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Automobilindustrie: Vernetzung ist für Zulieferer Fluch und Segen zugleich

Bildquelle: Pixabay

Egal ob autonomes Fahren oder E-Mobilität, die Automobilbranche steht vor zahlreichen Herausforderungen. Dennoch laufen die Geschäfte bei den deutschen Automobilherstellern und ihren großen Zulieferern (Tier 1) nach wie vor gut. Wie eine Umfrage der Unternehmensberatung Staufen unter deutschen Weltmarktführern zeigt, erzielen 58 Prozent dieser Unternehmen überdurchschnittliche Renditen. Anders sieht es hingegen bei den mittelgroßen und kleinen Automobilzulieferern aus. Hier liegt nur rund jede dritte Firma in Sachen Rendite über dem Branchenschnitt.

„Wie unsere Studie weiter zeigt, versuchen die Zulieferer der zweiten und dritten Stufe massiv gegenzusteuern“, sagt Dr. Thilo Greshake, Partner Automotive bei der Unternehmensberatung Staufen. „So haben sich in dieser Gruppe 56 Prozent der Unternehmen nach eigener Aussage allein in den vergangenen drei Jahren sehr stark verändert, während dieser Wert bei den OEMs und Systemlieferanten nur bei gut 40 Prozent liegt.“

Aus analog muss Hightech werden

Der Grund: Hersteller und große Zulieferer müssen zwar in immer schnelleren Zyklen mit technologischen Innovationen beim Verbraucher punkten, leiten diesen Druck aber meist direkt an ihre eng mit ihnen verzahnten Zulieferer weiter. In der Folge müssten diese Unternehmen, die meist nur über ein begrenztes Produktportfolio verfügen, in kurzer Zeit ihr gesamtes Geschäftsmodell aus der analogen in die digitale Welt übertragen und dabei grundlegend neu aufstellen, um nicht vom Markt zu verschwinden.

Doch es ist nicht allein der Druck, auch in der Welt der neuen Technologien noch als Zulieferer gefragt zu sein, der besonders den mittelgroßen und kleineren Zulieferern zusetzt. So müssen diese Unternehmen künftig auch ganz anders arbeiten, um aus einem analogen ein Hightech-Produkt zu machen.

„Gefragt ist eine viel stärkere Zusammenarbeit mit viel mehr Partnern. Und dass dieser Partner zudem nicht unbedingt auf der Schwäbischen Alb, sondern im Silicon Valley sitzt, macht die Sache nicht leichter“, hat Automotive-Experte Greshake beobachtet. „Die Vernetzung mit anderen – auch branchenfremden – Unternehmen ist somit Fluch und Segen zugleich. Zwar können klassische Mittelständler von deren Know-how stark profitieren, müssen aber parallel viel mehr Schnittstellen managen.“

Führungskräfte müssen Mentoren werden

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, setzen 88 Prozent der befragten Zulieferer auf die Verbesserung von Prozessen und Organisationsstrukturen. 84 Prozent halten zudem die Qualifizierung von Mitarbeitern und Führungskräften für zentral.

„Führungskräfte sind in diesen Zeiten der rasanten Veränderungen noch viel stärker gefordert als bisher. Sie müssen einerseits für Stabilität und Effizienz sorgen, gleichzeitig aber Unsicherheit und Innovationen managen. Sie müssen Macht abgeben und eine neue Rolle als Mentor finden“, erklärt Greshake.

Kleiner Trost: Mit diesem Wandel des Führungsverhaltens tun sich laut der Staufen-Studie nicht nur die typisch deutschen Mittelständler noch schwer, sondern auch die großen international aufgestellten Konzerne.

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