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Jahrhundertprojekt digitale Wende: Faktor „Mensch“ ist das größte Hindernis

Egal ob Mittelstand, Großunternehmen oder Konzern: viele deutsche Unternehmen setzen dieser Tage auf CDOs oder andere digitale Führungskräfte, um sich auf die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen vorzubereiten. Sie sehen in fehlendem Know-How und geringer Motivation die Faktoren, die den digitalen Wandel oft ausbremsen.

Quelle: CareerTeam

Um herauszufinden, wie weit die Transformation hierzulande fortgeschritten ist, hat die Hamburger Personalberatung CareerTeam 65 deutsche CDOs und weitere Führungskräfte nach ihrer Einschätzung zum Status Quo in Sachen Digitalisierung befragt. Als Vergleichsgruppe gaben zusätzliche 64 CDOs aus der Schweiz Auskunft über den aktuellen Stand.

Fachkräftemangel nicht das größte Problem

Laut der Untersuchung ist nicht der Fachkräftemangel das größte Problem, sondern der Faktor „Mensch“ ist für viele der befragten deutschen CDOs das größte Hindernis auf dem Weg in die digitale Zukunft.

Fehlende Qualifikation (64,6 %) und Änderungsbereitschaft (63,1 %) bei Mitarbeitern werden von jeweils gut zwei Drittel der Befragten als problematisch genannt. Auch das Management behindere in mehr als jedem zweiten Fall (53,8 %) das Vorankommen der Transformation.

Der Fachkräftemangel rangiert bezüglich der Nennungen nur auf Platz fünf (50,7 %), als weiterer Grund wird eine falsche Unternehmenskultur genannt (56,8 %). Studienleiter und CareerTeam-CEO Dr. Ole Mensching sieht einen starken Zusammenhang zwischen den einzelnen Problemen: „Bis zu einem gewissen Grad lässt sich der Fachkräftemangel auch intern durch Weiterbildung der Belegschaft bekämpfen. Dazu bedarf es jedoch einer Unternehmenskultur, in der das Management die Mitarbeiter zur Bildung motiviert und die Bereitschaft dazu vorlebt – an dieser Stelle hapert es in vielen Unternehmen.“

Gänzlich lösen lasse sich der Fachkräftemangel jedoch nicht durch interne Maßnahmen – gerade bei Positionen mit hohem Spezialisierungsgrad sei die Ausbildung zu spezifisch und aufwändig. Hilfreich sei Weiterbildung trotzdem, denn den größten Bedarf an Zusatzqualifizierungen sehen die deutschen CDOs im Bereich der allgemeinen und grundlegenden Digitalkenntnisse – ein Bereich, der gut mit gezielten, auf die jeweiligen Positionen abgestimmten Schulungen abgedeckt werden kann.

Auswirkungen auf die Belegschaft: Jobkiller oder Jobmotor?

Durchschnittlich sind in den befragten Unternehmen gut acht von zehn Mitarbeitern vom digitalen Wandel betroffen. Für mittlere und große Unternehmen liegt der Wert recht stabil bei ca. 75 Prozent, in kleinen Betrieben sind hingegen gut 90 Prozent betroffen. Im Durchschnitt werden die Unternehmen in den kommenden fünf Jahren 14,7 Prozent neue Stellen schaffen und im gleichen Zeitraum 6,5 Prozent Stellen abbauen. Zwei von drei Unternehmen wollen Mitarbeiter einstellen (63 %) – nur 13,9 Prozent verkleinern ihre Belegschaft insgesamt. Auch hier profitieren kleine Betriebe bis 2023 besonders: der Stellenzuwachs wird bei Ihnen insgesamt fast zehn Prozent betragen, während Unternehmen mit mindestens 5000 Mitarbeitern in diesem Bereich quasi stagnieren (0,2 %). Auch in der Vergangenheit wuchsen die Belegschaften kleiner Unternehmen stärker als bei großen Unternehmen (13,7 % zu 6,8 %).

Die Hoffnung: Neue Geschäftsmodelle und Vertriebswege

Die meisten Unternehmen versprechen sich durch Digitalisierungsmaßnahmen vor allem neue und innovative Geschäftsmodelle. 80 Prozent der Befragten nannten dies als Grund – für 86,5 Prozent der entsprechend Antwortenden hat sich diese Hoffnung bereits erfüllt. Einen weiteren wichtigen Grund stellt die Erschließung neuer Distributions- und Vertriebswege dar. 70,8 Prozent der Verantwortlichen versprechen sich davon positive Auswirkungen auf das Unternehmen, aus der entsprechenden Gruppe konnten 78,2 Prozent tatsächlich Verbesserungen in diesem Bereich verzeichnen.

Möglichkeiten zur Kostensenkung spielen hingegen bislang keine große Rolle: nur knapp die Hälfte der Unternehmen hofft auf sinkende Produktionskosten, jedes dritte auf geringere Personalkosten. Im bi-nationalen Vergleich spielen finanzielle Faktoren hingegen durchaus eine Rolle: Einsparungen bei Produktions- und Personalkosten in Deutschland werden jeweils gut doppelt so häufig als Motivation genannt, wie bei den Schweizer Befragten (20,6 % bzw. 17,6 %).

Auf diese Maßnahmen setzen Unternehmen: Cloud statt Big Data

Um ihre Unternehmen für Gegenwart und Zukunft fit zu machen, setzen die befragten CDOs gleichermaßen auf technische Innovationen, wie auch auf strukturelle Veränderungen. So sind die Digitalisierung von Geschäftsprozessen (86,2 %) sowie der internen Kommunikation und der Einsatz von Cloudlösungen (je 75,4 %) die beliebtesten Maßnahmen. Besonders letztgenannte Lösung erscheint Dr. Ole Mensching bemerkenswert: „Aus Gründen der Datensicherheit wurden Cloud-Lösungen lange nicht von den Unternehmen in Erwägung gezogen. Aufgrund der strategischen und operativen Vorteile wird in Zukunft dennoch kaum ein Weg daran vorbeiführen.“

Besorgt zeigt sich Mensching hingegen über eine andere Erkenntnis: gut jedes siebte befragte Unternehmen aus Deutschland (13,8 %) digitalisiert lediglich bereits bestehende Geschäftsmodelle und verzichtet auf die Erschließung neuer Tätigkeitsfelder. „Hier besteht die Gefahr, dass Unternehmen zu passiv sind und die sich durch die Digitalisierung bietenden neuen Potenziale und Vorteile verschlafen.“

Partner im Wandel: Externe Dienstleister in Deutschland beliebt

In gut zwei Drittel (65,4 %) der befragten deutschen Unternehmen entfällt die leitende Koordination, Planung und Implementierung der Digitalisierung auf CDOs oder verwandte Positionen. In jedem fünften Unternehmen steuert die Geschäftsführung den Prozess – in der Schweiz ist dies in jeder zweiten Firma der Fall.

Generell scheint die Digitalisierung in Deutschland wesentlich dezentralisierter vonstatten zu gehen: So setzt gut ein Drittel (32,4 %) der abgefragten Unternehmen auf Projektarbeit in Labs, Acceleratoren und Incubatoren (Schweiz: 20 %), mehr als ein Fünftel der Verantwortlichen (23,1 %) in Deutschland vertraut auf die Unterstützung durch externe Dienstleister (Schweiz: 6,3 %).

Für Mensching liegt dies jedoch vor allem an den größeren finanziellen Spielraum, den deutsche Unternehmen gegenüber ihren südlichen Nachbarn haben. Generell gelte zusätzlich: je kleiner das jeweilige Unternehmen, desto höher der Anteil der in Planung und Durchführung der Digitalisierung involvierten Mitarbeiter. Den Grund dafür sieht Mensching zum einen darin, dass effektive Teams eine gewisse Größe nicht überschreiten sollten und zum anderen, dass größere Betriebe häufig aus klassischen Branchen mit physischer Produktion kommen.

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