Endloses Warten auf einen Facharzttermin in der Stadt, lange Wege bis zur nächsten Hausarztpraxis auf dem Land: In Zeiten der alternden Gesellschaft und eines voranschreitenden Ärztemangels müssen neue Wege gefunden werden, wie Patient und Arzt miteinander in Kontakt treten können. Online-Sprechstunden sind hier eine gute Alternative – und das sehen auch die Patienten so: Fast jeder dritte Deutsche kann sich vorstellen, das Angebot einer Online-Sprechstunde zu nutzen. Immerhin 5 Prozent haben dies sogar schon einmal getan.
In einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom sehen zwei von drei Internet-Nutzern als Vorteil der Online-Sprechstunde die Tatsache, dass der Zugang zu weit entfernten Ärzten und insbesondere Fachärzten erleichtert wird. Mehr als jeder Zweite (53 %) hebt hervor, dass die Wartezeit in der Praxis entfällt. 43 Prozent der Internetnutzer nennen als weiteren großen Vorteil, dass so keine Gefahr mehr besteht, sich im Wartezimmer bei anderen Patienten anzustecken. Jeder Dritte (34 %) bewertet es positiv, dass die Zeit für die Anfahrt zur Praxis entfällt. 33 Prozent heben hervor, so im Krankheitsfall nicht mehr zwingend das Haus verlassen zu müssen. 17 Prozent führen an, dass die Kosten für die Anfahrt zum Arzt entfallen. Nur 13 Prozent können für sich keinen Vorteil einer Online-Sprechstunde erkennen.
Krankenkassen übernehmen die Kosten
„Die Digitalisierung bietet große Chancen für die medizinische Versorgung“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Der Online-Sprechstunde kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Für Patienten, die auf dem Land leben oder mobil eingeschränkt sind, wird so ein leichter Zugang zu qualifizierter medizinischer Hilfe geschaffen. So können Versorgungslücken geschlossen werden.
Auch Ärzten bietet die Online-Sprechstunde Vorteile: Praxen vor Ort werden entlastet. Zudem können Mediziner die Termine für die Online-Sprechstunde deutlich flexibler handhaben. Kurz gesagt: Online-Sprechstunden sparen Zeit und Geld. Sie können das bestehende Praxis-Angebot sinnvoll ergänzen.“
Die Krankenkassen übernehmen seit April 2017 die Kosten einer Online-Sprechstunde. Im Mai 2018 hat der Deutsche Ärztetag den Weg dafür geebnet, dass sich Patienten auch ohne vorherigen persönlichen Arztbesuch via Videochat behandeln lassen können – wenn dies ärztlich vertretbar ist und die erforderliche ärztliche Sorgfalt gewahrt bleibt. Bei der Online-Sprechstunde kommunizieren Arzt und Patient über einen zertifizierten Videodienstanbieter, der für einen sicheren technischen Ablauf sorgt. Nötig sind neben einer Internetverbindung eine Webcam, Lautsprecher und ein Mikrofon – also technisches Equipment, das in Tablets und Smartphones bereits standardmäßig enthalten ist.
„Die Etablierung weiterer digitaler Leistungen wie das e-Rezept oder die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist dann der nächste Schritt. Das entlastet nicht nur Ärzte und Patienten, sondern auch das gesamte Gesundheitssystem“, so Rohleder weiter. „Es sollten jetzt alle Akteure an einem Strang ziehen, um die Online-Sprechstunde mit all ihren Potenzialen als eine von vielen Behandlungsmöglichkeiten zum Standard zu machen.“
Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.005 Personen ab 16 Jahren befragt, darunter 826 Internetnutzer.