Mitarbeiter in deutschen Unternehmen können die Möglichkeiten der Digitalisierung kaum ausnutzen. Allerdings verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit. Zu diesem Schluss kommt die Arbeitszeitbefragung 2015 der FOM Hochschule für Oekonomie & Management, für die knapp 570 Fach- und Führungskräfte zu den Themen Erreichbarkeit und Nutzung mobiler Endgeräte befragt wurden.
„Nur 14,2 Prozent von ihnen arbeiten mehr als 20 Prozent oder zehn Stunden pro Woche an anderen Orten als an ihrem üblichen Arbeitsplatz – sei es im Außendienst (57 %), im Home Office (43 %) oder in Verkehrsmitteln (19 %)“, sagt Ulrike Hellert, Direktorin des iap Institut für Arbeit & Personal der FOM Hochschule.
Der Fachfrau nach ist dieser Umstand vor allem deshalb überraschend, weil immerhin fast 39 Prozent der Befragten im Zuge ihrer Arbeit mobile Endgeräte nutzen. Während die Verwendung dieser Devices fast ohne Folgen für die räumliche Flexibilität deutscher Arbeitnehmer bleibt, hat sie extreme Auswirkungen auf die zeitliche Flexibilität.
Starke zeitliche Entgrenzung
„Sind im Rahmen der Arbeit Laptop, Smartphone und Co. im Einsatz, kommt das vor allem vor Arbeitsbeginn oder nach Feierabend (59,9 %), auf Dienstwegen (59,4 %), an freien Wochenenden (38,6 %) oder im Urlaub (35 %) zum Tragen“, so Hellert. „Das geht einher mit einer starken zeitlichen Entgrenzung: Bei fast 47 Prozent mischen sich Arbeits- und Privatleben zeitlich sehr oft oder eher oft, bei 16,2 Prozent ist eine Erreichbarkeit sogar rund um die Uhr gegeben.“
Um den gesundheitlichen und psychischen Folgen dieser Entwicklung entgegenzuwirken, empfiehlt die iap-Direktorin Unternehmen, verbindliche Regeln zu schaffen. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen auf der einen Seite Transparenz: Wann muss ich erreichbar sein, wann habe ich Feierabend? Auf der anderen Seiten brauchen sie die Verlässlichkeit, dass diese Regelungen auch wirklich eingehalten werden“, fordert die Expertin abschließend.