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung ausreichend vorankommt, in Frankreich sind es 66 Prozent, in Großbritannien 64 Prozent. In Deutschland sind nur 42 Prozent dieser Meinung.

„Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass sich die Bevölkerung mehr digitalen Service von den öffentlichen Verwaltungen ihrer Länder wünscht. In Deutschland ist der Ruf der Bürger nach digitalem Fortschritt besonders laut. Die Maßnahmen sollten zügig und vor allem so weiterentwickelt werden, dass sie die Anforderung der Bürger nach einer Vereinfachung des Alltags unter Berücksichtigung der persönlichen Umstände erfüllen“, sagt Dr. Andreas Simon, Experte für Digital Government bei Sopra Steria Consulting.

Häufige genutzte Verwaltungsdienste sollten Priorität haben

Der Digitalisierungsgrad unterscheidet sich in den einzelnen Verwaltungsressorts teilweise erheblich: Die Finanzverwaltungen erhalten in allen vier untersuchten Ländern die besten Noten. In Deutschland bewerten sechs von zehn Bürgern das Online-Angebot der Finanzbehörden als fortgeschritten, beispielsweise die Abgabe der Einkommensteuererklärung über das Internet.

Zum Vergleich: Justiz und Polizei gelten nach Ansicht von nur 31 Prozent der Bürger als digitale Vorreiter. Rund jeder vierte Deutsche (24 %) ist der Auffassung, dass Maßnahmen wie die geplante stärkere Vernetzung der Sicherheitsbehörden Vorrang haben sollten.

Besonders groß sind die Erwartungen bei wiederkehrenden Behördenangelegenheiten, beispielsweise im Einwohnmeldewesen, der Inanspruchnahme medizinischer Behandlungen, aber auch bei belastenden Situationen wie der Arbeitsplatzsuche.

Für 46 Prozent der Deutschen sollten digitale Möglichkeiten zur Erneuerung von Personalausweis und Reisepass Priorität haben. 36 Prozent fordern, Online-Dienste im Bildungssektor wie den elektronischen BAföG-Antrag mit Vorrang voranzutreiben. 35 Prozent der Bundesbürger wünschen sich zudem möglichst bald mehr digitale Angebote im Gesundheitswesen, beispielsweise die vereinfachte Vereinbarung von Arztterminen über das Internet.

Frustfaktoren bei digitalen Behördengängen

Wie bei Onlineshops in der privaten Wirtschaft, nutzen Bürger die digitalen Angebote der öffentlichen Verwaltung nur, wenn sie ihnen das Leben erleichtern. Zentrale Qualitätsbaustellen aus Sicht der Bevölkerung hierzulande sind die Abkürzung der Schritte bis zum Ergebnis sowie eine schnellere Navigation an die richtige Stelle oder zum richtigen Ansprechpartner.

Für 41 Prozent der Deutschen ist der virtuelle Behördengang noch zu kompliziert, jeder Dritte erwartet zudem einen Bearbeitungsstatus, ähnlich einer Sendungsverfolgung im Online-Handel. Länderübergreifend wünschen sich die Bürger, dass sie Daten nur noch einmal eingeben müssen – beispielsweise über ein zentrales Bürgerkonto, das sie selbst anlegen und pflegen können.

Quelle: Ipsos/Sopra Steria Consulting

Regierungsauftrag Digitalisierung

81 Prozent der Deutschen sehen die Regierungen auf Bundes- und Landesebene im Prinzip auf dem richtigen Weg mit ihren angeschobenen Maßnahmen zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Dennoch mahnt jeder Zweite Verbesserungen bei der Umsetzung einer digitalen Agenda an. 70 Prozent der Bundesbürger wünschen sich, dass Staat und Bürger künftig noch stärker digital miteinander interagieren, etwas mehr als bei der Befragung im Vorjahr.

„Daraus leitet sich ein klarer Auftrag der Bürger ab, die kritische Bewertung bei Tempo und Qualität der Digitalisierung ernst zu nehmen und die Maßnahmen mit Hochdruck voranzutreiben. Die öffentlichen Verwaltungen sollten sich bei der digitalen Entwicklung von Online-Diensten auf die Vereinfachung der Verfahren konzentrieren, den Fokus klar auf den Nutzen für Bürger legen und ihre Digitalisierungsprogramme enger miteinander koordinieren“, sagt Dr. Andreas Simon von Sopra Steria Consulting.

Methodik: Sopra Steria veröffentlicht zum dritten Mal in Folge in Zusammenarbeit mit Ipsos eine Umfrage zur digitalen Transformation des öffentlichen Sektors. Die Umfrage wurde von IPSOS im Auftrag von Sopra Steria im Zeitraum 25. September und 4. Oktober 2017 durchgeführt. 4.001 Personen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen wurden nach Geschlecht, Alter, Beruf, Stadt und Region ausgewählt und online befragt.

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