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Agile Organisationen sind robuster in Krisenzeiten

Organisationen, die auf Agilität setzen, können deutlich besser auf Veränderungen und Herausforderungen reagieren. Das zeigt sich gerade sehr deutlich in der Covid-19-Krise. Für sie sei der Umgang mit Veränderungen und Unsicherheiten bereits Alltag und sie seien dadurch krisenfester, so eine Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint.

Quelle: BearingPoint

„Die Pandemie stellt auch alle Organisationen vor große Herausforderungen. Doch gerade die, die bereits über agile Organisationsformen sowie agile Mindsets verfügen, kommen besser durch die Krise. Unsere Umfrage zeigt, dass diese Organisationen flexibler auf die rasanten Veränderungen reagieren können und somit robuster sind. Nicht nur in Krisenzeiten, sondern zu jeder Zeit“, sagt Julia von Spreckelsen, Partner, Head of Agile Advisory bei BearingPoint Deutschland.

Krise zeigt besondere Bedeutung von agilen Arbeitsformen

Wie schon im Vorjahr wurde auch in 2020 wieder eine Umfrage bei über 370 Teilnehmern durchgeführt, um das Thema Agilität möglichst breit zu beleuchten. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Covid-19-Krise komme der Befragung eine ganz besondere Bedeutung zu. Denn viele Organisationen müssten auf viele Herausforderungen gleichzeitig reagieren und da zeigen sich – so die Agile Pulse 2020 Studie – Unterschiede zwischen den Organisationen, die bereits über agile Arbeitsformen verfügen und denen, die diese erst einführen. Neu in diesem Jahr ist auch die Einbeziehung nicht-deutschsprachiger Teilnehmer in die Umfrage.

Agilität im Einzug bei sehr großen Organisationen

Immer mehr Organisationen setzen auf Agilität, wie die aktuelle Umfrage zeigt. So haben von den befragten Organisationen 62 Prozent in den vergangenen bis zu drei Jahren agile Methoden eingeführt. Weiterhin geben 20 Prozent an, dass agile Methoden bereits seit vier bis sechs Jahren in ihrer Organisation im Einsatz sind.

Auffällig in diesem Zusammenhang sei, dass sehr große Organisationen mit mehr als 5000 Mitarbeitenden dabei noch eher am Beginn ihrer agilen Reise stehen. Denn die Auswertung zeige, dass Agilität hier vor allem in den vergangenen ein bis drei Jahren Einzug fand. In kleineren Organisationen mit weniger als 500 Mitarbeitenden dagegen fing der Einsatz agiler Arbeitsweisen schon früher an, teils vor über 10 Jahren.

Agile Organisationen sind robuster

Eine große Mehrheit der Befragten (82 %) sieht agile Organisationen besser gerüstet, wenn schnell auf Veränderungen wie beispielsweise in Krisen reagiert werden muss. Zudem geben mehr als zwei Drittel (71 %) an, dass agile Organisationen im Vorteil sind, weil Mitarbeitende selbstorganisiertes Arbeiten gewohnt sind und daher auch remote effizient sein können. BearingPoint betont in diesem Zusammenhang, dass viele agile Rahmenwerke an komplexe ungewisse Situationen mit einer gewissen Routine herangehen, die insbesondere in Krisenzeiten erleichtert, weiterhin kontinuierlich Arbeitsergebnisse zu liefern.

Die Top 5-Gründe für die Einführung agiler Methoden

Wie die BearingPoint Agile Pulse 2019-Umfrage, zeigt sich auch 2020, dass die Erwartungen an den Einsatz von Agilität berechtigt sind. Als „Top-5-Gründe für die Einführung agiler Methoden“ wurden genannt:
die Erhöhung der Flexibilität (57 %),
die Erhöhung der Geschwindigkeit (49 %),
die stärkere Kundenzentrierung (38 %),
einfachere und schlankere Prozesse (31 %)
und die Verbesserung der Eigenverantwortung der Mitarbeitenden (17 %).

Der Top-Grund „Erhöhung der Flexibilität“ wurde laut den Befragten im Vergleich mit anderen Zielen insgesamt am besten erreicht (50 %).

Wie die Umfrage ebenfalls zeige, bewerten Führungskräfte und Nichtführungskräfte die Flexibilität ihres Unternehmens unterschiedlich. Während 39 Prozent der Führungskräfte angeben, ihr Unternehmen sei flexibel und könne sich schnell anpassen, sind es bei den Nicht-Führungskräften gerade einmal 20 Prozent, die diese Einschätzung teilen. Diese unterschiedlichen Bewertungen von Führungskräften und Mitarbeitenden seien ein Spannungsfeld, das möglicherweise durch mehr Transparenz entschärft werden könne.

Hybride Projektorganisationen sind die Realität

BearingPoint unterstreicht, dass die Transformation hin zu agilen Organisationen ein Prozess sei, der schrittweise mit variierender Schnelligkeit erfolgt. Demnach ist es möglich, dass verschiedene Abteilungen einer Organisation unterschiedlich weit bei der Einführung von agilen Methoden sind und sich auch deren Projektmanagementansätze dadurch unterscheiden. In der Umfrage geben die Befragten an, dass 69 Prozent der Projekte in ihrer Organisation hybrid sind, also eine Mischform von klassischen und agilen Ansätzen angewandt wird. Im Gegenzug sind 17 Prozent agil und 14 Prozent der Organisationen klassisch organisiert.

Einsatz agiler Arbeitsweisen auf mehreren Ebenen

Am häufigsten eingesetzte agile Rahmenwerke bzw. Praktiken sind laut der Umfrage:
– Scrum (76 %)
– Kanban (66 %)
– Design Thinking (51 %).

Auch agile Skalierungs-Frameworks werden vermehrt in Verbreitung genutzt. Die Umfrage zeigt, dass agile Praktiken aktuell noch vor allem auf Team-Ebene eingesetzt werden (81 %), gefolgt von der Abteilungsebene (62 %). Weniger werden agile Praktiken derzeit auf der Strategieebene (29 %) und Managementebene (26 %) eingesetzt.

Kultur ist nach wie vor größte Herausforderung

Wie schon im Agile Pulse 2019 sehen auch 2020 60 Prozent der Befragten die Kultur als größte Herausforderung bei der agilen Transformation ihres Unternehmens. Gefolgt vom Zusammenspiel zwischen agilem und traditionellem Vorgehen mit 46 Prozent und der Bereitschaft der Mitarbeitenden zur Veränderung mit 38 Prozent.

Selbstbestimmtes Arbeiten wichtigster Motivationsfaktor

Auch die Motivation der Menschen bestimme die Organisationskultur mit und es gebe verschiedene Möglichkeiten, diese zu beeinflussen. Unter den Befragten zeigte sich laut BearingPoint ein großer Unterschied dazu, wie sie durch ihre Organisationen motiviert werden und wie sie gerne motiviert werden wollen. Organisationen fokussieren demnach stark auf die Sicherheit des Arbeitsplatzes, währenddessen die Mitarbeitenden jedoch auch bei Innovationen mitgestalten und selbstbestimmt arbeiten möchten. Selbstbestimmtes Arbeiten, etwas das durch agile Frameworks besonders unterstützt wird, ist mit 72 Prozent für die Mitarbeitenden der wichtigste Motivationsfaktor.

Internationale Unterschiede bei den Anreizen

Laut der Umfrage war der Übergang zu virtueller Arbeit für agile Führungskräfte leichter, da sie bereits vorher Vertrauen in die Arbeit und Leistungen und die effiziente Selbstorganisation ihrer Mitarbeitenden gefasst hatten. Das sei gerade vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Corona-Krise sehr interessant. So zeige die Studie, dass im deutschsprachigen Raum die Befragten stärker als im nicht-deutschsprachigen Raum durch selbstbestimmtes Arbeiten motiviert werden möchten. Letztere würden hier stärker durch Weiterbildungsmöglichkeiten oder finanzielle Anreize motiviert. Dies seien erste Hinweise für internationale Unterschiede, die man künftig noch weiter durch eine noch stärkere Erweiterung der Studie außerhalb des deutschsprachigen Raums untersuchen möchte.

 

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