Der Anteil der 3,76 Millionen Mittelständler in Deutschland, der in den zurückliegenden drei Jahren (2015-2017) erfolgreich Digitalisierungsprojekte abgeschlossen hat, steigt: 30 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen hierzulande haben nach einer Analyse von KfW Research in den Einsatz neuer oder verbesserter digitaler Technologien für Prozesse, Produkte/Dienstleistungen oder Geschäftsabläufe investiert.
Im Vergleich zur Vorjahresbefragung stieg der Anteil der „Digitalisierer“ um 4 Prozentpunkte. Erfreulicherweise sei eine Zunahme der Digitalisierungsquote bei den Mittelständlern aller Größenklassen und nahezu aller Wirtschaftszweige festzustellen – die Digitalisierung komme folglich allmählich in der Breite des Mittelstands an.
Die Gesamtausgaben des Mittelstands für Digitalisierungsvorhaben hingegen fallen mit 15 Mrd. EUR im Jahr 2017 (2016: 14 Mrd. EUR) weiterhin vergleichsweise niedrig aus. Für Neuinvestitionen beispielsweise in Maschinen, Gebäude oder Einrichtungen geben mittelständische Unternehmen mehr als das 11-fache aus (169 Mrd. EUR). Die Durchschnittsausgaben eines Mittelständlers für Digitalisierung blieben gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert bei 17.000 EUR.
Große Mittelständler mit höheren Digitalisierungsquoten
Hinsichtlich des Themas Digitalisierung zeigt sich im deutschen Mittelstand laut der Analyse ein deutlicher Größeneffekt: Je größer ein Unternehmen, umso häufiger setzt es Digitalisierungsprojekte um und umso höher fallen die Investitionen hierfür aus. Mittelständler mit mehr als 50 Mitarbeitern setzten doppelt so häufig auf digitale Projekte wie kleine Firmen mit weniger als 5 Beschäftigten (49 % vs. 28 %) – und sie geben gegenüber diesen rund das 24-fache für Digitalisierungsmaßnahmen aus (147.000 EUR vs. 6.000 EUR).
Die geringen Digitalisierungsanstrengungen der Kleinunternehmen geben Anlass zur Sorge, denn diese Firmen stellen das Gros des deutschen Mittelstands. 81 Prozent aller mittelständischen Betriebe fallen in diese Größenklasse. Es bestehe die Gefahr, dass sich eine Spaltung des Mittelstands in große, stark digitalisierte Unternehmen einerseits und kleine, bei der Digitalisierung abgehängte Firmen entwickelt. Nachteilige Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Kleinstbetriebe dürften die Folge sein.
Hinsichtlich der durchgeführten Vorhaben zeigt sich: Die größte Rolle spielt die Digitalisierung des Kontakts zu Kunden und Zulieferern (56 %), dicht gefolgt von der Erneuerung von IT-Strukturen (53 %). Der Aufbau von spezifischem Know-how (38 %), die Reorganisation von Workflows (25 %) sowie die Einführung neuer Marketing- und Vertriebskonzepte (25 %) sind weniger häufig. Nur 21 Prozent aller Vorhaben zielen auf die Digitalisierung von Produkten oder Dienstleistungen ab.
Wissensbasierte Dienstleister sind aktiver
Neben der Unternehmensgröße hat auch die Branchenzugehörigkeit einen starken Einfluss auf die Digitalisierungsaktivitäten im Mittelstand: Wenig überraschend ist dabei, dass wissensbasierte Dienstleister wie etwa Medien-, IT- Dienstleister, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatungen (37 %) besonders aktiv sind. Gleiches gilt für Firmen aus dem FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe (36 %) – hierzu zählen beispielsweise Maschinenbau, Elektrotechnik oder Chemie. Im Baugewerbe spielen Digitalisierungsprojekte nur eine untergeordnete eine Rolle (19 %).
Die KfW-Analyse belege zudem die Bedeutung des Humankapitals als wichtige Quelle für Digitalisierungsprojekte im Mittelstand: Firmen, die Hochschulabsolventen beschäftigen, bauen ihre Digitalisierung mit 43 % rund zwei Drittel häufiger aus als Unternehmen ohne Hochschulabsolventen in der Belegschaft.
„Die künftige Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands hängt in erheblichem Umfang davon ab, dass ihm die Digitalisierung gelingt und moderne, zukunftsfähige Geschäftsmodelle entstehen. Unsere aktuelle Analyse zeigt, dass sich hier zwar einiges in die richtige Richtung bewegt. Allerdings bleiben einige Baustellen, an denen die Wirtschafts- und Bildungspolitik ansetzen muss“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.
Es gelte, bestehende Digitalisierungshemmnise wie fehlende IT-Kompetenzen der Arbeitnehmer, die mangelnde Qualität der Internetverbindung, ungelöste Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes oder Probleme bei der Anpassung der Unternehmens- und Arbeitsorganisation weiter abzubauen.