Selbstlenkende Autos stehen vor dem Durchbruch: Millionen von Testkilometern wurden bereits absolviert und das öffentliche Interesse steigt zunehmend. In einer Befragung von 2.500 Autofahrenden in fünf wichtigen Märkten gaben 30 Prozent der Befragten an, sie wären bereit, mehr als 1.500 Euro Aufpreis für ein selbststeuerndes Fahrzeug zu zahlen. Knapp 50 Prozent war die Technik immerhin mindestens 500 Euro wert.
Fast die Hälfte der für die Studie „Enabling the Value of Time“ der Managementberatung Horváth & Partners in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO befragten Autofahrenden freut sich auf ein völlig neues Fahrgefühl: Wird der Fahrersitz frei, kann der Innenraum zum Schlafwagen, rollenden Büro oder Multimedia-Center umgestaltet werden.
In Deutschland, dem viertgrößten Neuwagen-Absatzmarkt der Welt, ist die Begeisterung mit knapp 38 Prozent zwar geringer als in China, Japan oder Frankreich. Dafür ist die Zahlungsbereitschaft der Interessenten hierzulande besonders hoch. 34 Prozent der deutschen Autofahrenden würden mehr als 1.500 Euro für die automatisierte Fahrfunktion ausgeben. „Deutsche Autonutzer schätzen technische Innovationen und Assistenten traditionell besonders“, sagt Dr. Thomas Becker, Studienleiter bei Horváth & Partners.
Chinesen begeistern sich am meisten für Roboautos
Im Rahmen der Studie wurde das Interesse für spezielle Fahrzeugkonzeptionen und Sonderausstattungen für die Themenfelder Schlafen & Entspannen, Arbeiten & produktiv sein, Essen & Trinken, Unterhaltung sowie Schönheit, Wohlfühlen & Wellness abgefragt.
„Auf den ersten Blick überraschen die Ergebnisse des internationalen Vergleichs“, sagt Dr. Florian Herrmann, Studienleiter vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. „Chinesen weisen bei allen Themen die höchsten Interessenwerte und die höchste Zahlungsbereitschaft auf. In Japan ist das Interesse zwar am zweithöchsten, jedoch zeigen die Japaner die geringste Zahlungsbereitschaft.“
Mit der Technikbegeisterung im jeweiligen Land hängen diese Ergebnisse also nicht zusammen, wie die Untersuchung belegt. Die Erklärung liefert die Analyse der Nutzungsintensität: In Japan verbringen die Autofahrenden lediglich 44 Minuten pro Tag hinter dem Steuer, der Durchschnitt liegt bei 70 Minuten.
Auf Privatfahrten entspannen, auf Arbeitswegen produktiv sein
Welche Sonderausstattung das höchste Interesse bei Käufern erregt, hängt vor allem vom Nutzungszweck ab. Bei Freizeitfahrten von mehr als einer Stunde Dauer oder auf Urlaubsreisen werden Schlaf- und Entspannungsmöglichkeiten am meisten geschätzt. Auf beruflich bedingten Fahrten, egal ob Geschäftsreisen oder Pendeln zum Arbeitsort, stehen produktivitätsorientierte Ausstattungen höher im Kurs – von der Arbeitsoberfläche über den Computerarbeitsplatz bis hin zum hochwertigen Sprachassistenten mit Diktierfunktion.
Ein weiterer relevanter Faktor ist die Anzahl der reisenden Personen. So liegt das größte Interesse von Alleinreisenden mit 62 Prozent bei Schlaf- und Entspannungsmöglichkeiten. Bei zwei und mehr Passagieren an Bord steht hingegen die Unterhaltung mit 65 Prozent der Befragten an erster Stelle.
Familien besonders offen für Sharing-Angebote
Befragte mit Familie zeigen durchweg und in allen Umfrageländern überdurchschnittliches Interesse an Sondernutzungsmöglichkeiten, um die durch den Autopiloten neu gewonnene Freizeit sinnvoll oder angenehm zu verbringen. Familien verfügen gemäß der Befragung über eine größere Finanzkraft und sind daher eher bereit, in attraktive Sonderausstattungen zu investieren. Familien sind auch im Vergleich zu Single- und Paarhaushalten eher bereit, auf das eigene Auto zu verzichten und Sharing-Angebote zu nutzen, als andere Studienteilnehmende.
Methodik: Die Studie „Enabling the Value of Time – Implikationen für die Innenraumgestaltung autonomer Fahrzeuge“ wurde von Horváth & Partners und dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO durchgeführt. Die diesjährige Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von insgesamt 2.500 Autonutzenden in China, USA, Japan, Deutschland und Frankreich. Je Land wurden 500 Personen befragt.