Hersteller, Tracking-Dienste und Fernsehsender rufen über Smart-TVs Nutzungsdaten ihrer Kunden und Zuschauer ab und können diese zu genauen Persönlichkeitsprofilen verdichten. Dies hat das Unternehmen eBlocker anhand eines Samsung Serie5 Smart-TV aus dem Jahr 2016 (UE40K5579) eigenen Angaben zufolge heraus gefunden. Permanent würden dabei personenbezogene Daten wie die IP-Adresse an unterschiedlichste Datensammler abfließen – ohne Interaktion und ohne dass Smart-TV-Funktionen überhaupt genutzt werden.
Solche Datenlecks entstehen laut der Untersuchung auch im Standby- Modus, also wenn der Nutzer eigentlich davon ausgeht, dass sein Gerät ausgeschaltet ist. Erschreckend sei darüber hinaus, dass der Datenversand durch Konfigurationseinstellungen nicht ohne weiteres abstellbar wäre. Nicht zuletzt ermöglichten eindeutige Kennungen, die sich auch nach dem Aus- und Wiedereinschalten des Gerätes nicht ändern, dass der Nutzer während der gesamten Lebensdauer des Smart-TVs und über sämtliche Datensammler hinweg immer wieder erkannt werde.
Samsung als großer Datensammler
Die Studie will insbesondere den Gerätehersteller Samsung als großen Datensammler entlarvt haben. So erhalte Samsung bei der Untersuchung ein sehr genaues Bild des Nutzers über das gesamte Fernsehverhalten, die Nutzung interaktiver hbbTV-Angebote sowie installierter und verwendeter Apps. Auch Fernsehsender sollen mit genaue Informationen darüber beliefert werden, wie häufig und welche Sendungen jemand sieht oder welche interaktiven Angebote er nutzt. Bei den meisten Fernsehsendern kämen dabei auch so genannte „Third Party“-Datensammler wie Google, Amazon & Co. zum Einsatz. Durch die eindeutige Geräte-ID könnten diese Datensammler ein genaues Profil des Nutzers über praktisch sämtlichen Fernsehkonsum erstellen.
„Ich bin schockiert, in welchem Ausmaß die Sammlung von Nutzerdaten auf dem von uns getesteten Gerät stattgefunden hat“, so Christian Bennefeld, Tracking-Experte und Geschäftsführer von eBlocker. Drittanbieter hatten wir in dem Zusammenhang bereits vermutet, aber dass der Gerätehersteller seine Zuschauer so intensiv überwacht, hat mir fast die Sprache verschlagen. Was mich dabei besonders empört, ist die Tatsache, dass der Nutzer diesem Datenabfluss nicht ohne weiteres widersprechen kann.“
Der gläserne Zuschauer
Durch die Vollüberwachung der Zuschauer sowohl beim Fernsehkonsum als auch bei der App-Nutzung könnten genaue Merkmale abgeleitet werden, die beispielsweise Aufschluss über die Bonität, den Wohnort oder Religionszugehörigkeit der Smart-TVNutzer geben. So kann durch die IP-Adresse des Nutzers der Wohnort und in Metropolen sogar der Stadtteil des Nutzers identifiziert werden.
Auch der Bildungsgrad eines Zuschauers sei über die Nutzung entsprechender Sendungen nachvollziehbar. Auf Basis solcher Informationen sei es Anbietern möglich, ihre Preise für Waren und Dienstleistungen in Internet Shops in Abhängigkeit von Bildung und Bonität bzw. Wohnort anzupassen. Dieses häufig als Preisdiskriminierung bezeichnete Verfahren bedeute, dass Nutzer zur gleichen Zeit und beim selben Anbieter für das gleiche Produkt unterschiedliche Preise angezeigt bekommen.
Bei diesem Test sei die Tracking-Blocker-Box „eBlocker“, die auf der IFA 2016 gezeigt wird, dazu verwendet worden, die vom Smart-TV jeweils abgesendeten http- und https-Anfragen zu protokollieren und zu analysieren. Über den Schutz von hbbTV-Nutzern hinaus sei eBlocker dadurch in der Lage, die Anfragen zu Datensammlern und die Profilbildung aktiv zu unterbinden. Damit soll der Zuschauer beispielsweise auch vor dem Datenabgriff des Geräteherstellers geschützt sein.
Die Verantwortlichen gehören schlicht in den Knast und die Geräte verboten. Punkt, aus.